Vier-Flüsse-Tour
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Von der Kunst des Glockengießens

Veröffentlicht: 27.05.2024

Der Besuch im Museum Glockengießerei Mabilon in Saarburg lag hinter uns, und wir waren auf unserem Bummel durch Saarburg an der schönen Pfarrkirche St. Laurentius angekommen. Dort trafen wir einen Geistlichen, der meine Icke mit großer Begeisterung durch den Pfarrgarten führte und ihr all die wilden Kräuter, die dort wuchsen, zeigte, erklärte und sie sogar von jeder einzelnen kosten ließ. Für Icke war das wie Weihnachten und Ostern und Geburtstag an einem Tag. Während sie mit dem Pfarrer pflanzentechnische Erfahrungen austauschte, wartete ich mit Pipo und Emmi vor der Kirche. Nach gefühlten zwei Stunden kamen sie, der Pfarrer mit einem Blumentöpfchen, aus dem ein Kraut in hellem Grün hervorlugte. Er kam auf mich zu, drückte mir das zarte Gewächs in die Hand und meinte leise: „Das ist ein Unsterblichkeitskraut. Jeden Tag einen Tee davon. Ich glaube, sie können es gebrauchen.“ Und noch ehe ich etwas sagen konnte, war er auch schon wieder weg. Ich stand da mit dem prall gefüllten Rucksack, zwei Hunden und einem Töpfchen Unsterblichkeitskraut in der Hand. „Ich hätte diesen Mann noch zwei Stunden mit Fragen über seine Kräuter löchern können.“ In diesem Moment wurde mir einiges klar …

Waren Sie schon einmal in einer Glockengießerei? Nein? Das ist auch kein großes Wunder, denn in ganz Deutschland gibt es nur noch drei Betriebe, die sich dieser Kunst verschrieben haben. Die Gießerfamilie Mabilon in Saarburg gehört seit 2002 nicht mehr dazu. Aus Altersgründen und wegen fehlendem Nachwuchs beschlossen Marlis und Wolfgang Hausen-Mabilon – die Wurzeln ihrer Vorfahren als Glockengießer reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück – die Produktion aufzugeben und den denkmalgeschützten Gebäudekomplex in ein Museum zu verwandeln. Und das ist ihnen hervorragend gelungen.

Bei einer Führung durch die Anlage konnten wir alles bestaunen. Vom Zeichenzimmer, in dem die Meister den Glockenton berechneten und die hölzerne Rippe – das Grundgerüst für die Glocke –entwarfen, über den Lehmraum und die Werkstätten bis hin zur Gießhalle spiegelte sich ein Produktionszeitraum vieler Jahrhunderte wieder. Was phantastisch ist: Die Technik ist bis heute unverändert. Unser Führer durch die Ausstellung erläuterte sehr genau den Vorgang des Glockengießens und seine Schwierigkeiten, was auch deutlich werden ließ, unter welchen extremen, kaum vorstellbaren Bedingungen die Menschen diese Arbeit verrichten mussten.

Beim abschließenden Kaffee und Kuchen ließ uns Icke wissen, dass sie noch viele Fragen gehabt hätte. Ich dachte an mein Töpfchen mit dem Kraut der Unsterblichkeit. Vielleicht hätte ich unserem Guide einen Ableger mitnehmen sollen …

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