Veröffentlicht: 15.05.2024
Der Großteil unserer Reisegruppe fuhr heute auf den Nürburgring und erlebte einen interessanten Tag ganz im Zeichen des Rennsports, wovon wir morgen ausführlich berichten werden. Eine Handvoll derer, die aus verschiedenen Gründen nicht mitfahren konnten, erkundete den Ort Mayschoß, in dem nach der Hochwasser-Katastrophe von 2021 noch immer an vielen Stellen am Wiederaufbau gearbeitet wird.
Ein kurzer Rückblick: Es war der 14. Juli, ein Mittwoch, als Regenfälle biblischen Ausmaßes weite Teile von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz heimsuchten. Der Deutsche Wetterdienst spricht in der Nachbearbeitung der Vorfälle von „einer Menge an Regen, die es einmal in 1000 Jahren gibt.“ Die kleine beschauliche Ahr verwandelt sich im Laufe der Nacht in einen reißenden, Hunderte Meter breiten Todesstrudel, der wie ein Tsunami alles verschlingt, was sich ihm in den Weg stellt. 141 Menschen sterben alleine in Rheinland-Pfalz, 766 werden verletzt. 467 Häuser werden zerstört, über 3.000 schwer beschädigt. 17.000 Menschen verlieren ihr Eigentum. Straßen, Brücken, Schienen, Stromleitungen, Abwassersysteme existieren nicht mehr. Heizöl und Kraftstoffe verunreinigen Boden und Gewässer. Es besteht Seuchengefahr.
Wir treffen auf unserem Rundgang eine Frau, die namentlich nicht genannt werden will, die uns aber von dieser Nacht berichtet, die niemand im Ahrtal jemals vergessen wird. „Wir wurden von dem Wasser total überrascht“, sagt sie. Gegen 22 Uhr war das Erdgeschoß ihres großen Anwesens schon komplett überflutet. Und das Wasser wurde rasend schnell mehr und mehr. „Gegen 01 Uhr mussten wir uns auf das Dach flüchten. Ich hielt meine 85 Jahre alte Mutter fest. Wir saßen auf dem Dachfirst unseres Nachbarhauses. Das Wasser reichte uns bis an die Füße.“ Sie hörten Hubschrauber fliegen, Schreie von den Nachbarhäusern. Panik, Todesangst griff in der Dunkelheit nach ihren Herzen …
Als dann morgens um 6 Uhr das Wasser soweit zurück gegangen war, dass sie wieder ins Haus konnten, war der Schrecken grenzenlos. „Es lag alles in Trümmern. Wir hatten nichts mehr, nur das, was wir am Leib trugen. Keine Papiere, keine Bilder, keinen Schmuck. Wir mussten komplett von vorne anfangen.“ Doch selbst das größte Unglück hat auch positive Aspekte. „Ja, das stimmt“, sagt die Frau. „Der Zusammenhalt und die Hilfe, die wir erfahren durften, haben uns Ahrtaler verändert.“
Und das ist bei unserem Spaziergang zu spüren. Die Menschen hier sind freundlich, lachen viel. Das Leben ist zurück in Mayschoß. Hoffentlich für die nächsten 1000 Jahre.