USA Canada Summer 2019
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23. Tag (Susanville - Fallon)

Veröffentlicht: 24.07.2019

Beim Frühstück treffe ich Arnie, der im Super 8 in Susanville für selbiges verantwortlich ist. Und auch wenn es nicht besser ist als die übrigen, so ist es Arnie, der mich erheitert. Er war in der Nähe von Stuttgart stationiert. Und er kennt Spätzle, die Straßenbahn und Kehrwoche. Ich lache mich weg.  Am Tisch neben mir sitzt ein älteres Ehepaar. Sie sprechen Deutsch miteinander. Ich habe keinen zum Reden, also rede ich auch nicht Deutsch. Ich habe schon damals bei meinen Eltern gehasst, wenn diese Deutsche im Urlaub nur deswegen ansprachen, weil sie aus demselben Land kamen. "Sind sie auch Deutsch?". Boah, ne.

Als ich um 10 Uhr losfahre, ist es bereits erdrückend heiß. Weit über 30 Grad sind hier heute gemeldet, aber immerhin kühler als in Deutschland. Und ich habe ja eine Klimaanlage in meinem Pickup. In meiner Wohnung nicht. Was bin ich doch für ein Glückspilz, dass ich momentan quasi im Auto lebe. Nach Susanville verschwinden die Wälder komplett, und das Tal bleibt geöffnet. Die 395 führt mich entlang immer wüstenähnlicheren Landschaften, die meistens nur mit kleinen Büschen bewachsen sind. Da wo der Mensch bewässert, findet man Rinderfarmen, ansonsten sieht es sehr karg aus. Trotzdem erinern Schilder daran, dass man im Winter hier Schneeketten anlegen soll. Verrückt.

Ich fahre einen kleinen Umweg und durch Reno hindurch. Man hat mir aus zuverlässiger Quelle berichtet, dass das eine hässliche Stadt sei. Und ich kann dem nur zustimmen. Es ist hässlich. Ein paar hässliche Hochhäuser sind umgeben von hässlichen Wohnhäusern, die das Flair einer Reichensiedlung in der DDR haben. Fürchterlich. Ich wollte ja anhalten, aber nein danke. Die Interstate 580 bringt mich vierspurig raus aus diesem Schandfleck. Rechts von mir ragen hohe Berge, die von dunklen Wolken umgeben sind. Dahinter liegt Lake Tahoe, eines der bekanntesten Skigebiete der USA. Und ein wunderschöner See, den ich vom letzten Jahr kenne.

Bei Carson City biege ich links ab, und lande auf dem berühmten Highway 50, der auch morgen noch mein Zuhause sein wird. Heute führt er mich in Richtung Dayton und vorher links ab nach Virginia City. Als Bonanza-Fan muss man da hin. Es geht steil den Berg hinauf, und mein Pickup muss Schwerstarbeit verrichten, durch Silver City, eine Fast-Geisterstadt und Gold Hill, eine, die nur noch durch Touristen existiert. Beide Namen erinnern an die Gold- und Silberfunde, die Virginia City einst auf 30.000 Einwohner anschwellen ließ - heute sind es noch knapp 1000, aber 2 Millionen Besucher jedes Jahr. Das merkt man auch heute, es ist wirklich voll hier, und Wild-West-Shows, Saloons (mit Internet) und Geschenkläden sind begehrte Anlaufstellen. So gar nicht meine Welt. Der Blick allerdings ist atemberaubend, er heißt hier der "100 mile view". Man muss sich die vielen Menschen einfach wegdenken.

Nach meiner Runde durch eine Stadt, deren Gebäude fast alle Museumscharakter haben (verschandelt durch die Autos, die davor parken) und wo es noch hölzerne Gehsteige zwischen den Saloons gibt, fahre ich wieder talwärts, und seltsamerweise bin ich dabei fast alleine auf der Straße. Ich halte noch ein paar Mal an und genieße die Aussicht, bevor ich wieder auf die 50 komme, und nach Silver Springs wird es dann für 50 km wirklich einsam. Es sind kaum noch Autos unterwegs, der Wüstencharakter hat sich noch verstärkt, und zum Teil hängen dicke dunkle Wolken über mir. Ein paar Tropfen Regen fallen sogar.

In Fallon steige ich wieder in einem Super 8 Motel ab, dem direkt ein Kasino angeschlossen ist. Ich bekomme einen Gutschein für einen Begrüßungsdrink dort, natürlich damit ich spiele. Ich hole mein Bier, investiere 10 Dollar, und hole 12 heraus. Tja, Pech gehabt. Bier plus 2 Dollar extra. Du weißt übrigens, dass du im Spielerparadies Nevada bist, wenn selbst Tankstellen ein Spielcasino haben. Morgen wird der längste Abschnitt folgen, den ich bisher gefahren bin. 400 km durch die Wüste bis nach Ely - und kaum eine Siedlung. "The loneliest road in the USA", so heißt der Abschnitt des Highway 50 hier. Der Begriff stammt allerdings aus dem Jahr 1985. Ob es heute noch so ist - ich bin sehr gespannt.

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