Geburtstag auf dem Camino

Diese Italiener können es nicht sein lassen. Massimo hat gestern Abend unseren freiwilligen Schweizer beschnackt und die Donativo-Küche genutzt, um für uns zu kochen. Natürlich Nudeln mit Tomatensoße und Fleischbällchen. So lange er gekocht hat, haben wir Abends in der Kirche an einer Messe für Pilger teilgenommen. Uns wurde der Segen gegeben, für uns wurde gesungen und wir wurden mit Weihwasser bespritzt. Alles traditionell Katholisch. 

Meine Fiona schlief in ihrem Schlafsack auf der Isomatte draußen. Zwei deutsche Camper haben ihr Gesellschaft geleistet und sie hat sich ganz vorbildlich benommen. Es tut mir weh, sie draußen in der Kälte zu lassen. Es sind teils um die 6 Grad draußen momentan. Doch es scheint ihr damit ziemlich gut zu gehen. Sie ist sehr robust. Ich bin so stolz auf sie. Sie geht mittlerweile sehr effizient, läuft schön in der Nähe, passt in Menschenmengen auf dass sie nicht verloren geht und geht anderen Hunden aus dem Weg, da sie keine Kraft für spielen etc. verschwenden möchte. Ihren Rucksack zieht sie jetzt auch gerne an und beschwert sich nicht. Wenn Fiona trinken möchte, stellt sie sich vor mir und wartet bis ich ihr aus meinem Trinksystem einen Wasserstrahl gebe. Wenn Fiona Pause machen möchte und müde wird, stupst sie meine Hand an. Spätestens dann, trage ich ihren Rucksack auf meinem Rucksack. Bei Hitze läuft sie vor bis zum nächsten Schatten, legt sich hin und wartet bis ich sie einhole. Wenn ich in der Hängematte schlafe und sie unter mir auf der Isomatte in ihrem Schlafsack, kommt es mal vor, dass sie sich erschreckt. Dann weckt sie mich, indem sie mit der Nase die Hängematte anstupst. Sie schläft besser ein, wenn mein Arm aus der Hängematte raushängt und sie berührt. Manchmal ist sie wie mein Kind. Ich bin stolz so einen tollen und schlauen Hund zu haben. 

Heute morgen sind wir etwas später, so gegen 6:30 losgegangen. Zum Frühstück haben wir Kaffee getrunken und Laercios 57 ten Geburtstag gefeiert. Auf dem Camino trifft man die verschiedensten Menschen aus der ganzen Welt.

Ich habe mich gefragt, warum mir wohl vor dem ersten Tag dieser ältere Mensch begegnet ist. Das war derjenige, der mir noch am Bahnhof in Bordeaux den Rat gegeben hat, die franz. Pyrenäen mit zu pilgern. Gut dass ich auf diesen kleveren brasilianischen Mann gehört habe.

Wie wichtig es war, Laercio am Anfang meines Weges zu treffen. Er sieht die Welt so viel besser als ich, deshalb lernte ich von ihm auf dem Weg viel die Schönheit in kleinen Dingen zu sehen. Sich Zeit für den Moment zu nehmen und dankbar zu sein. 

Laercio hat diesen Weg schon einmal vollständig gemacht. Er war Alkoholiker, hatte Reichtum und viele Frauen um sich rum. Er erzählte nie, was genau passierte auf seinem letzten Jakobsweg aber nun ist er religiös und trinkt nicht. Er hat einen erwachsenen Sohn, eine wunderhübsche fünfte Ehefrau und drei Seen wo er Fische züchtet. Er scheint glücklich zu sein und schätzt diesen Weg als etwas heiliges. Er kommt hier alle paar Jahre auf dem Camino, geht nur einen Teil von den Weg, da seine Schulter und seine Hüften nicht mehr so gut können, Er hilft Pilgern, genießt das Zusammensein, besucht Kirchen und betet. Morgen in Burgos ist seine letzte Pilgerung mit uns. So gehen hier auch andere ihren eigenen Weg. Am Sonntag werde ich wahrscheinlich einen Teil mit dem Auto fahren, um die Kilometer einzuholen die ich durch die Pyrenäen verloren hatte. 

Seit Tagen sage ich zu Irina, dass mein Wunsch ist, hier mit jemandem russisch zu sprechen. Heute habe ich eine Frau aus St. Petersburg getroffen. Olja bereitet sich seit etwa 15 Jahren auf den Camino vor. Ein spanischer Freund hatte ihr vor 20 Jahren von seiner Pilgerung erzählt. Olja war schon mit dem Auto hier in vielen dieser Dörfer. Auch sie macht nur den Weg bis Burgos und kommt nächstes Jahr wieder und macht den Rest der Strecke.