Veröffentlicht: 12.02.2022
Bergamo - das ist der Ort, an dem die Krimi-Geschichte spielt, die wir im Italienisch- Volkshochschulkurs mal gelesen haben: Diebstahl einer Etrusker-Kette aus dem Museum - seitdem wollte ich da mal hin. Ich habe ein freies Wochenende, Venedig wäre die Alternative gewesen aber das ist so mega-touristisch, das hat mich nicht wirklich gereizt. Die Altstadt Bergamos, die Oberstadt, thront auf einem Hügel, lokal einer der südlichsten Ausläufer der Alpen, die Neu- bzw. Unterstadt erstreckt sich zu ihren Füßen in die Poebene hinein.
06:30 Uhr, mein Wecker klingelt. Ich hab mir über Internet ein digitales Ticket von Verona nach Bergamo gekauft. Alles schnurrt wie in der Schweiz, bis ich beim Umsteigen in Treviglia meinen Zug verpasse: Bahnsteige werden nicht angezeigt und bis ich binario 2 Ouvest gefunden hatte, waren die 5 Minuten Umsteigezeit und der Zug weg. Egal, ich wollte ohnehin noch eine Kaffee trinken. Der Zug ist eine Art S-Bahn, ich nehme einfach die nächste.
Bergamo ist in der Bahnhofsumgebung bevölkert von Schwarz-afrikanern, Gras und andere Drogen kriegt man problemlos, die einheimische Jugend kauft das auch ziemlich offen. Aber ich bin ja - obwohl deutsche Öko-Schlampe - eine Signora, also alles easy. Die italienische Jugend kifft noch offener auf der Straße, als ich das aus Deutschland gewohnt bin.
Die freudliche Lady in der Tourist Info erzählt mir was von Autobus und Funicolare und Cittá Alta. Naja, die zwei Bushaltestellen schaffe sogar ich zu laufen und die Schlange an der Seilbahn ist länger als ich in einem Skigebiet bereit bin, zu ertragen, also gehe ich zu Fuß, sind ja insgesamt bis San Vigilio nur etwa 150 Höhenmeter.
In der Oberstadt tobt der Bär, ausschließlich italienisch sprechende Menschen drängen sich durch die engen Gassen der Altstadt, in den Restaurants und beim Konsumieren der San Valentino-Menüs. Die Bewohner von Bergamo, 2020 trauriger Corona-Weltmeister, haben offensichtlich das Bedürfnis, all das, was sie wegen covide diacannove entbehrt haben, nachzuholen. Viele Pärchen trinken zum Mittagessen eine Flasche Wein zusammen, es geht zu wie am Stachus (Münchner Ausdruck für einen sehr belebten Platz) und der bevorstehende Valentinstag tut sein Übriges: überall wird sich geküsst und geturtelt, werden Paar-Selfies gemacht und Händchen gehalten.
Es sei Ihnen gegönnt, den Bergamaskern.
und für die Streber:
die Mauern der Altstadt sind inzwischen UNESCO-Welt-Kultur-Erbe, sie sind knapp 5 Kilometer lang und man kann auf ihnen um die Altstadt herum laufen.