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Christchurch – die erdbebengezeichnete Stadt

Veröffentlicht: 16.01.2017

Nächstes Ziel unserer Reise war Christchurch an der Ostküste. So ging es zunächst über schöne Schottersträßchen vorbei an den Bergseen Lake Coleridge und Lake Lyndon und dann weiter über zügig zu fahrende Landstraßen nach Waikuku Beach. Wir hatten Kontakt aufgenommen mit Carsten aus dem KTM-Forum, der mit seiner Familie vor 2007 nach Neuseeland ausgewandert ist und seit einem Jahr KTMs vermietet. Obwohl wir nun nichts mieten wollten, wurden wir schon vor Monaten auf einen Kaffeebesuch eingeladen. Und falls jemand eine KTM mieten möchte, hier der Link: http://www.adventurebikehire.nz/

Waikuku Beach liegt etwas nördlich von Christchurch direkt am Meer. Auf einem Spaziergang konnten wir uns von der wunderschönen Gegend überzeugen, und das gerade mal eine halbe Stunde mit dem Auto von Christchurch City entfernt. Da kann man es wirklich aushalten.

Für die nächsten Tage hatten wir dann zentral in der Stadt in einem Backpacker ein schönes Zimmer. Das Backpacker bestand aus mehreren alten Holzhäusern und einem netten Garten, die Atmosphäre war richtig nett, aber auch sehr ruhig. Keine Party-Unterkunft zum Glück. Und man war ganz begeistert von unseren Motorrädern, wir durften sie im Garten parken, damit sie nicht auf der Straße stehen, und bei unserer Abfahrt wurde noch ein Abschiedsfoto gemacht.

Christchurch selbst ist faszinierend und frustrierend gleichzeitig. Die Erdbeben von 2010 und insbesondere das von Februar 2011 haben weite Teile der Innenstadt zerstört. Der Abriss und die Planungen für neue Gebäude haben wohl so lange gedauert, dass jetzt noch viele Grundstücke brach liegen oder aktuell bebaut werden, so dass Bauzäune und Kräne das Stadtbild prägen. Außerdem gibt es noch einige leerstehende Gebäude, die auf Sanierung oder Abriss warten, jedenfalls kein schöner Anblick. Aber einige Neubauten sind fertiggestellt, es wird wohl ständig was Neues eröffnet. Die Architektur dieser Häuser und lässt ahnen, dass die Stadt sicherlich schön werden wird. Es wäre sicherlich interessant, in einigen Jahren wiederzukommen, um zu sehen, wie es geworden ist.

Besonders krass ist der Anblick der zerstörten alten anglikanischen Kathedrale, deren Fassade offen aufgerissen und durch eine Stahlkonstruktion gehalten wird. Um den endgültigen Abriss wird wohl heftig gestritten, die anglikanische Kirche hält den Bau für irreparabel, während der Denkmalschutz den Abriss verhindern will. Als Ersatz hat man jedenfalls innerhalb von gut 2 Jahren die Cardboard Cathedral errichtet, ein provisorisches Gebäude aus Kartonröhren. Während es zunächst wohl viele kritische Stimmen gab, dass ein solches Gebäude einer Kirche unwürdig sei, ist der Bau mittlerweile anerkannt und eine große Attraktion der Stadt. Wir fanden den Bau jedenfalls auch sehr gelungen, eigentlich unglaublich, dass man sowas aus Pappe bauen kann.

Ein weiteres Provisorium, das zur Attraktion geworden ist, ist das Re.Start-Einkaufszentrum. Dies ist nichts anderes als eine kreativ gestaltete Containeransammlung, damit der Einzelhandel schnell wieder Geschäfte eröffnen konnte. Erstaunlich fanden wir, dass hier die Stimmung gar nicht frustierend war, im Gegenteil, die Menschen hier waren gut gelaunt, verweilten zwischen den Imbissständen und diverse Künstler und Straßenmusiker gaben ihr Können zum Besten. Ähnlich erging es uns abends in einem Biergarten, dessen Infrastruktur auch nur aus Container bestand. Der DJ in seinem mit alten Autoteilen geschmückten Container sorgte für gute Stimmung, die Gestaltung des Ladens erinnerte uns an einige provisorische Strandbars in Berlin.

Mit dem Ernst der Erdbeben wurden wir dann noch zweimal konfrontiert. Zum einen schauten wir uns die Ausstellung „Quake-City“ an, in der das Beben von 2011 mit vielen Bildern, Berichten und Videos dokumentiert ist. Eigentlich unvorstellbar, was da passiert ist. 185 Tote gab es bei dem Beben, dies illustriert anschaulich eine Brachfläche, auf der ein Künstler für jeden Toten einen in weiß lackierten Stuhl aufstellte.

Zum Schluss wollten wir aber auch noch was anderes von Christchurch mitnehmen als Erdbeben und die Folgen. Wir sahen uns den Botanischen Garten an, für den Christchurch berühmt ist und gern auch als Gartenstadt bezeichnet wird. Vor allem der Rosengarten war sehr sehenswert, und auch die Gebäude in der Umgebung dort sind nicht zerstört. Obwohl nur ein paar Gehminuten von der Innenstadt entfernt, haben die Beben hier kaum Spuren hinterlassen. So haben wir Christchurch auch in schöner Erinnerung verlassen.

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