Von Nürnberg nach Sylt mit dem Radl
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Tag 17-21: Hinter Goslar ist es flach...

Veröffentlicht: 05.01.2023

Nachdem wir nun den Harz erklommen hatten, folgte daraufhin nördlich nur noch das norddeutsche Tiefland - das heißt, es wurde (endlich!) flach. Das Wetter blieb jedoch wie bisher - durchwachsen. Die Strecke nach Lübeck (etwa 299km) wollten wir in viereinhalb Tagen zurücklegen, quasi immer gen Norden. 

Unsere erste Etappe (80km) führte somit von Goslar bis zum Tankumsee in Isenbüttel (bei Gifhorn, nähe Wolfsburg/Braunschweig). Mit den großen bewaldeten Hügeln (aka der Harz) im Rücken und der flachen Ebene vor uns fuhren wir frohen Mutes los, trotz starker Bewölkung. Zunächst ging es gefühlt ewig durch den Landkreis Salzgitter, bis wir schließlich entlang des Flusses Oker und vorbei an Schloss Richmond das schöne Braunschweig erreichten. Dort hielten wir Kurs auf das Café Kaffeezeremonie in der Nähe des Magnitores, welches uns empfohlen wurde. Neben sehr leckerem Kaffe gab es dort außerdem die beste (vegane) Donauwelle, die wir jemals gegessen haben! So packten wir uns noch ein Stück für abends ein (neben den vietnamesischen Resten von gestern Abend waren wir also essenstechnisch gut ausgestattet). In Braunschweig gab es in der Innenstadt viel zu sehen: Wir fuhren vorbei an dem Happy Rizzi Haus, am Residenzschloss und Staatstheater, und am Naturhistorischen Museum in der Nähe der Uni trafen wir auf ein paar Dinos (Plateosaurus und Europasaurus). Auf den letzten 30km zum See sahen wir noch einen großen Grashüpfer auf der Straße, als Jörg kurz sein Fahrrad checkte. Zum Abend hin besserte sich das Wetter, sodass unser heutiges Zelten ganz angenehm werden sollte. Der Campingplatz (für Zelte) lag direkt hinter dem Restaurant und neben dem Waschhaus, sodass wir nur kurze Wege vor uns hatten. Neben unserem Zelt war noch ein weiteres Zelt sowie ein Wohnmobil auf dem Grundstück. Obwohl wir noch Reste von gestern dabei hatten, konnte Janina den verführerischen italienischen Essensdüften nicht widerstehen und nahm "nur eine kleine Pizza Pommes". Danach brauchte sie dringend einen Verdauungs-Abendspaziergang an den See. Von wegen kleines Gericht! Am See sahen wir noch viele Enten und ein paar Fledermäuse, zum Schwimmen war es uns nun aber zu spät und zu kalt. Der See an sich (mit Sandstrand und vielen Bänken und Holzliegen) sah aber sehr einladend aus. Für uns ging es nur noch ins Zelt und schlafen. 

Die zweite Etappe (70km) vom Tankumsee in Isenbüttel zum Uhlenköper-Camp (Eco-Camping) nach Uelzen begann ähnlich wie der erste Tag: Es war sehr bewölkt. Zunächst ging es durch einen kleinen Wald (Barnbruch). Von dort ging es hinauf auf den Elbe-Seitenkanal, der vom Tankumsee aus direkt bis nach Uelzen führte. Am Rande wuchsen Heidekraut und Kiefern, der Weg selbst war flach. Was nach einer ziemlich bequemen Angelegenheit klang, war es jedoch ganz und gar nicht. Der Weg entlang des Kanals war dort sehr schotterig, lauter kleine Steine, sodass wir bereits von einem baldigen Plattenalarm ausgingen. Außerdem ging dies ungemein auf unsere nicht-gefederten Handgelenke! Daher fuhren wir nach einigen Kilometern ab und fuhren lieber über die angrenzenden Straßen weiter. So erreichten wir nach knapp 50km Bad Bodenteich, wo Jörg dringend einen Kaffee benötigte. Wir steuerten somit das Café Schweden Hüüs für eine kleine Pause an. Hiernach nahmen wir die letzten 25km in Angriff. Jedoch wurden wir zu einer weiteren kurzen Pause gezwungen, da es wieder einmal anfing zu regnen. Wir stellten uns kurzerhand in einer Scheune bzw. einem alten Bauernhaus unter, wo allerlei interessantes Zeug herumlag. So wurde es wenigstens nicht langweilig. Bald erreichten wir Uelzen, wo wir uns kurz den Hundertwasser-Bahnhof anschauten. Außerdem testeten wir den lokalen Döner/ die Falafeltasche, da unser Campingplatz etwas außerhalb lag und wir nicht sicher waren, welches Essensangebot uns erwartete. So konnten wir nicht verhungern ;-) Einmal hatten wir uns noch kurz verfahren (Janina lockte es in den Wald) und schon waren wir am Campingplatz. Dieser war wirklich sehr schön! Es gab dort einen kleinen Bio-Shop mit Bistro, ein NaturFreiBad (mit Pflanzenkläranlage ohne Chlor), einen Naturspielplatz, einen schön designten neuen Waschraum mit großer Murmelbahn sowie Waschmaschinen und Trockner, und einen Aufenthaltsraum mit Kicker. Uhlenköper bedeutet übrigens Eulenkäufer, daher waren alle Straßen und Plätze dort nach Eulen benannt. Außerdem konnte man noch weitere Bettvarianten buchen: Egal ob Jurte, Mupfel, Schwurbelnest, Schlummertonne, oder klassisch im Wohnmobil oder Zelt, für jeden Geschmack war etwas dabei. Lediglich die Zeltwiese, umrandet mit Eichen, war durch den vorherigen Regen etwas aufgeweicht, aber noch ok. Um uns herum waren hauptsächlich Familien mit kleinen Kindern, sowie drei junge Männer, die hier eine günstige Übernachtungsmöglichkeit anlässlich einer Hochzeit anvisierten ("das letzte Mal Zelten war damals bei Rock am Ring, ohne Isomatte, heutzutage nur noch mit Feldbett"). Das Highlight des Campingplatzes waren jedoch, neben ein paar Kaninchen, ... Mini-Schweine! Jedes hatte einen lustigen Namen und sie ließen sich sogar streicheln :-))) Und außerdem natürlich die Möglichkeit, am nächsten Morgen im Café frühstücken zu können. Hätten wir etwas mehr Zeit gehabt, hätten wir uns sicherlich noch ein Kanu gemietet und etwas auf der Ilmenau gepaddelt. 

Der nächste Tag begann somit mit einem leckeren, entspannten Bio-Frühstück. Da es nachts geregnet hatte, war unser Zelt ziemlich schmutzig geworden. Vor dem nächsten Regen packten wir zügig zusammen, doch beim Beladen der Räder fiel uns auf einmal auf: Janinas Rad hat einen Platten! Der war doch gestern noch nicht da! Schnell wieder aufgepumpt und Daumen gedrückt, dass die Luft den Tag über hält [mit täglich einmal Aufpumpen hielt es bis zum Ende des Urlaubs]. Unsere dritte Flachland-Etappe sollte uns von Uelzen zum Lanzer See bei Basedow (Lauenburg) bringen (60km). Dorthin gab es mehrere mögliche Routen, davon keine am Kanal. Wir entschieden uns dafür, noch einmal durch Lüneburg zu fahren. Dort waren wir letztes Jahr bereits durchgefahren und konnten uns noch an einen guten veganen Imbiss erinnern. Einige Zeit nachdem wir losfuhren, nahm Jörg eine Bewegung auf seinem Helm war: Ein Grashüpfer hatte die Gelegenheit zum Mitfahren ergriffen. Er war zwar nicht so groß wie der letzte, dafür deutlich agiler. Da er jedoch keinen Helm trug, hatten wir ihm deutlich gemacht, dass eine Weiterfahrt zu unsicher sei. Der Weg führte heute abwechslungsreich durch Feld, Wald und Wiesen, teilweise auf dem Ilmenau-Radweg. Kurz vor Lüneburg erwischte uns noch ein heftiger Schauer, wo wir uns gerade noch unter den Schirm eines Cafés retten konnten. Von dort war es nicht mehr weit bis zum Zentrum, wo wir uns im Café Bell & Beans noch etwas stärkten, schön war es!

Und wir schoßen an gleicher Stelle wieder ein Foto mit dem alten Kran im Lüneburger Hafen - letztes Jahr war deutlich besseres Wetter. Kurz dahinter kauften wir wieder Proviant beim veganen Restaurant "Loving Hut". Weiter ging es bis nach Lauenburg, wo wir die Elbe überquerten (dieses Jahr auf einer Brücke, nicht mit der Fähre). Die Elbe ist wirklich breit! Dahinter mussten wir noch kurz eine Umleitung fahren, da eine Strecke gesperrt war, und so erreichten wir den Lanzer See - und waren unerwarteterweise ganz nah an der ehemaligen innerdeutschen Grenze und Mecklenburg-Vorpommern. Am Campingplatz wurden wir freudig empfangen: Der Chef war BVB-Fan. Schnell bestellten wir uns noch ein paar Brötchen für morgen früh und suchten unseren Zeltplatz auf. Hier waren die Wege doch deutlich weiter. Von der Zeltwiese aus hatten wir direkten Zugang zum Elbe-Lübeck-Kanal. Aufgrund des vielen Regens war der Grasboden des Campingplatzes ziemlich feucht, teilweise stand man im Wasser. Heute waren jedoch nur fünf Zelte da (obwohl es Freitag war), so fand jeder ein trockenes Fleckchen. Abgesehen davon war unser Zeltboden sowieso schon sehr schmutzig. Jörg macht den Boden-Check und legte zur Sicherheit eine trockene Laufbahn mit Blättern zu unserem Zelteingang :-) Neben dem feuchten Gras gab es auch allerhand Nackt-Schnecken (Achtung Janina! Nicht die Schuhe unbeobachtet stehen lassen!). Nur noch einen kurzer Abendspaziergang zum Waschhaus und zum See, dann ging es schlafen. 

Der nächste Morgen begann unerwartet sonnig. Jörg holte unsere bestellten Brötchen ab und wir frühstückten diese mit der Erdbeer-Marmelade aus dem Hotel "Der Kronprinz" in Fuhrbach bei Duderstadt (wo die Hochzeit stattfand). Das war ja schon beinahe eine Woche her, wie die Zeit verging! Unser heutige Weg führte uns vom Lanzer See bei Basedow nach Römnitz am Ratzeburger See (50km). Zunächst radelten wir entlang des Elbe-Lübeck-Kanals. Dieser war sehr grün und idyllisch. Jetzt jedoch am Wochenende war neben und auf dem Wasser viel los. Wir fuhren weiter durch die blaue Lagune bzw. dem Prüßsee bei Güster und suchten danach ein Café in Mölln (Till-Eulenspiegel-Brunnen). Leider waren die Eisdielen alle sehr voll und anscheinend existierten nicht mehr alle Cafés, daher nahmen wir mit dem Bahnhofscafé vorlieb. Immerhin kamen wir bei unserer Suche ungeplant am Eulenspiegel-Brunnen vorbei und lernten so, dass Till Eulenspiegel wohl hier begraben wurde und die Stadt somit auch als Eulenspiegel-Stadt bekannt ist. Schon wieder Eulen! Von Mölln aus waren es nur noch 15km bis Ratzeburg - wäre es etwas wärmer, hätten wir sicherlich schon einen der vielen Badeseen in Angriff genommen. So hoben wir uns das für später auf und radelten weiter nach Ratzeburg. Auch dort war es sehr voll, insbesondere an der Badestelle. Auf der Inselstadt, genauer gesagt auf dem Ratzeburger Marktplatz mit Wasserspiel, machten wir Halt und kauften uns frischen Proviant bei Edeka und Abendessen zum Mitnehmen beim Restaurant Lavastein. Wir verließen die Stadt in Richtung Römnitz, am östlichen Seeufer entlang. Am kleinen Campingplatz Schwalkenberg hatten wir schon vor Reise telefonisch einen Platz angefragt - dadurch, dass Wochenende war, waren viele Unterkünfte belegt und viele Campingplätze nahmen wegen Corona keine Tagesgäste auf. Also, mussten wir nehmen was kommt - was da wäre ein Platz sehr nah zwischen Wasser und Grillstelle und ein großes Familientreffen von Verwandten verschiedenen Grades aus Hamburg. Immerhin, lustige Enten gab es auch, die furchtlos die Zeltweise näher untersuchten. Wäre es nicht so voll gewesen, wäre es bestimmt sehr idyllisch gewesen, direkt am See mit Blick auf den beleuchteten Dom. Zum Glück herrschte auf Campingplätzen strikte Nachtruhe, sodass alle spätestens um Mitternacht schliefen. 

Unsere fünfte Etappe war sehr kurz: Gerade mal 25km waren eingeplant von Römnitz am Ratzeburger See nach Lübeck. Zunächst fuhren wir entlang des Sees bergauf und bergab durch den Wald. Ein Rascheln am Wegesrand verriet einen kleinen Hirsch, der dort gut versteckt war. Vermutlich hatte er sich erschreckt und lief nun schnell davon. In Campow (nur ein paar Kilometer weiter nördlich am See, gehörte jedoch zu Mecklenburg-Vorpommern) kamen wir an einem Honighäuschen vorbei, wo wir uns ein Glas für 5€ mitnahmen - sehr lecker! Der See mündete in die Wakenitz, die wir nach Niedersachsen überquerten und die uns bis nach Lübeck begleitete. Gegen 13 Uhr bereits kamen wir am Hotel an, leider war noch kein Einchecken möglich. Außerdem gab es eine lustige Namensverwechslung... Unser Hotel befand sich ganz in der Nähe des Holstentors, somit ideal, um zwei Tage in Lübeck zu verbringen. Während wir warteten, hörten wir vom geplanten Warnstreik der Bahn morgen und übermorgen, was uns dazu zwang, die Route umzuplanen. So war dies tatsächlich unser letzter Fahrrad-Reisetag - was wir dort aber noch nicht wussten. 

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