Vier Reifen und zwölf Pfoten
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Ein magischer Ort

Veröffentlicht: 18.02.2022

#23 Sierra Alhamilla

Die Sierra Alhamilla war heute unser Ziel, ein nahe gelegenes Naturschutzgebiet in den Bergen hinter Aguadulce. Die 45minütige Anreise führte uns 30 Minuten über die altbekannte Strecke auf der A-7, die letzten 15 Kilometer hatten es dann aber in sich! Serpentinen mit steil abfallenden Hängen leiteten uns in die Berge.

Die Häuser am Straßenrand wurden immer weniger, die Kurven immer mehr. Mit dem Wohnmobil - auch, wenn es ein kleines ist - war das manchmal nicht so einfach. Aber dann sahen wir endlich das Balneario de Sierra Alhamilla, ein großes Hotel, das fast genauso viel Platz in Anspruch nahm wie der Rest des Örtchens. Wir parkten unser Fahrzeug auf einer großen freien Fläche, auf der schon zwei Wohnmobile standen - wie es aussah nicht erst seit heute.

Während ich alles abschloss, hatte sich Icke mit der Meute schon auf den Weg zum Hotel gemacht. Dabei war sie ins Gespräch mit einer älteren Frau gekommen, die - Wink des Schicksals - die Wirtin des weit und breit einzigen Restaurants war. Sie war gerade dabei, ihre Wäsche in einer Quelle zu waschen und erzählte uns von dem Heilwasser, das hier aus einer Felswand sprudelte. Ich ging hin und streckte meine Hand ins Wasser - und zog sie schnell wieder zurück – das Wasser war heiß! Die Frau lachte, weil sie sah, wie sehr ich mich erschrocken hatte. 58 Grad hat dieses Wasser. Das Gebiet ist vulkanischen Ursprungs, weiß Wikipedia und daher weiß ich es. Irgendwo müssen da ein paar Meter unter der Erde noch ein paar Brocken Lava vor sich hinknistern - das ist für mich die einzige Erklärung. Wobei die Betonung auf für mich liegt.

Während unseres Gesprächs kam eine Frau mittleren Alters mit ihrer Mutter auf uns zu. Sie sah Berry, Berry sah sie, und die beiden vielen sich quasi in die Arme. Sie knutschte Berry, er schlapperte ihr die schwarze Wimperntusche quer übers Make-up - alles egal. Ich wollte Berry zurück rufen, aber die Frau winkte ab. Sie hatte von Anfang an Berrys kaputten Fuß in den Händen. Wir erklärten ihr auf Spanisch und Englisch - eigentlich mehr mit Händen und Füßen - Berrys schlimme Krankheitsgeschichte der vergangenen Monate. Ihre Augen wurden nass. Dann betastete sie Berrys Fuß küsste ihn immer wieder und flüsterte ein paar Worte. Er hielt vollkommen still, was er sonst nie tut. Nach etwa einer Minute stand die Frau auf. Sie habe 36 Hunde zu Hause, erzählte sie uns und noch nie einen Tierarzt gebraucht. Sie habe bestimmte Fähigkeiten, meinte sie mit leiser Stimme und deutete uns an, dass sie Berrys Last nun auf ihre Schultern genommen habe. Sie sagte, es werde zwei Jahre dauern, bis er wieder ganz der Alte sei. Bevor sich die Frau verabschiedete, mussten wir ihr versprechen, keinen Tierarzt über Berrys Wohl und Wehe entscheiden zu lassen.

Dann meldete sich Ickes neue Freundin, die Wirtin, zu Wort: Ob denn hier niemand Lust auf ein paar Tapas habe, fragte sie, zumindest hat Icke mir das so übersetzt, und so gingen wir mit ihr in das Restaurant um die Ecke. Wir waren die ersten Gäste. Für ein cerveza sin alcohol (alkoholfreies Bier) einen tinto de verano (Rotwein mit Limo) einen cortado (Espresso mit Milch) und zwei Tapas - ich weiß nicht genau, was das war, aber es hat hervorragend geschmeckt - haben wir 6 Euro bezahlt. Kein Wunder, dass zwei Stunden später in dem Restaurant kein Platz mehr frei war. Ein echter Geheimtipp!

In den zwei Stunden, in denen sich das kleine Restaurant gefüllt hat, haben wir eine Wanderung durch die Berge unternommen, natürlich mit Berrys Hundewagen für alle Fälle. Unser Weg lässt sich in zwei Teile gliedern: der erste Teil führte bergab, der zweite bergauf. Bergab schob Icke den Wagen und Berry stöberte munter mit Pipo und Emmi in den Gewächsen am Wegrand. Irgendwann meinte Icke dann, es sei genug, weil sie sich nicht sicher sei, ob sie die Kraft für die Strecke bergauf hätte. Und, fügte sie hinzu, es wäre doch nur fair, wenn wir jetzt wechseln würden, das heißt, ich den Wagen schiebe und sie Emmi und Pipo übernehme. Ach ja, und es wäre ganz gut, wenn ich Berry in den Wagen setzen würde, weil aufwärts wäre es wohl zu anstrengend für den Kleinen. Sagte es, packte noch einen schönen flachen Stein vom Wegesrand in den Wagen - so an die 5 Kilogramm schwer - schnappte sich die Leinen und ließ sich von Emmi und Pipo den Berg hinauf ziehen. Und ich schwitzte hinterher.

Ich muss fairerweise sagen, dass mir die Gute nach etwa der Hälfte der Strecke einen Wechsel anbot. Wahrscheinlich hat sie gespürt, dass mein Herz kurz davor war, den Dienst einzustellen. Und beim Gedanken, mit dem Wohnmobil die Serpentinen alleine nach Hause fahren zu müssen, kam meine Icke wohl ins Überlegen. Wie auch immer, am Ende haben wir Emmi und Pipo mit den Leinen vor den Wagen gespannt. Icke hielt sich am Griff fest und ließ sich auf das rettende Plateau ziehen. Ich habe es alleine geschafft, quasi auf allen Vieren.

Trotz all der Anstrengung waren wir uns bei der Heimfahrt einig, dass dieser Ort etwas Magisches an sich hat. Die Lage, die Aussicht, die vielen Palmen, , die kleine Marienkapelle, die Berge, das tolle Restaurant und auch die Menschen, die wir hier trafen, all das hat uns irgendwie tief berührt. Wir beschlossen, in den nächsten Tagen noch einmal vorbeizuschauen.

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