2017 VespamerikasuR 2019
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17.12.: abgeworfen am Rio Grande Minas Gerais / Sao Paulo

Veröffentlicht: 17.12.2018

17.12.

... und dann bleckt eine rote staubstraße ihre zähne.

meine treue begleiterin über tausende von kilometern - die BR 364 und transoceanica - macht feierabend. ohne vorwarnung. von jetzt auf gleich.

gerne hätte ich mein überraschtes und mit vielen fragezeichen behaftetes gesicht gesehen.

ich kann es nicht richtig glauben und begebe mich in die rote wildniss, eine schattige allee, die nur danach ruft: los fahr weiter. es ist schön kühl hier!

ich folge ihrem ruf, höre aber schon nach wenigen metern die entsetzensbekundungen der vepse: so wird das nichts. wir eiern hier nur rum. gleich rutsche ich mit dem hinterrad weg und lieg flach. du alleine kriegst mich hier nicht mehr in die senkrechte!

sie hat recht. der staub, mit dem wir es hier zu tun haben, hat schon fast tiefschneequalität. vielleicht übertrieben. aber seine wirkung ist die, dass die vepse nicht mehr zielsicher zu steuern ist. sie schert aus. maximal kämen wir auf 10 bis 20 km/h. NO GO !!! und kein schild, ob es sich nur um eine überschaubare strecke handelt..

einen plan b gibt es nicht. das navi ist nicht zu lesen. zu hoch steht die sonne. ich drehe um und fahre zurück bis zum kreisel auf einer - so glaube ich - bestens geteerten und schlaglochfreien BR364 zurück. aber zurück kann auch nicht sein, denn ich bin aus einer anderen himmelsrichtung gekommen...

ich erinnere mich, dass ich noch vor wenigen kilometern einen kleinen ort passiert habe. dort fahre ich hin, suche mir einen platz mit wifi und kümmere mich um meine orientierungsfindung.

rastplatz zur orientierungsfindung

ich muss aber nicht weit fahren, schon an dem kreisel ist eine kleine canthina, die sogar wifi hat. das rätsel ist nach einer eisgekühlten cola schnell gelöst. ich bin beim kreisel einfach falsch abgefahren. nicht die 364 hat mich im stich gelassen, sondern die 154. glück gehabt. was wäre gewesen, wenn...?

ab sao simao zeigt sich die br 364 von ihrer besten seite. sowohl von der qualität her, als auch vom verkehr. nur wenige lkw.

eine hügelige landschaft mit wald, weiden und landwirtschaft. ich bin heute schon ab 09:00 uhr unterwegs. die sonne wirft noch lange schatten. beleuchtung und farben haben eine andere intensität, als im späten vormittagslicht. mich umgibt sattes grün auf rostrotem grund. die rote erde, die überall durchscheint oder frisch umgepflügt wurde. ein fruchtbares land, das vielleicht noch vom rio paranaiba profitiert. ich komme über hochebenen, die mir einen blick bis zum horizont erlauben. keine monokulturen oder endlosweite rinderherden dominieren das bild, sondern eine natürlich gewachsene natur.

endlose weiten

ich sehe auch armut. einige kilometer wird die straße gesäumt von zelthäusern, die sich unter den schatten gebenden bäumen weg ducken. keine fenster, kein leben. keine sichtbaren nutzgärten. nur armut und improvisation.
ich halte meinen blick geradeaus. die menschen, die dort leben und arbeiten, haben auch ihre würde und wollen nicht von gringos begafft werden.

das staubstraßenabenteuer hat mein timing durcheinander gebracht. jetzt sind die buffets in den canhtinas leergeräumt. jetzt muss ich durchhalten bis heute abend.

ich komme wohl durch ein ananasgebiet, denn aufeinmal sehe ich am straßenrand einen ananasverkäufer neben dem anderen.

filletiert auf einem glasteller!

ein großeinkäufer?

eine gute idee! ich finde einen platz, um die vepse sicher vor dem nun stärker gewordenen verkehr zu schützen. eine windboe, die von den lkw vor sich hergeschoben wird, kann die vepsebei unsicherem stand zu fall bringen.

ich frage nach ananassaft. den hat er nicht. also entscheide ich mich für die frucht und bekomme sie filletiert von ihm überreicht. frisch geerntet. ich lerne auf die schnelle, wie ananas geschält wird. ich habe sie sonst immer in scheiben geschnitten und dann von ihrer schale befreit. er schält sie senkrecht von oben nach unten. es geht schneller und es gibt weniger abfall. für eine zweite habe ich auch noch platz.

was mich bei meiner fahrerei wundert ist, dass diese große stadt barretos nicht ausgeschildert ist. vielleicht, weil die bundesstaaten nur ihre eigenen städte ausschildern?

das navi ist nicht zu entziffern. ich weiss aber, dass sich auf der BR 364 auch noch andere straßennummern tummeln. und das macht es nicht einfacher. und irgendwann ist sie gar nicht mehr ausgezeichnet, obwohl es keine abzweigung gegeben hat. aber scheinbar doch. ich überquere den rio grande und denke bei mir, dass es dann bis nach colombia, meinem für heute anvisiertem ziel nicht mehr weit sein kann. aber dann stelle ich bei einer tankpause fest, dass ich ca. 80 km flussabwärts gelandet bin. es gab eine abzweigung. ich muss sie übersehen haben, obwohl ich wusste, dass sie in den nächsten minuten zu erwarten ist.

das navi sagt mir, dass es bis barretos noch 160 km sind.

was spricht dagegen, meinen plan einfach zu ändern? es muss nicht colombio sein. ich kann genauso gut auch hier übernachten.

die strömung hat kraft

ein hotel schaut mich verlockend an. gesagt getan. 25 euro für die nacht. und es hält, was es verspricht. ich habe ein zimmer mit veranda und  mit blick auf den rio grande!

es gibt ein restaurant, das ab 20 uhr geöffnet ist.

barretos darf ich morgen weiträumig umfahren.

ich habe den bundesstaat sao paulo erreicht.

ein kleines problem stellt sich vielleicht: alle reservetanks sind aufgebraucht. ca. 7 l sind noch im haupttank.

ich sollte also morgen gleich eine tankstelle finden.

zwei nicht so ganz beliebte gäste haben es sich in der kloschüssel gemütlich gemacht. einer davon hat es vermeintlich nicht geschafft und wird opfer meiner reflexhandlung: spülung benutzen. der andere - beides außerordentlich talentierte springkröten findet noch den weg auf die duschverkleidung. wenige stunden später hat sich der von der klospülung geopferte zeitgenosse wieder berappelt und sich so versteckt, dass er ein zweites mal den weg des irdischen gehen musste...

sein notausgang ist der spalt zwischen tür und zarge. da passen die springkröten nicht durch. nur ein gecko...

das abendessen im hiesigen hotelrestaurant war eine kulinarische überraschung!



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