Veröffentlicht: 11.01.2019
Die Busfahrt von Concepcion nach
Asuncion dauerte ungefähr 7h und verlief ereignislos. In Asuncion
ging dann der Hotelalbtraum erst mal weiter. Ursprünglich hatten wir
ein Zimmer in einem Hostel gebucht, zu einem halbwegs bezahlbaren
Preis. Das Zimmer sollte sogar ein eigenes Bad bieten, zumindest
gemäss Beschreibung, in Tat und Wahrheit tat es das nämlich nicht.
Nun denn, so schlimm ist das ja auf den ersten Blick nicht, wenn es
mal nur ein Gemeinschaftsbad gibt, allerdings lag das Bad gefühlte
3km vom Zimmer weg, ein Stockwerk weiter unten, durch den Innenhof
und den Garten auf der anderen Seite des überraschend grossen
Grundstücks. 1 Bad für alle Zimmer! Am Ende der Welt! Für mich,
die ich jede Nacht mindestens einmal aufs Klo muss, war das ein
absolutes NoGo. Wenn ich mich mitten in der Nacht anziehen und diese
Wanderung hinter mich bringen muss, bin ich nachher hellwach und kann
bestimmt nicht mehr schlafen. Wir beschwerten uns beim
Hotelbetreiber, da das definitiv nicht das war, was wir gebucht
hatten. Der freundliche Mann zeigte sich sofort bereit, eine
alternative Lösung zu finden und buchte für uns ein Zimmer in einem
naheliegenden Hotel im ähnlichen Preissegment. Auf den ersten Blick
war das eine akzeptable Alternative, das Zimmer war zwar auch eine
ziemliche Bruchbude mit durchgelegenen, papierdünnen Matratzen, aber
das Nötigste war vorhanden und es liess sich einigermassen
aushalten. Jedenfalls so lange bis man die Klimaanlage einschaltete.
Ab diesem Zeitpunkt hatte man nämlich das Gefühl mitten auf einer
Baustelle direkt neben einem Presslufthammer zu schlafen. Wobei von
Schlafen ja gar nicht die Rede sein konnte bei diesem Radau. Also
hatten wir die Wahl zwischen Presslufthammer oder 40°C im Zimmer.
Juhu. Das konnte so nicht weitergehen, nach einer miserablen Nacht
hiess es also mal wieder das Budget strapazieren und in ein
„Mittelklasse-Hotel“ umziehen. Dieses war einfach aber dafür
auch wirklich gut gelegen im Stadtzentrum und bot ein ausgezeichnetes
Frühstücksbüffet, wo wir uns als Kompensation für unser Budget
auch noch ein paar Brötchen fürs Mittagessen stibitzten. Man muss
ja schliesslich sehen, wo man bleibt.
Eine weitere
Hotel-Kuriosität in Paraguay ist die Anordnung der
Badezimmer-Einrichtung. Oftmals ist das Badezimmer sehr schmal.
Zuerst kommt das Lavabo, dann die Dusche und hinten an der Wand das
Klo. Wohlverstanden besteht die Dusche einfach aus einem Loch im
Boden und einem Duschhahn an der Wand. Das bedeutet, es ist erstens
nicht möglich zu duschen, ohne das das komplette Badezimmer nass
wird und zum zweiten, wenn man erstmal geduscht hat, ist es
anschliessend ein Ding der Unmöglichkeit, aufs WC zu gehen, ohne
durch das ganze überflutete Bad zu waten.
Unser erster Tag in Asuncion war
ein Sonntag, und wie wir feststellten, muss man an diesem Tag dort
nichts wollen. Ich habe noch kaum je einen Ort gesehen, der derart
ausgestorben ist, und hier handelt es sich wohlverstanden um die
Hauptstadt des Landes. Die allermeisten Restaurants und Geschäfte
bleiben geschlossen, die Strassen sind menschenleer, nur ein paar
zwielichtige Gestalten treiben sich in den Parks herum. Auch wir
gaben das Sightseeing daher relativ bald auf und verbrachten den Tag
im klimatisierten Hotelzimmer.
Montags dann kam Leben in die Sache bzw. In die Stadt und wir machten uns auf Erkundungstour. Zu sehen gibt es aber auch nicht gerade übermässig viel.
Zunächst einmal wäre da der Panteon de los Heroes, ein Mausoleum auf der Plaza de los Heroes, wo die sterblichen Überreste von Mariscal Francisco Solano Lopez und anderen Schlüsselfiguren aus Paraguays katastrophalen Kriegen beigesetzt liegen und von einer Militärwache bewacht werden.
Ausserdem besuchten wir die Estacion Ferrocarril, wo es ein Eisenbahnmuseum gibt. Das kleine Museum war eigentlich ganz nett und unterhaltsam. Die Eisenbahnstrecke Asuncion – Encarnacion war die erste in Südamerika. Unter anderem ist einer der ersten Züge, die auf dieser Strecke unterwegs waren, im Museum ausgestellt, zusammen mit anderen Stücken aus dieser Zeit. Auch in Paraguay ist die Eisenbahn jedenfalls schon lange nicht mehr in Betrieb. Viel interessanter als der eigentliche Besuch des Museums war aber das Gespräch mit den 2 älteren Schweizer Damen, die wir dort zufällig angetroffen haben. Und dann auch noch aus Küttigen, wer glaubt denn sowas.
Weiter besichtigten wir das Casa de la Independencia, wo Paraguay 1811 als erstes Land des Kontinents seine Unabhängigkeit erklärte. So interessant das auch klingt, gibt das Museum trotz der Führung durch den motivierten Mitarbeiter überhaupt nichts her, und der Besuch lohnt sich nicht wirklich.
Auch am Palacio Lopez, dem Sitz der Regierung, kamen wir vorbei, konnten diesen aber nur von aussen anschauen.
Trotz der absolut brütenden Hitze wanderten wir ziemlich eifrig in der Stadt herum, besuchten die Flusspromenade und den Hafen sowie die städtischen Parks und den kleinen Kunsthandwerksmarkt am Plaza de los Heroes (wo wir sogar noch auf einen Nikolaus trafen).
Die beiden Schweizerinnen, die wir im Eisenbahnmuseum getroffen hatten, hatten uns ausserdem die Escalinata empfohlen. Eine versteckte Steintreppe in einem sehr bunten kleinen Stadtviertel, die mit lauter farbigen Mosaiken verziert ist. Sowohl die Treppe als auch das ganze Stadtviertel gefiel uns wirklich sehr. Es ist eigentlich fast der herzigste Ort in Asuncion.
Dort trafen wir auch auf eine Fotocrew,
die Aufnahmen mit einem Modell machte. Ironischerweise trafen wir
dieselbe Crew an fast jedem anderen Ort, wo wir an diesem Tag waren,
wieder an. Natürlich kommt man so etwas ins Gespräch, wobei sie uns
das Restaurant Lido beim Plaza de los Heroes empfahlen, wo man
typisch Paraguayanisch essen kann.
Natürlich folgten wir diesem
Rat und gönnten uns dort ein feines Mittagessen, wobei wir unter
anderem Chipa probierten, ein typisch paraguayanisches Gebäck, eine
Art Maisbrot mit Ei und Käse. Als ich mir die Sopa Paraguaya
bestellte, rechnete ich naiverweise wirklich damit, eine Suppe
aufgetischt zu bekommen. Ich staunte nicht schlecht, als mir ein
Auflauf aus Mais, Käse, Milch und Zwiebeln serviert wurde. Lecker
war es zwar, aber bis heute ist mir absolut schleierhaft, weshalb
dieses Gericht „Sopa“ heisst.