Veröffentlicht: 24.01.2022
#1 – Fünf Wochen Andalusien. Plus sechs Tage und fünf Nächte fast 3.000 Kilometer hin und sechs Tage und fünf Nächte zurück in unser Häuschen nach Stolpe an der Oder. Mit unserem kleinen Wohnmobil. In Aguadulce, einem kleinen Städtchen zwischen Almeria und Roquetas de Mar haben wir eine kleine Wohnung gebucht – im zwölften Stock (ja, es gibt einen Aufzug) und mit freiem Blick auf mein Meer.
So ist der Plan. Wobei dieser Plan eine ganz eigene Geschichte hat. Er wurde – ich übertreibe jetzt nicht! – zehnmal beschlossen und fast genauso oft wieder umgeworfen. Neunmal, um genau zu sein. Fast immer war Berry der Grund, der Grandseigneur in unserem Hunderudel, das der spanische Straßenjunge Pipo und Prinzessin Emma komplettieren. Berry, ein 13 Jahre alter herzensguter Dackelmix, war im Herbst schwer krank. Immer wieder waren wir drauf und dran, die Reise abzublasen, dann ging es ihm aber wieder besser, bevor sich sein Zustand wieder verschlechterte. Mitte Dezember war alles überstanden, Andalusien stand nichts mehr im Wege, bis drei Tage vor unserer Abfahrt beim abschließenden Tierarzt-Besuch fest gestellt wurde, dass Berry einen bösartigen Tumor an der linken Vorderpfote hat – an der gleichen Stelle wie vor fast drei Jahren. Das war’s dann wohl endgültig mit Sonne, Strand und Meer.
Aber … Es geschehen noch Wunder! Ja, es gibt sie! Wir mussten umgehend den Tierarzt kontaktieren, der Berry vor drei Jahren operiert hatte, ein Spezialist in Wandlitz bei Berlin, der jeden seiner Termine fünfmal vergeben könnte. Wir durften sofort kommen. Er wollte sich selbst ein Bild davon machen. Es sah schlimm aus. Richtig schlimm. So schlimm, dass er sich da sofort ranmachen musste, weil diese Art von Tumor hochgradig aggressiv ist. Narkose. Eine Stunde OP. Berrys linke Kralle musste dran glauben, es ging nicht anders. Riesenverband. Das war Donnerstag. Beim abschließenden Gespräch habe ich in einem Nebensatz fallen lassen, dass wir eigentlich am Sonntag mit dem Wohnmobil nach Andalusien gefahren wären. Da spitzte der Arzt plötzlich die Ohren! Sechs Tage ruhig liegen und dann ins warme, trockene Mittelmeerklima – optimal für den Heilungsprozess. Wir sollten unbedingt fahren. Ich habe das Entsetzen in den Augen des jungen Chirurgen aufblitzen gesehen, er muss gespürt haben, dass ich drauf und dran war, ihm um den Hals zu fallen. Er sprang blitzschnell ein, zwei Schritte zurück – zum Glück für uns beide.
So ging’s am Sonntag morgen los. Jetzt stehen wir in Feucht bei Nürnberg auf einem schönen Stellplatz. Die ersten 550 Kilometer sind geschafft. Für mich wäre die Tour hier beinahe schon zu Ende gewesen, denn die erste Ausfahrt mit Berry im Kinderwagen hätte ich beinahe nicht überlebt. Aber davon kann ich ja das nächste Mal berichten.