vogelfrei
vogelfrei
vakantio.de/vogelfrei

La Fortuna Teil 2 - Vulkane, heiße Quellen und ein Ausflug mit dem Pferd

Veröffentlicht: 06.02.2023

Nach knapp einer Woche Ruhe und Entspannung, abgesehen von der Arbeit am Hühnerstall, zog ich um nach La Fortuna. Ich hatte Glück, dass Noemy, ihr Sohn Daniel und dessen Freundin auch nach La Fortuna wollten, denn Daniel hatte seinen 20.Geburtstag. Also blieb ich noch bis zum Nachmittag, justierte etwas am Hühnerstall herum, beobachtete nochmal die Vögel und dann ging es mit einem Bekannten vom Noemy mit seinem Auto nach La Fortuna. Dort hatte ich mir eine Unterkunft am Rand der Stadt gesucht, ein Bungalow an einem kleinen Teich, gleich neben einem Wanderweg. Ich hatte nach dem Hostelerlebnis in Cahuita ein paar Wochen zuvor keine Lust auf ein Mehrbettzimmer mit Fremden, also gab es für mich wieder ein Einzelzimmer mit großem Bett. Ich hatte 4 Nächte eingeplant, aber irgendwie wurden daraus mal wieder mehr und ich blieb im Endeffekt mehr als eine Woche dort. Aber davon später.
Ich hatte sogar einen Pool hinterm Haus, aber den hatten schon die Moschusenten besetzt. 
Der Karibikkarakara, vermutlich die südliche Unterart. Er gehört zu den Falkenartigen und saß bei meiner Ankunft auf einem Baum vor meiner Hütte. 
So wunderhübsch. 
Ein junger Karakara, den ich allerdings am nächsten Tag fotografiert habe. 

Direkt nach meiner Ankunft ging ich in die Stadt um etwas zu essen und mich umzusehen. Da ich während meines Aufenthaltes in Sonafluca schon mal einen Ausflug nach La Fortuna gemacht hatte, kannte ich die Gegend schon ein bisschen und landete wieder in dem Sushirestaurant in dem ich damals schon gegessen hatte. Dort lernte ich Effie kennen, der am Nachbartisch saß. Wir unterhielten uns etwas und hatten gleich eine angenehme und positive Chemie. Wir verabredeten uns für den Abend um zu den heißen Quellen zu fahren. Effie, also eigentlich Efraim, kommt aus New York, reist seit ca. einem Jahr durch Mittelamerika und arbeitet währenddessen vom Computer aus. Irgendwas mit IT. Am Abend trafen wir uns an meiner Unterkunft und fuhren mit einem Uber (wer das nicht kennt: eine Art privates Taxi) nach El Choyin zu den heißen Quellen. Im Grunde wird der Fluss bei La Fortuna durch die unterirdische Hitze im Vulkan erwärmt und ist somit ein natürlicher heißer Fluss. Um La Fortuna gibt es etliche Stellen an denen man Zugang zum Fluss hat. Die meisten befinden sich in einem der unzähligen teureren Hotels an der Straße Richtung Vulkan und wurden künstlich ausgebaut und sind den Hotelgästen vorbehalten. Aber es gibt auch so eine Art Baderesorts, in denen man die mehr oder weniger künstlich ausgebauten heißen Quellen nutzen kann. Das kostet natürlich alles Geld, da es dann dort auch Toiletten, Restaurants und andere diverse Bespaßung gibt. Aber es gibt auch eine kostenlose Variante, nämlich El Choyin. Diesen Teil des Flusses hat noch niemand aufgekauft oder verändert und es ist einfach ein natürlicher Teil des Flusses. Tagsüber ist dort die Hölle los, aber am Abend ist es ganz angenehm. Mit einem im Grunde Fremden irgendwo hinfahren und dann im Dunkeln erst einen kleinen Pfad hinunter und dann durch einen Fluss stapfen, klingt vielleicht erstmal verrückt. Aber man lebt nur einmal und ich liebe solche Abenteuer. Und alleine wäre ich da bestimmt nicht hingefahren. Wir fanden einen schönen Platz, nachdem wir durch einen Tunnel unter der Straße mussten, durch den das heiße Wasser floss. Überall standen Kerzen und die Atmosphäre war einfach atemberaubend, trotz dass hier und da andere Menschen waren, die Musik hörten oder sangen. Man konnte den Sternenhimmel sehen und zwischendurch regnete es und man spürte den kalten Regen von oben und das warme Wasser von unten. Wir verbrachten ganze 5 Stunden im Wasser bis unsere Finger schon ganz schrumpelig waren. Aber das Wasser war einfach so angenehm und es war wie in einer riesigen natürlichen Badewanne. Ich habe so etwas noch nie zuvor erlebt und bin froh, dass ich mich auf das Abenteuer eingelassen habe.

Der Tunnel durch den wir durchwaten mussten. Zum Teil war die Strömung echt stark. 
Unsere Badewanne. Etwas verschwommen, aber bei der Dunkelheit und dem Wasserdampf konnte man keine besseren Bilder machen. Auf jeden Fall muy romántico. 
Da es in der Wildnis ist, darf man dort rauchen. Also zumindest stehen da keine Schilder wie überall sonst. Auf jeden Fall musste ich wenigstens eine Zigarette in der Badewanne rauchen. Das Bild ist richtig schön geworden 🙂

Allerdings war das Abenteuer an dieser Stelle noch nicht vorbei. Da wir ja erst am Abend zu den heißen Quellen fuhren, war es dann schon 2 Uhr morgens als wir uns entschlossen zu gehen. Wir hätten uns eigentlich wundern müssen, als wir feststellten, dass irgendwann alle anderen Menschen weg waren. Taten wir aber nicht. Oben auf der Straße versuchten wir dann ein Taxi oder ein Uber zu bekommen, aber wir hatten keinen Empfang. Und wir waren mitten im Nichts und weit und breit war kein Mensch. Also gingen wir zum nächstgelegenen Hotel (zum Glück gibt es entlang der Straße und den heißen Quellen einige Luxushotels). Dort stand ein Security-Typ davor und es gab freies Wifi. Aber es gab weder ein Uber noch ein Taxi. Der Security-Typ meinte, dass um die Zeit nix mehr fährt. Und er konnte oder wollte uns auch nicht weiterhelfen. Also entschieden wir uns eine Stück zu laufen und noch mal alle Optionen zu durchdenken. Aber nach einer Weile stellten wir fest, dass wir keine andere Möglichkeit hatten außer die 12 Kilometer zurück nach La Fortuna zu laufen. Zwischendurch versuchten wir einem der Security-Typen der vor einem der Luxushotels rumstand Geld anzubieten, damit er uns ein Auto besorgt. Aber vermutlich wunderte der sich nur über diese merkwürdigen Touristen, die mitten in der Nacht im Nichts rumirrten. Und er hatte einfach keine Lust zu helfen. Dann dachten wir, wir könnten vielleicht per Anhalter fahren. Aber es fuhr einfach kein einziges Auto. Nix. Ich hatte meine Flip Flops an und nasse Haare. Aber zum Glück war es halbwegs warm und es regnete nicht. Also liefen wir die zum Teil stockdunkle Straße entlang, die sich durch die hügelige Landschaft schlängelte und auf der es totenstill war. Wir versuchten uns irgendwie bei Laune zu halten, denn wir waren müde, ich hatte Hunger und 12 Kilometer zu Fuß ist schon ein kleines Stück. Aber im Endeffekt war es mega lustig. Wir haben Musik gehört, laut gesungen, getanzt und irgendwelchen Quatsch gemacht. Nach knapp 3 Stunden waren wir dann endlich in La Fortuna und ich fiel tot ins Bett, 6 Uhr oderso. Effie musste an dem Tag arbeiten und hatte irgendein Online-Meeting am Morgen. Der Arme. Aber war cool. Ich möchte diese Erfahrung nicht missen. 

Auf halber Strecke entdeckte ich diese riesigen Faultiere. Mal wieder verschwommen, weil ich rumzappel. Wir überlegten kurz, ob wir es uns dort gemütlich machen sollten, aber wir wollten dann doch lieber ins Bett. Kurze Pause und dann weiter. 

Am nächsten Tag (also quasi am Selben) schlief ich lange und war dann total platt. Aber ich raffte mich auf und ging mal zum Bogarin Trail, ein Wanderweg in einem kleinen Waldgebiet direkt bei meiner Unterkunft. Als Gast des Hotels hatte ich kostenlosen Zutritt, sonst kostet das wie alles hier ne Menge Dollar. Gleich am Eingang war eine Futterstation für Vögel. Dort konnte man gemütlich sitzen und etliche Arten beim Fressen von Banane und Papaya beobachten. Ich saß dort eine gefühlte Ewigkeit, da ständig eine neue Art auftauchte, die ich zuvor noch nie gesehen hatte und ich unbedingt fotografieren wollte. Also Achtung, es folgen jetzt etliche Vogelbilder von wunderschönen Vögeln.

Passerinitangare, vorn ein Männchen, dahinter ein Jungvogel. Im Hintergrund ein Blautangare.
Links ein männlicher Kappennaschvogel und rechts der Nationalvogel Costa Ricas, eine Gilbdrossel bzw. Schlichtdrossel.
Nochmal der wunderschöne Kappennaschvogel. 
Kappennaschvogel mit Moschusente im Hintergrund.
Gilbdrossel und weiblicher Kappennaschvogel.
Gilbdrossel und männlicher Türkisnaschvogel. 
So wunderschön. 
O.l. Schwefelmaskentyrann, o.r. Palmen-Tangare, u.l. Schläfenfleckspecht, u.r. Blautangare.
Schläfenfleckspecht. 
Montezumastirnvogel. 
Tovisittiche. Leider hab ich kein besseres Bild von denen machen können. 
Graukopftschatschalakas, die die Schubkarre plündern. 
Ein Graukopftschatschalaka von Nahem. 
Rostbauchguan. 
Eine Cayenneralle. 
Zwar kein Vogel, aber trotzdem hübsch. Ein Zweifinger-Faultier. 
Im Park selbst habe ich dann nicht mehr so viele Vögel gesehen, aber hatte diesen wunderschönen Ausblick auf den Vulkan Arenal (rechts) und den Cerro Chato (links). 
Nochmal der Arenal. 

Ich glaube am nächsten Tag war ich faul bzw. habe Fotos sortiert, die Vogelarten bestimmt, die ich in den letzten Tagen gesehen und fotografiert hatte und war mal in der Downtown. Und was Essen mit Effie.

Mitten in der Stadt, im Stadtpark, saßen diese Veraguasittiche bzw. auch Finschsittiche genannt.Ich habe sie dort öfter gesehen, vermutlich war das ein Lieblingsbaum. 
Und diese wunderhübsche Morgenammer konnte ich fotografieren. Erst dachte ich es ist eine Art Hybrid aus Haussperling und etwas anderem, da ich ihn in meinen Vogelfaltplan nicht finden konnte, aber es ist tatsächlich eine Art. 

Da ich irgendwie noch nicht viel von der Umgebung von La Fortuna gesehen hatte, wollte ich am nächsten Tag unbedingt etwas unternehmen. Und da sich Effie ein Motorrad gemietet hatte, fuhren wir am Nachmittag in den Místico Park zu den Hanging Bridges. Im Grunde ein Naturschutzgebiet mit vorgegebenen Pfaden und einigen Hängebrücken quer über die bewaldeten Schluchten. Das Ganze kam irgendwas mit 30 Dollar. Und da meckern die Leute zu Hause über die Preise in Deutschland. Leider habe ich dort nicht so viele Tiere gesehen, aber es war trotzdem schön. Allerdings war ich so ein bisschen angespannt auf dem Motorrad, wie ich es immer bin. Auch da es fast eine Stunde Fahrt auf einer sich schlängelnden Straße war. Aber er fuhr ganz gut und auf dem Rückweg sahen wir den Sonnenuntergang.

Auf jeden Fall war die Landschaft richtig schön. 
Irgendwer erzählte mir später, dass diese Bäume Brokkoli-Bäume genannt werden. Der Name passt auf jeden Fall gut. 
Fledermäuse, keine Ahnung welche Art. 
Eine der Hängebrücken. Und ich. 
Hier habe ich vermutlich versucht die Brücke zum Schwingen zu bringen. 
Zwischendurch hatte man diesen schönen Ausblick auf den Arenal. 
Und am Ende gab es nochmal diesen Ausblick. 
Auf dem Rückweg sahen wir den Sonnenuntergang. 
Und hatten einen Blick auf den Arenal See. 

Da ich irgendwie immernoch das Bedürfnis hatte mehr von der Umgebung zu sehen bzw. auch noch ein paar Pläne hatte, verlängerte ich meinen Aufenthalt noch um ein paar Tage. Allerdings musste ich in eine andere Unterkunft umziehen, da meine bisheriges Hotel schon ausgebucht war und ich eh Ärger von der Besitzerin bekommen hatte, weil ich einmal Besuch hatte und das verboten war. Etwas übertrieben.

Da ich keine Lust auf großen Umzug hatte, zog ich in ein Hostel nebenan, dass sogar einen Pool hatte. Diesmal bezog ich ein Zelt mit einem riesigen Bett. Effie war weitergezogen und so machte ich wieder mein eigenes Ding und buchte einen Ausflug mit dem Pferd.

Die Zelte waren zwar nicht billig, aber dafür recht komfortabel. Allerdings gab es einen Bretterboden, in dem sicher schon das ein oder andere verschwunden ist. Und es fehlte wie überall in Costa Rica ein Schrank. Mein Zelt war das rechts im Bild. 

In La Fortuna gibt es einige Anbieter für Touren mit dem Pferd und ich buchte bei einem Reiterhof, den ich zu Fuß erreichen konnte. Am nächsten Morgen ging es los. Jeder bekam sein Pferd zugeteilt und eine kurze Einweisung. Keine Ahnung warum ich das größte Pferd bekam. Ein bisschen Respekt hatte ich schon, da ich in meinem Leben bisher  vielleicht erst 3 Mal auf einem Pferd saß. Und meine letzte Erfahrung auf einem Pferd war in der Mongolei, ein 4 Stunden Ritt auf einem Holzsattel. Danach hatte ich mir eigentlich vorgenommen so schnell nicht wieder auf einem Pferd zu sitzen. Aber das ist ja nun auch schon fast 5 Jahre her. Und mein Pferd "Aris" war ganz lieb, auch wenn er nicht immer auf mich hörte. Mit einem älteren Pärchen aus den USA und unserem Guide Joel ritten wir erst über eine Farm und danach zu einem Wasserfall. Am Wasserfall konnte man dann 500 Stufen bis nach unten laufen. Eric, der Amerikaner begleitete mich. Unten angekommen war es ziemlich überlaufen, was aber zu erwarten war. Aber zum Baden hatte ich dann keine Lust mehr. Eric und ich beobachteten 2 Mädels, die zum Wasserfall kamen, ihre Kleidung auszogen, im Bikini vor dem Wasserfall posierten um Fotos von sich zu machen, sich wieder anzogen und gingen. Voll schräg. Der Weg nach oben war weniger anstrengend als erwartet, aber ich hatte auch nette Begleitung. Dann ging es mit den Pferden zurück zur Ranch. So insgesamt war der Ausflug jetzt kein großes Highlight, aber es war spannend mal wieder auf einem Pferd zu sitzen und meine beiden Mitreiter waren echt lieb. Die Frau, leider habe ich ihren Namen vergessen, nennen wir sie Kathlyn, war sehr interessiert was ich so mache und was meine Pläne sind. Nach dem Reitausflug nahmen sie mich mit ihrem Auto mit zurück in die Stadt und luden mich noch zum Essen ein. Am Ende haben wir uns zur Verabschiedung umarmt. Schon spannend wie schnell man sich hier mit den Menschen verbindet die man so kennenlernt, wenn es auch nur für eine begrenzte Zeit ist oder es flüchtige Begegnungen sind. Aber für eine kurze Dauer teilt man Stück seiner Reise, die Erlebnisse und die Erfahrungen. Und bisher habe ich immer nette Menschen getroffen mit denen ich zum Teil auch Nummern getauscht habe. Irgendwie sind Reisende wie eine große Familie. 

Meine beiden Mitreiter und rechts unser Guide Joel. 
Wir ritten durch eine echt schöne Landschaft. 

Der Wasserfall war ziemlich überlaufen, aber das dachte ich mir schon. 
Naja, wenigstens ein Foto, wenn ich schon nicht im Wasser war. Das ist übrigens ein Nachteil an solchen gebuchten Touren, man hat wenig Zeit. Alles ist getaktet und man hat immer einen gewissen Zeitdruck. Am Wasserfall hatten wir eine Stunde, aber der Weg hoch und runter hat schon 30 Minuten gedauert und so hätte ich das Badengehen eh nicht so richtig genießen können. 
Mein Pferd Aris am Ende unseres Ausflugs. Er hatte den Nachmittag frei, denn bei den Nachmittagstouren werden wohl andere Pferde genommen. Alles in allem hatte ich das Gefühl, dass die Pferde sehr gut versorgt und behandelt werden. Das weiß man ja manchmal nicht. Aber ich würde so etwas auch nicht machen wenn ich das Gefühl hätte, dass es den Tieren nicht gut geht. 

Nach dem Reitausflug wollte ich mich mal an den Pool legen und in Ruhe Blog schreiben, aber keine 5 Minuten nachdem ich es mir gemütlich gemacht hatte, fing es an zu regnen. Immerhin war ich an irgendeinem der anderen Tage wenigstens einmal kurz im Pool.

Übrigens hatte ich ein paar Tage zuvor Jael in La Fortuna wiedergetroffen, die 18-jährige die musikalisch so talentiert ist und mit der ich zusammen gesungen und dann ihren Song aufgenommen habe, damals in Puerto Viejo. Eigentlich wollten wir mal abends zusammen singen, aber irgendwie haben wir es nicht geschafft. Dafür waren sie, ich und ein Mädel aus den USA, die Jael zuvor kennengelernt hatte und mit der sie ein Stück zusammen reiste, mal abends zusammen essen. Beides super sympathische Personen. Und ich finde es sehr interessant, dass die beiden trotz ihres jungen Alters so einen reifen Blick auf die Welt haben und viele Dinge sehr ähnlich sehen wie ich und sich selbst auch über ihre eigene Generation wundern.

Am Abend ging ich dann nochmal auf den Parkplatz um eine zu rauchen. Denn das ist der einzige Ort an dem man im Hotel rauchen durfte. Oder auf der Straße. Costa Rica ist da sehr streng. Dort traf ich Federico, der auch gerade rauchte und dachte ich wolle ihn vollmeckern, weil er dort raucht. Wir unterhielten uns und ich erzählte ihm, dass ich am nächsten Tag mal einen der Wanderwege am Vulkan laufen will. Er hatte ähnliche Pläne und so verabredeten wir uns für den nächsten Morgen zum Wandern. Da er zwar aus Costa Rica kommt, aber seit einer Weile in Köln lebt und arbeitet, konnte er auch sehr gut Deutsch und so unterhielten wir uns in 3 verschiedenen Sprachen. Nagut, am Ende fast nur noch auf Deutsch, da mein Spanisch eher nicht erwähnenswert ist. Und ich hab auch nur die Hälfte verstanden, als er mit dem Busfahrer, dem Nationalparkpersonal und wem auch immer Spanisch sprach. Und er unterhielt sich mit so ziemlich jedem.

Wir liefen den Wanderweg Arenal 1968, nach dem großen Ausbruch im Jahr 1968 benannt, westlich vom Vulkan. Dort konnte man noch die Überreste der Lava sehen bzw. lief man zum Teil mitten durch die inzwischen bewachsene versteinerte Lava. Die Landschaft war echt schön und von einem Hügel auf halber Strecke hatte man einen tollen Ausblick auf den Vulkan und auf den Arenal See, der wohl künstlich angelegt wurde wie mir Federico erzählte. Er ist in der Nähe aufgewachsen und war mit seinen Eltern öfter dort wandern und kannte die Gegend. Wir chillten eine Weile auf dem Hügel und unterhielten uns mit irgendwelchen US-Amerikanern, die auch recht vogelbegeistert waren. Am Ende kamen wir nochmal an einem See vorbei, der so ein bisschen aussah wie die Waldseen bei uns. Dann mussten wir uns etwas beeilen, da der Shuttlebus nur zu bestimmten Zeiten kommt und die nächste Abfahrt kurz bevor stand. Natürlich war er schon weg und der nächste und letzte fuhr erst 2 Stunden später. Und wir wollten ja noch was essen und zu den heißen Quellen. Neben uns parkte gerade ein Auto aus und Federico fragte die Leute ob wir mitfahren können. Ich dachte, dass sind die Amerikaner die wir zuvor getroffen hatten, aber es waren völlig fremde Leute. Naja. Das französische Pärchen war so lieb und nahm uns mit. Und obwohl ihr Hotel eigentlich ein Stück außerhalb lag, fuhren sie uns noch die 2 Kilometer weiter zu unserem Hostel. Voll lieb. Federico wohnte im selben Hotel wie ich, allerdings in einer Art Tonne bzw. Fass. Zwar witzig, aber viel teurer und nur so groß, dass gerade ein Bett reinpasst. Wir machten uns kurz frisch und dann gingen wir auf die Suche nach dem besten Ceviche der Stadt. Ceviche ist eine Art Fischsalat. Und da er weiß wie ein gutes original Ceviche schmecken muss, fragte er eine Einheimische nach dem besten Ceviche der Stadt und wir landeten in einem kleinen Straßenrestaurant mit richtig gutem Ceviche. Dort fragte er die Wirtin welche heiße Quellen sie ihm empfehlen kann, um mich dahin "auszuführen". Voll süß. Sie kicherte rum und nannte zwei schöne Orte. Nachdem wir nochmal kurz im Hotel unser Zeug geholt hatten, fuhren wir mit dem Taxi zu den Termalitas. Das sind heiße Quellen, die künstlich ausgebaut wurden und man ca. 5 Euro Eintritt bezahlt. Dafür gibt es dort Toiletten, Imbisse, Sitzmöglichkeiten und sogar Rutschen. Und das alles mitten im Dschungel und, zwar etwas kitschig, aber wunscherschön beleuchtet. Wir suchten uns den gemütlichsten der etlichen Pools aus. Es gab verschiedene Tiefen, Größen und Temperaturen, also 40 und 50 Grad warmes Wasser. Letzteres war aber unerträglich heiß. Zwischendurch regnete es und das fühlte sich echt schön an. Wir verbrachten den Abend im Wasser bis sie uns 21 Uhr zur Schließzeit "rauswarfen". Die Rutschen haben wir natürlich auch ausprobiert. Die waren ganz schön schnell und ich musste immer schreien beim Rutschen, wie beim Achterbahn fahren, vor Freude und Angst zugleich. Zurück ging es dann mit dem selben Taxifahrer wie auf dem Hinweg. Frederico hatte sich die Nummer von ihm geben lassen und so hatten wir gleich einen zuverlässigen Kontakt auf Abruf. Sehr schlau. Ein sehr schöner Abend bzw. Tag mit einem tollen Menschen. 

Der Wanderweg "Arenal 1968" mit wunderschönem Ausblick auf den Arenal. 
Diese Greifschwanz-Lanzenotter oder auch Schlegels Lanzenotter genannt saß gleich am Eingang auf einem Baum. Sie ist wohl stark giftig. Die Schlegels die ich sonst kenne sind es zum Glück nicht 😉
Die Wege waren echt schön und es waren kaum andere Menschen unterwegs. 
Man lief durch die versteinerte Lava und hatte immer wieder schöne Ausblicke. 
Oben auf dem Hügel konnte man dann auf den Arenal See schauen. 
Und auf den Arenal, der aber in Wolken gehüllt war. 
Federico wollte, dass ich irgendeine Bewegung mache und dabei heraus kam das. 
Die Vegetation veränderte sich ständig und auf einmal war man in einem eher feuchteren Wald. 
Der Waldsee kurz vorm Ende des Trails. Er hieß "lago los patos", also "See der Enten". Nur gab es dort leider keine Enten. Also nannten wir ihn "lago los patos sin patos" (See der Enten ohne Enten). 
Die letzten Meter. 
Die Termalitas. 
Muy romántico. 
Man konnte die Rutschen leider aus keinem besseren Winkel fotografieren. 

Ich muss sagen, dass ich die Zeit in Sonafluca und La Fortuna mit am schönsten fand. Die Landschaft ist wunderschön, das Klima ist gut und ich habe tolle Menschen kennengelernt und extrem viel erlebt. Definitiv einer meiner Lieblingsorte. 

Am nächsten Morgen ging es für mich dann weiter nach Monteverde und für Federico an die Pazifikküste zur Hochzeit seiner Cousine. In Monteverde habe ich eine Kaffeetour gemacht, war in den Nebelwäldern wandern und habe viele tolle Vögel gesehen. Unter anderem einen Quetzal, einer der bekanntesten, schönsten, aber auch seltensten Vögel in Costa Rica. 

Muchas gracias por leer (vielen Dank fürs Lesen). 

Antworten