Veröffentlicht: 13.05.2017
Nach drei Monaten Asien ging es nun wieder in die "westliche Welt", dennoch absolutes Neuland für uns, denn von Australien kannten wir bisher nur den Melbourner Flughafen. Wir flogen mit Jetstar, einer australischen Billigairline von Bangkok nach Melbourne für kleines Geld. Relativ ausgeschlafen kamen wir morgens im sonnigen, warmen Australien an. Es ging dann auch gleich mit dem Taxi zur Autovermietung und nach langer Wartezeit und einigen Komplikationen konnten wir endlich unseren Campervan in Empfang nehmen mit einem doppeltem Upgrade! Anstatt eines alten Hippie Camper bekamen wir einen relativ modernen Campervan. Welch herrliches Gefühl! Wir hatten uns ja in Neuseeland in das Camperleben verliebt und waren total glücklich, dass wir auf unserer Reise dieses Leben noch einmal führen durften. Der späte Nachmittag ging dann für Einkaufen drauf, aber zu unserer Freude für den Geldbeutel stellten wir fest, daß die gourmet Supermarktkette "Feinkost Albrecht" (Aldi) in Australien vertreten war. Das Fahren auf der linken Seite war schon lange kein Problem mehr, da wir fast ausschließlich in Linksverkehr Ländern unterwegs waren, allerdings hatten wir unser erstes Auto mit Gangschaltung auf der "falschen" Seite, das war doch etwas gewöhnungsbedürftig. Wir fuhren dann dem Sonnenuntergang entgegen, raus aus Melbourne und fühlten gleich wieder die Freiheit, die nur dieses Art des Reisens mit sich bringt. Bei Dunkelheit und nach langem Suchen fanden wir endlich den Campingplatz und hatten Glück, dass der Campingwart noch ein Plätzchen für uns hatte. Als wir am nächsten Morgen die Vorhänge zurück zogen entdeckten wir sogleich einige Kängurus die auf der Wiese gemütlich grasten. Da wurde uns langsam bewusst, dass wir tatsächlich in Australien sind! What a feeling! Für die kommende Nacht hatten wir uns einen Naturcampingplatz im Kurth Klin Regionalpark ausgesucht. Hier darf man tatsächlich im Wald campen! Nach drei Monaten Asien war dieser Wald eine unglaubliche Wohltat für unsere Atemwege und der Duft des Waldes war einfach unbeschreiblich. Wir waren wandern und abends haben wir ein Lagerfeuer gemacht und ausgiebig die Lagerfeuer Romantik ausgelebt. Danach ging es weiter Richtung Warragul, wieder ein Waldcampingplatz! Auf der Karte sah es harmlos aus in der Realität war es mitten, mitten im Wald, das nächste Dorf war 60 KM entfernt und als wir gegen Abend ankamen stellten wir fest, dass wir den ganzen Platz für uns alleine hatten.Der Platz war wirklich wunderschön, es sah fast aus wie im Bilderbuch, dazu noch jede Menge exotische Vögel, ein Stück Paradies! Dann wurde es Dunkel und irgendwie auch ziemlich unheimlich. Ein neues und unbekanntes Gefühl zu wissen man ist komplett alleine im Wald und die nächste Miniansammlung von eher verwahrlosten Hütten und fremden Menschen ist 60 Km entfernt. Mutig wie wir waren haben wir uns ein Lagerfeuer gemacht und hörten den neuen unbekannten Geräuschen des Waldes zu. An diesem Abend gingen wir etwas früher zu Bett und haben auch mehrfach überprüft ob wir richtig abgeschlossen hatten. Nach einem ausgiebigen Spaziergang am nächsten Morgen machten wir uns auf Richtung Ostküste und den Princess Highway A1 , Austrialiens längster Highway (und weltweit der zweitlängste) auf dem man einmal das Land umrunden kann, dieser ist 13.600 Kilometer lang. Auf der gesamten Strecke befinden sich immer wieder Rastplätze auf denen man gratis übernachten darf. Einige Plätze am Highway waren schöner als viele deutsche Campingplätze. Nächstes Ziel war der Booderee Nationalpark, direkt am Meer. Wir wanderten an Klippen entlang, sahen uns verschiedene Strände an und beobachteten Kängurus. Hier blieben wir einen Tag, dann fing es ziemlich heftig an zu regnen und wir fuhren weiter Richtung Sydney, der Sonne entgegen. Da unsere Zeit knapp war und wir beide eher Naturliebhaber sind, sparten wir uns den Großstadttrubel und bogen kurz vor Sydney links weg, Richtung Blue Mountain Nationalpark. Bevor wir diesen erreichten stoppten wir noch für eine Nacht im Kangaroo Valley. Kängerus konnten wir dort keine sehen, dafür hatten wir das große Glück Wombats zu beobachten. Eine Mama graste bei Nacht mit ihrem Jungen direkt vor unserem Camper. Ein Foto gibt es keines, wir wollten diese seltenen Tiere nicht stören, aber es gibt ja Tante Google, die hat ganz viele Fotos! Der Blue Mountains Nationalpark empfing uns mit einer vierspurigen Straße, die einmal komplett über die Berge führt. Mit soviel Verkehr hatten wir nicht gerechnet und waren erst mal enttäuscht. Die Nacht verbrachten wir auf einer überfüllten Raststätte und planten für den nächsten Tag eine Wanderung über den National Pass. Die Enttäuschung des Vortages war schlagartig weg. Wir befanden uns auf einem gigantischen Wanderweg mit Aussichten über ein riesiges Tal dieser bläulich maijästätischen Berge. Wir wanderten an einem riesigen Wasserfall auf glitschigen Stufen bergab, an Felsvorsprüngen mit toller Aussicht und einen weiteren riesigen Wasserfall wieder nach oben.Erschöpft[http:/oben.Erschöpft] aber glücklich ging es abends schon wieder weiter, der Regen hatte uns nämlich fast eingeholt. Nächstes Ziel, das Outback! Als Outback bezeichnet man alle Regionen in Australien die fernab der Zivilisation liegen. Das Outback bestimmt dreiviertel der Gesamtfläche Australiens! Den ersten Stopp machten wir im Gundabooka Nationalpark. Wir wurden von einer kargen Landschaft mit roter Erde empfangen. Das war ein ganz neues Feeling und unglaublich schön. Am Campingplatz waren wir die einzigsten mit Campervan, alle anderen hatten eine 1 a Outbackausrüstung inklusive Landrover und Vierradantrieb. Vielleicht ist es ganz gut, dass unser Vermieter nicht weiß, dass wir hunderte Kilometer über sehr holprige Dustroads gefahren sind. Am nächsten Morgen machten wir uns auf zu einer Bergwanderung bei 30 Grad und ohne schattenspendende Bäume. Da wir frisch aus Asien kamen war das gar nicht mal so tragisch, denn heiße und schwüle Luft waren wir gewöhnt. Die Landschaft hat uns echt umgehauen, allerdings haben wir das erste mal die Begegnung mit der australischen Buschfliege gemacht. Die Buschfliege ist in Australien eine üble Plage und bevölkert das gesamte Outback. Sie ist vergleichbar mit unseren Schmeißfliegen und dazu 10x aggressiver. Sie setzt sich bevorzugt in Nasenlöcher, Ohren und Augen. Mindestens 50 dieser Fliegen begleiteten uns die gesamte Wanderung. Ihr könnt Euch sicher vorstellen, dass diese Wanderung eine echte Tortour war. Trotzdem sind wir tapfer drei Stunden gewandert weil uns die Natur echt geflasht hat, waren danach aber mit den Nerven am Ende. Die nächsten Tage verbrachten wir mit fahren, fahren, fahren. Ca. 1.500 Km durchs Outback. Das bedeutet gerade Straßen bis zum Horizont und am Horizont geht es weiter geradeaus. Das war total faszinierend, wunderschön, irgendwie unheimlich und manchmal ziemlich deprimierend. Faszinierend wie es einfach nur gerade aus geht, eine unvorstellbare unendliche Weite, wunderschön diese Farben, rot, gelb und grün, unheimlich weil man so lange auf keine Bevölkerung trifft, deprimierend weil man mindestens alle 5 Km ein überfahrenes Känguru sieht. Ca. alle 300 km kommt ein kleines Dorf wo man tanken kann und in dem ein paar Menschen leben. Meist sind diese Dörfer ziemlich verwahrlost und strahlen irgendwie eine Hoffnungslosigkeit aus. Auch deprimierend. Die nächste größere Stadt im Outback die wir erreichten war Broken Hill. Broken Hill lebt noch heute vom Bergbau und vom Tourismus. Auch diese Stadt mit ihren 18.500 Einwohner und einer guten Infrastruktur wirkte auf uns etwas verwahrlost und trostlos. Da das Fahren auf immer geraden Straßen bei 100 Km/h unglaublich anstrengend ist legten wir hier einen Pausentag ein, füllten unsere Vorräte auf, wuschen unsere Wäsche. Nächstes Ziel war der Flinders Range Nationalpark am Rande des Outbacks. Hierfür wechselten wir den Bundesstaat, es ging von New South Wales nach South Australia. An der Grenze hörten wir dann das erste mal von einer Food Quarantäne Zone. Man darf von NSW nach South Australia keinerlei Obst und einige Gemüsesorten transportieren. Alles muss entsorgt werden sonst drohen saftige Strafen. Anscheinend haben sie Angst, dass das NSW-Obst eine Fruchtfliege über die Grenze bringt, die schädlich für den Obstanbau in South Australia ist. Aha.Ziemlich ärgerlich, da wir uns nach langer Zeit im Outback in Broken Hill endlich wieder mit frischen Nahrungsmitteln eingedeckt hatten, die wir nun einfach in die Tonne schmeißen mussten, was für eine Verschwendung! Der Flinders Range Nationalpark hat uns den Ärger dann aber schnell mit seiner unglaublichen Schönheit wieder vergessen lassen! Leider konnten wir dort nur eine Scenic Route fahren und eine Wanderung unternehmen ehe uns der Regen wieder eingeholt hatte. Also weiter, auf der Suche nach Sonne in die Adelaide Hills. Einen Stopp zum Wandern legten wir davor noch im Mount Remarkable Nationalpark ein. Die Adelaide Hills sind DAS Weinananbaugebiet in Australien. Hier herrschte eine komplett andere Stimmung als im Outback. Dicht besiedelt, überall gepflegter Wohlstand, freundliche Menschen, sanfte Natur. Wir blieben drei Nächte, gingen wandern, schauten uns kleine Ortschaften an, besuchten das Wolf Blass Weingut (unser Lieblingswein zu Hause) einmal besuchten wir eine Brauerei, leider kostete das Bier dort 9 Dollar und es sollte unser einzigster Besuch in einer Lokalität bleiben. Am ersten Abend hörten wir am Campingplatz laute Partymusik. Da wir schon lange nicht mehr ausgegangen waren, folgten wir der Musik und trafen nach kurzer Zeit auf die Reste einer doch ziemlich angetrunkenen Hochzeitsgesellschaft. Das war wohl nix.Enttäuscht gingen wir zurück Richtung Camper, auf dem Weg dorthin sprach uns eine Frau von Ihrer Terrasse aus an, wo wir hinwollten. Kathy lud uns dann kurzerhand zu sich auf die Terasse ein und versorgte uns mit Sekt, Bier und Geschichten über Australien. Wir hatten das Glück auf eine sehr kritische und direkte Person gestoßen zu sein. Wir hatten einen wirklich schönen, herzlichen, witzigen und politischen Abend. Auf unserer Weiterreise besuchten wir das Dörfchen Hahndorf. Eine kleines "deutsches" Touridorf in den Adelaide Hills. Hier wurde man von Touristen aller Herrenländer nur so überrant. Es gab ein Hofbräuhaus in dem man sich eine Schweinshaxe mit Würstchen und Schnitzel (alles auf einem Teller) bestellen konnte, es gab Souveniers aus dem Schwarzwald usw.So stark war unser Heimweh dann aber doch nicht und nach einem Rundgang fuhren wir weiter. In Hahndorf hätte uns fast der Regen eingeholt, aber wir waren schneller auf dem Weg Richtung Mildura am Murray River (einer Empfehlung von Kathy). Mit im Gepäck eine kleine Maus die uns die nächsten drei Nächte auf Trapp hielt. Gerade eingeschlafen ging das Geraschel los, Licht an Maus weg, so ging das die ganze Nacht. Tagsüber hielt sich unser Gast gut versteckt hinter einem Schrank um dann in der kommenden Nacht gut ausgeruht weiter Schabernack zu treiben. Wir kamen nicht drum herum das Tier mit professioneller Hilfe einzufangen. Leider konnten wir niergends eine Lebendfalle kaufen und entschieden uns schweren Herzens für die tödliche Variante. Am nächsten Morgen hielten wir dann eine kleine Beerdigung ab und begruben die Maus. Die kommende Nacht ging das Geraschel wieder los! Erst dachten wir der der unruhige Geist der verstorbenen Maus treibt sein Unwesen.Nein wir hatten tatsächlich nochmal einen blinden Passagier an Bord und das Spiel begann von vorn. In Mildura campten wir am Murray River, gingen wandern am Fluß und machten einen Ausflug in die beeindruckenden Sandhills.
Noch ein kleiner Abstecher in den traunhaft schönen Kulkyne Nationalpark und weiter zu unserem nächstes Ziel war das Grampians Gebirge mit beeindruckenden Wasserfällen, Felsschluchten und Aussichten. Wir besuchten die McKennzie Falls, eine wirklich tolle Wanderung durch eine wundrschöne Schlucht die langsam ansteigt, dann steht man plötzlich vor diesem beeindruckenden Wasserfall und kann seitlich am Wasserfall nach oben wandern von dort hatte man eine tolle Aussicht über das gesamte Tal. Am nächsten Morgen wanderten wir zu den Pinacles einem gigantischen Aussichtspunkt. Diese anspruchsvolle Wanderung führte uns durch einen Canyon über riesige Felsen und steil bergauf. Oben wurden wir wieder mit einer tollen Aussicht belohnt. Wieder unten angekommen fuhren wir gleich weiter raus aus dem Gebirge Richtung Meer nach Warrnambool, dort beginnt die Great Ocean Road unser letztes Ziel auf unserem Australientrip. Diese Scenic Road führt an der Küste 243 Km entlang und endet kurz vor Melbourne, jährlich wird sie von ca. 7 Mio Menschen besucht. Eigentlich sind wir keine Fans von überlaufenen Tourihighlights und haben diese Route hauptsächlich gewählt da sie geschickt auf unserer Route lag. Auch wenn uns mittlerweile wieder der Regen eingeholt hatte und manche View Points übervoll waren von knipsenden Touristen, waren wir ganz schön beeindruckt von der Wellengewalt des Meeres, den langen Naturstränden und den riesigen beeindruckenden Felsformationen uuund wir haben zwei Koalas gesehen! Da hatten wir um Abschluss wirklich nochmal ein richtiges Highlight! In Australien war nun richtig Herbst, die Nächte waren mit 3°C ziemlich frostig und tagsüber hat es geregnet, das hat uns den Abschied ein klein wenig erleichtert. Dennoch gingen die vier Wochen wahnsinnig schnell rum. Wir waren selten mal länger als eine Nacht an einem Ort und sind in 4 Wochen 6.300 Kilometer gefahren. Das war alles andere als entschleunigt Reisen und die neuen Eindrücke flogen nur so an uns vorbei. Wir brauchen wohl noch einige Zeit um alles zu realisieren und zu begreifen was wir erlebt haben. Es war auf jeden Fall unglaublich!
Fazit Australien: - Natur: 4 Wochen 6.300 Kilometer.Im Vorfeld sagte Nina noch wir fahren aber weniger als in Neuseeland (dort waren es 6.500 Kilometer in 8 Wochen) es war schlicht nicht möglich weniger zu fahren. Die Distanzen sind gigantisch! Letzendlich haben wir dennoch nur ein Achtel des Landes gesehen. Trotzdem haben wir viele Facetten Australiens sehen können. Im Outback waren wir komplett geflasht von der unendlichen Weite, 1.500 Kilometer nur Steppenlandschaft und das war nur ein kleiner Teil von Australiens Outback! Wunderschöne Küstenlandschaften mit Naturstränden, hohen Wellen, Felsformationen und idyllischen kleinen Städtchen. Abgelegende riesige Wälder. Sanfte mit Trauben (Weinflaschen) übersäte Hügel und gelb leuchtende Weizenfelder. Einfach nur unbeschreiblich.
Essen und Leute:
Die australische Küche lässt sich wahrscheinlich sehr gut mit der Amerikanischen vergleichen. Fast Food in allen Variationen, Hauptsache es geht schnell und besteht aus Fett triefendem Fleisch. Die Folgen der Ernährung sind dadurch auch häufig optisch zu sehen. Gerade in den verlassenen Gegen wirkte es auf uns als würden sich die Aussis aus Frust so viel ungesunde Nahrungsmittel einverleiben. Trotz der Trostlosigkeit die wir an manchen Orten spürten, trafen wir auf sehr herzliche hilfsbereite und mitteilungsfreudige Menschen. Natürlich gab es auch die sehr distanzierten Zeitgenossen.
Wir hatten auf jeden Fall eine hammer Zeit in Australien und auch wenn wir längst nicht alles sahen, haben wir doch viele Facetten dieses Landes erleben dürfen.
Thank you, beautiful Australia!