vollwietweg part II
vollwietweg part II
vakantio.de/vollwietweg

14.11.19 - 16.11.19 Fenqihu

Veröffentlicht: 22.11.2019

Wie bereits erwähnt war auch unser nächstes Ziel die berühmte und vom Tourismus begehrte Gegend um Alishan. Neben berühmten Tee, liefert diese auf durchschnittlich etwa 1500m gelegene Gegend, ein tolles grünes Panorama, Bambuswälder und tolle Wanderwege. 

Teil dieses tollen Erlebnisses ist es, den Weg dorthin mit dem alten Alishan Forest Railway zu fahren. Ein alter Zug, der sich seinen Weg von Chiayi in die Berge bahnt, durch 55 Tunnel und über 77 Brücken. Diese Bahn ist so begehrt, dass wir drei Tage davor in Chiayi auch kein Ticket mehr bekamen. Zumindest nicht für die Hinfahrt, aber glücklicherweise für die Rückfahrt. Beim Taifun 2009 wurde ein großer Teil der Bahnstrecke zerstört und seither auch nicht wieder aufgebaut. Seither fährt der Zug etwa nur die Hälfte der Strecke bis nach Fenqihu. Da es uns einfacher, günstiger und ebenso schön erschien, beschlossen wir gar nicht nach Alishan selbst zu fahren, sondern uns in Fenqihu zu stationieren und von dort mit dem Zug wieder zurück zu fahren. 

So fuhren wir aber erstmal mit dem Bus nach Fenqihu, was glücklicherweise nicht ganz so abenteuerlich war, wie teilweise in Erfahrungsberichten beschrieben. Wir kamen kurz nach 5 auf knapp 1400m an und wurden von den niedrigen Temperaturen überrascht und mussten erstmal unsere lange Kleidung auspacken. Danach stand ein kurzer Spaziergang durch das Dörfchen an, wobei es mittlerweile schon dunkel war und irgendwie auch sehr ausgestorben. Es wurde bereits deutlich, dass dieser Ort sehr auf Tagestourismus ausgelegt ist. Wir suchten uns dann noch ein offenes Restaurant, um zu Abend zu essen und zogen uns dann in unser Zimmer zurück, dass übrigens seit Ewigkeiten wieder einmal ein Fenster hatte und nicht nur ein Fenster, sogar einen kleinen Balkon und zusätzlich zur angenehm frischen Luft, war die Temperatur ganz ohne Klimaanlage so fein, dass wir uns in unsere separaten Decken kuscheln konnten. 

Am nächsten Tag wachten wir vom Tageslicht recht früh auf und machten uns gegen neun Uhr auf den Weg zu unserer geplanten Wanderung. Geplant war der Historical Trail von Fenqihu nach Ruili, einem Dorf 7km entfernt. Diese Distanz klang für uns leicht machbar, auch wenn es klar war, dass wir dieselbe Strecke auch wieder zurück laufen müssen, da von Ruili kein Bus nach Fenqihu fährt. Auch hatten wir gelesen, dass pro Weg 2 – 3 Stunden gebraucht wird. Allerdings waren wir auf das was uns da erwartete nicht wirklich vorbereitet. Aber erstmal von Anfang an. Wir liefen also gemütlich los und waren darauf eingestellt, dass es erstmal eine Weile steil hinauf geht, so waren das ca. die ersten 2km, in denen wir 200 Höhenmeter bewältigten. Für Lea bereits recht anstrengend, aber machbar. Vor allem da die Umgebung wirklich wunderschön und beeindruckend war. Wir liefen durch Bambuswälder und Regenwaldabschnitte. 









Wir kamen auch an einer Stelle vorbei, an der gerade abgeschnittener Bambus abtransportiert wurde. 



Die darauffolgenden 2km waren dann Steigungstechnisch sehr angenehm bevor es anfing 3km steil und wir meinen STEIL nach unten zu gehen, um die 500 Höhenmeter nach Ruili nach unten zu kommen. 




Wir, die leider schon im Hinterkopf hatten, dass wir das ja auch alles wieder hinauf müssen, hielten tapfer durch. Unsere Knie wurden mit der Zeit aber immer zittriger, schlussendlich kamen wir an schönen Teefeldern vorbei und erreichten zu guter Letzt den Anfangs bzw. Endpunkt des Weges. 








Wie sich herausstellte, war das eigentliche Dorf Ruili noch 1,5km entfernt. Da wir für diesen Teil des Weges bereits 3,5 Stunden gebraucht hatten und wir uns nur ausmalen konnten wie lange wir zurück brauchen würden, beschlossen wir nicht auch noch ins Dorf zu laufen. Ganz zum Leidwesen unserer Mägen, denn wir hatten bis dahin noch nichts gegessen. So teilten wir uns den mitgebrachten Müsliriegel, haderten kurz mit uns, ob wir nicht doch versuchen sollten zurück zu stoppen und begannen dann den beschwerlichen Aufstieg. Was dann folgte war wohl eins der anstrengendsten Sachen, die wir je gemacht haben. Wir sind es ja gewohnt lange Strecken in mehr oder weniger ebenem Gelände zu gehen, aber aufwärts und dann auch noch so steil und so lang… wir haben uns ganz schön verflucht. Auch wenn Mathias noch der fittere von uns beiden ist, war es auch für ihn ein Kampf und Lea war wirklich mehrmals den Tränen nah. Als wir dann diesen Aufstieg endlich geschafft hatten… keine Ahnung wie lange wir gebraucht haben, hatte es bereits angefangen zu dämmern und wir kamen voll in den Nebel, was dem Wald eine richtig tolle Stimmung verlieh. 






Leider war die Energie bereits völlig weg und genießen konnten wir das so nicht mehr. Leas Knie hat durch den langen Abstieg sehr gelitten und so war jeder Schritt noch mal ein Kampf, vor allem die letzten 2km, die dann logischerweise wieder hinunter führten und dann auch über Wurzeln und unebene Steine, hatten es sich nochmal in sich. Aber wir glaubten es kaum, wir haben es geschafft. Der Muskelkater würde uns aber noch ein paar Tage begleiten. Nach einem wohlverdienten Abendessen und einer heißen Dusche fielen wir völlig erschöpft ins Bett. 

Am nächsten Tag stand dann die berühmte Zugfahrt an, allerdings erst am Nachmittag. So schlenderten, bzw. liefen wir durch den Muskelkater verkrampft durch das Dorf und erlebten es in voller Pracht vollgestopft mit Leuten. Hief und da fanden wir aber doch noch eine ruhige Ecke. Zum Mittagessen gönnten wir uns eine berühmte Lunchbox, die früher im Zug genau so verkauft wurde. Heute ist dies eine weitere Touristenattraktion, aber auch sehr lecker. 











Und dann war es soweit, wir tuckerten mit dem Zug 2,5 Stunden wieder ins Tal. Die Aussicht war wirklich sehr schön und es war auch sehr lustig zu sehen, wie dieser Zug gefeiert wir. An jedem Bahnhof stand eine Schar von Menschen, um den Zug zu sehen. Da die Anzahl der Plätze so begrenzt ist, scheinen Touranbieter einen Deal zu haben, dass ihre Kundschaft eine Station im Gang stehend mitfahren darf. So spannend, dass dies unbedingt notwendig gewesen wäre, ist das ganze jetzt auch wieder nicht. Aber ok. Für uns war es ein netter Abschluss für einen anstrengenden aber schönen Abstecher in die Berge.  




Antworten

Taiwan
Reiseberichte Taiwan