20. Tag (Monmouth - Eugene)

Heute schließt sich ein weiterer Kreis. Vor genau 15 Monaten startete ich meine Tour durch Kalifornien und Oregon, und eigentlich wollte ich damals gar nicht so weit nördlich. Aber Oregon empfand ich als so schön, dass ich es ausreitze, und erst bei Newport wieder nach Süden umdrehte, und dann den Pacific Highway runter bis San Diego. Heute fahre ich zurück an die Küste, und folge weiter der 101, bis über den Punkt hinaus, den ich damals erreichte.

Diese Strecke ist auch das zweite Mal eine der wunderbarsten Küstenstraßen, die man sich vorstellen kann. Die weiten Sandstrände, gepaart mit der rauhen Steilküste sieht man vielleicht noch ganz im Norden von Kalifornien, im Süden sind die Strände zwar besser ausgebaut, mit Beachvolleyballfeldern und Piers, aber meiner Meinung nach deutlich langweiliger. Oregon ist mir auch temperaturtechnisch lieber, hier sind es am Meer selten über 25 Grad, und es geht immer einen frischer Wind, den ich so sehr liebe.

An zahlreichen Punkten halte ich an und genieße die Aussicht und das Meer, schlendere über den Strand und setze mich auf eine Bank, die an keiner besseren Stelle stehen könnte. Hier kann man abschalten, und die Seele baumeln lassen, und manchmal klappe ich auch die Ladeluke von meinem Pickup herunter, und setze mich darauf, trinke mein Wasser und freue mich wahnsinnig über diese Möglichkeit, hier zu sein.

Die Fahrt ist auch eine Fahrt in die Vergangenheit, den ich erinnere mich sehr deutlich an dieses Abenteuer vor etwas mehr als 1 Jahr, das auch 4 Wochen dauerte, und mich unglaublich glücklich und zufrieden nach Hause kehren ließ. Ich fahre durch Newport, und kann mich an die Straße noch sehr gut erinnern. In Waldport hatte ich übernachtet, damals war kaum eine Menschenseele auf der Straße - heute ist der kleine Ort total überlaufen. In Yachats fahre ich die Beachroad entlang, damals regnete es, und der Strand war leer. Heute bekomme ich im Ort selber keinen Parkplatz, und die Zimmerpreise sind auf das Dreifache angestiegen.

Die Geschwindigkeit auf der 101 ist oft unter 30 mph, viele Amis haben ein RV dabei, wo hinten noch ein Auto angehängt ist, und ächzen die einspurige Straße hoch, wenn es mal wieder bergauf geht. Kaum ein Aussichtspunkt ist nicht überlaufen, und auch wenn meine Bilder oft das Gegenteil zeigen - wenig überlaufene Strände - so ist das Tuckeln nicht mehr so entspannt wie damals. Ich beschließe, der überlaufenen Traumküste den Rücken zuzukehren, und fahre ins Landesinnere zurück. Heute noch nach Eugene, aber dann morgen tiefer nach Oregon hinein. Ich habe noch 9 Tage, und bin noch fit. Spontan entscheide ich mich für eine neue Runde, die mich am Schluss ja wieder zum Flughafen nach Portland führen muss. Der Weg ist das Ziel. Es wird spannend.