Veröffentlicht: 21.03.2023
Nachdem ich eine wirklich anstrengende Arbeitswoche hinter mir hatte, weil ich jeden Tag länger arbeiten musste, habe ich mich sehr aufs Wochenende gefreut. Meine beiden Mitfreiwilligen waren die ganze Woche nicht auf der Arbeit, deswegen habe ich im Kindergarten ausgeholfen. Ich muss sagen, das es auch schön war aber mir die Arbeit in der Schule mehr Spaß macht. Ich fand’s krass, wie anhänglich Kindergartenkinder sind obwohl sie dich kaum kennen, besonders ein Mädchen war sehr anhänglich. Sie wollte die ganze Zeit meine Hand halten und mit mir spielen. Allerdings habe ich auch die harten Seiten kennengelernt, als ein dreijähriger , den ich schon aus berühmt berüchtigten Erzählungen von meinen Kollegen kannte, seine Schuhe komplett nass gemacht hat und ich sie wechseln sollte. Ich hab ihn auf den Arm genommen, weil er nicht mit mir gehen wollte. Das hat dazu geführt, das er in ohrenbetäubenderer Lautstärke angefangen hat zu schreien. Nachdem ich fast einen Hörsturz erlitten habe, habe ich versucht herauszufinden wo denn seine Wechselschuhe sind. Begleitet wurde meine Suche von seinem Geschrei, was nicht sonderlich hilfreich war. Er hat nur die ganze Zeit gesagt: „lass mich zu meinen Freunden jetzt!“. Ich hab versucht ihn zu beruhigen, hab ihn nochmal hochgehoben, wirklich alles versucht aber zum Schluss war ich einfach nur genervt. Also habe ich ihn, ohne seine Schuhe zu wechseln zurück auf den Schulhof getragen. Dort hat er noch eine ganze Weile weiter geweint, wahrscheinlich war er einfach müde denn er hatte echt garkeinen Bock mehr. Deswegen war ich umso glücklicher, als die Arbeitswoche endlich vorbei.
Eine sehr gut Freundin hat mich zu sich eingeladen. Sie ist eine andere Freiwillige und wir treffen uns seit November 2022. Ich war also das ganze Wochenende bei ihr und es war wirklich sehr besonders. Sie wohnt in einem kleinen Dorf etwa 1,5 Stunden von mir entfernt. Wir haben uns zwar ein paar mal alleine getroffen, aber meistens waren wir zusammen feiern. Die Intensität und Dauer der quality time zu zweit war also wirklich was ganz neues. Ihre Gastmum und sie haben mich vom Bahnhof abgeholt und wir sind dann circa 20 Minuten zu ihr gefahren. Ihre Gastfamilie ist sehr nett und herzlich aber ich war anfangs etwas schüchtern, beim Abendessen haben wir dann mehr geredet. Was mir nicht ganz klar war, war das auch drei Hunde in dem Haus leben. Ehrlich gesagt habe ich Angst vor großen Hunden und es waren zwei große Windhunde und noch eine kleine Hündin. Aber alle drei waren total harmlos und die kleine fand ich zu meiner eigenen Überraschung wirklich süß, weil normalerweise (wir sind uns da sicher alle einig ) Katzen definitiv besser sind als Hunde. Um ein bisschen runterzukommen sind wir in Lottis Zimmer und haben da erstmal gequatscht wie immer über alles mögliche. Lotti hat mir von den Projekten erzählt, die sie gerade in der Schule angeht und ich fand ihren Willen richtig mit anzupacken und etwas zu verändern bewundernswert. Kurz danach sind wir aber wieder raus, mit ihrer Gastfam, einkaufen fürs Abendessen. Ich hab dabei etwas von dem Dorf gesehen und man kann sagen, das es sehr katalanisch geprägt ist. Überall hängen Katalanische Flaggen und man merkt, das die Bewohner stolz auf ihre katalanische Identität sind und zwar deutlich mehr als bei mir in Premia de Mar oder Barcelona. Etwa um 21:00 Uhr also wirklich eine spanische Uhrzeit gab es Hamburger mit selbstgemachte Kartoffelchips. Es war sehr lecker und alle waren sehr zuvorkommend. Danach haben Lotti und ich noch einen Film zusammen geschaut, der aber wirklich mit einer der schlechtesten Liebesfilme war, die ich je gesehen habe. Er war wirklich total langweilig und ich habe sogar das Ende halb verschlafen, obwohl ich sonst bei Filmen nie einschlafe.
Am nächsten Morgen bin ich total früh von dem Kratzen der Pfoten der Hunde wachgeworden. Das ganze Haus ist mega hellhörig und man hört wirklich alles. Es war kurz vor 8 Uhr oder so, also wirklich Herrgottsfrühe erst recht fürs Wochenende. Ich hab ein bisschen sinnlos in mein Handy geglotzt aber Lotti ist dann zum Glück auch wachgeworden. Wir haben uns fertig gemacht und Lotti hat uns beiden Frühstück gemacht. Leider bin ich echt etwas vom Pech verfolgt, was Erkältungen angeht. Zwar bin ich hier nicht oft krank, aber dafür intensiver. Während ich das schreibe läuft meine Nase immer noch, was mich mega nervt und auch bei meiner Freundin war ich eine echte Rüsselseuche. Ich musste mir deswegen leider neues überteuertes Nasenspray in der Apotheke kaufe, wo die Apothekerin mich wie ein Alien angeschaut hat, weil ich kein Catalan sondern Castellano (aka Spanisch) geredet habe. Soviel zum katalanischen Stolz. Unser Plan war es picknicken zu gehen, dafür waren wir in zwei Supermärkten und haben eine Menge Früchte und zum Ausgleich auch eine Menge ungesundes Zeug gekauft. Gut eingedeckt haben wir uns dann, nach einer leckeren Cabonara von Lottis Gastdad, um 15:00 Uhr auf den Weg gemacht. Der Weg war etwas anstrengend aber völlig machbar, ich habe es total genossen Spanien von einer anderen Seite kennenzulernen nämlich hüglig und waldig. Angekommen hat Lotti mit ihren Lieblingsspot gezeigt, wo wir’s uns dann auch erstmal bequem gemacht haben. Das wichtigste zuerst: essen und dabei wieder entspannt quetschen. Lotti ist auf ein ziemlich cooles Spiel gekommen. Da wir beide immer über die gleichen Themen reden, haben wir beide 20 Fragen auf einen Zettel geschrieben und jede von uns hat abwechselnd eine Zahl von eins bis zwanzig gesagt und wir haben uns die jeweilige Frage gestellt und beide geantwortet. Unter anderem war eine meiner Fragen: Gibt es Liebe auf den ersten Blick? und auch wenn wir uns da in romantischer Hinsicht unsicher sind, bei uns beiden ist die Sache klar. Lotti und ich haben uns bei unserem ersten Treffen schon mega gut verstanden. Die Chemie hat einfach gepasst, was uns auch zusammengeschweißt hat war, das es manchmal gewisse Differenzen mit Ex-Mitfreiwilligen gab. Ich konnte damals super offen mit ihr darüber reden und es war eine große Erleichterung, das man mit solchen Situationen nicht alleine ist. Ich habe mich damals (besonders im November 2022) sehr einsam gefühlt. Lotti ist eine der wenigen Personen, mit denen ich so offen reden kann, wir teilen unsere Gedanken ungefiltert miteinander. Es fühlt sich einfach nur gut und richtig an. Wir haben uns auch gegenseitig unsere selbstgeschriebenen Texte vorgelesen. Neben meinem Blog schreibe ich nämlich mehr oder weniger regelmäßig andere Sachen, allerdings immer für mich und nicht um diese mit irgendwem zu teilen. Lotti ist jetzt eine der drei Personen, die meinen persönlichsten Essay kennt. Sie hat mir ihre Gedichte vorgelesen, woraus meine Lieblingszeile, die mir immer im Gedächtnis bleiben wird „Herzrasen kann man nicht mähen“ , ist. Die Stimmung war einfach die ganze Zeit harmonisch und in keinem Moment hatte ich Angst Gedanken oder Texte von mir zu teilen und ich weiß, das wir nach unserem FSJ ganz sicher befreundet bleiben. Um den Tag schön ausklingen zu lassen, waren wir noch in einem Restaurant Pizza essen und haben dann noch mega lange gequatscht.
Am nächsten Tag bin ich wieder zu meiner großen Frustration früh wach geworden. Zum Frühstück gabs frisch gepressten Osaft von Lotti gegen die Erkältung. Bis zum Mittagessen haben wir beide noch gejournaled, gequatscht und die süße Hündin gestreichelt. Am späten Nachmittag ging’s dann für mich auf die längere Heimreise, womit ein mega schönes Wochenende (trotz Krankheit) wieder verflogen ist. Dieses Wochenende wird mir ganz lange in Erinnerung bleiben, erst recht der Nachmittag im Wald einfach, weil ich da wieder das Gefühl hatte es ist völlig ok man selbst zu sein und man braucht sich weder für seine Gefühle noch für seine Gedanken schämen. Okay, ich gebe zu das hier hört sich alles ziemlich kitschig an aber das muss wohl so sein bei Freundschaftsliebe auf den ersten Blick. Am Montag hatte ich zum Glück noch frei und ich war abends noch in einer Skaterbar mit meiner Mitbewohnerin leider gabs keine hotten Skaterboys dafür aber günstige Cocktails. Auf dem Rückweg ist ihr das passiert, was mir vor ein paar Monaten auch passiert ist, ihr Ticket wurde von der Maschine gefressen und musste rausgefischt werden. Heute war mein Arbeitstag einfach chillig und ich habe mega positives Feedback von der für uns zuständigen Mitarbeiterin zu meiner Arbeit bekommen was meine Laune direkt 10x besser gemacht hat und die beste Nachricht: wir dürfen alle drei ab morgen früher gehen, nämlich schon um 15:45 :).