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Der letzte Fahrtag in Georgien Batumi

Veröffentlicht: 10.06.2023

Der letzte Fahrtag in Georgien stand an und er sollte es in sich haben.

Der Tag fing mit einer kleinen Panne an. Ich wollte eigentlich für halb neun Frühsück bestellt haben, aufgrund meiner guten Englischkenntnisse bestellte ich das Frühstück für „half past nine" natürlich ein Fehler, wie mir dann morgens bewusst wurde, ich hätte für „half past eight“ bestellen müssen. Aber nicht so schlimm, ich habe ja Zeit, mich treibt niemand.

Nach dem Frühstück bin ich frohen Mutes gestartet. Google Maps sagte mir das ich für die knapp 190 km nach Batumi sechs Stunden  brauchen würde. Google spinnt doch, sagte ich mir, zumal mein Navi mir gerade drei Stunden anzeigte.

Nun ja, es war eine tolle Strasse, durch wunderschöne Landschaften. Die Strasse wurde enger und schlechter, und dann Schotter. Kein Problem für Berta und mich.

Der Schotter wurde weniger und wechselte zu festgefahrenen Lehmboden mit vielen kleinen und grossen Wasserlachen, dazu kam erheblicher LKW Verkehr. Die Chinesen bauen die Verbindungsstrasse scheinbar zu einer Asphaltierten Strasse um. 

Chinesen? Es waren viele LKW Chinesischer Herstellung, und die einzigen die an den vielen Baustellen nicht arbeiteten waren scheinbar auch Chinesen.

In fast jeder Kehre wurden für ablaufendes Gebirgswasser neue Tunnel gebaut. die Erde aufgewühlt, nass und von LKW total zerfahren. Teilweise war der Schlamm mehr als Knöcheltief. Das brachte mich doch ein wenig zum Schwitzen, da hätte auch ein 8x4 Deo versagt. 😅

Einmal nicht aufgepasst und die falsch Spur gewählt, ich hing fest, es ging nichts mehr, weder vor noch zurück, auch noch an einer Engstelle und von vorn kam ein Betonmischer dessen Fahrer recht ungeduldig war. zum Glück waren hier mehrere Bauarbeiter zugegen, die sich aber nicht rührten, mich nur mit grossen Augen ansahen. Ein Chinesischer, ich vermutete, Ingeneur kam dann und half mir in die richtige Spur zu kommen. Die Schlammfahrt ging noch über viele Kilometer weiter, es war nicht die gesame Strecke schlammig, sondern nur dort wo gebaut wurde, oder sich viel Wasser gesammelt hatte, ansonsten war die Strecke staubtrocken.

Staubtrocken und viele LKW heisst aber auch, viel Staub. Die Laster im Schritttempo bergauf, ich dahinter bis sich eine Möglichkeit zum Überholen ergab. Das Resultat von sehr viel Schweiss und Staub konnte ich dann abends im Badezimmerspiegel bewundern. Das die mich überhaupt reingelassen haben, so wie ich ausgesehen habe. Hose bis zu den Schienbeinen voller getrocknetem Schlamm, darüber viele Schlammspritzer, das Gesicht wie ein Schornsteinfeger, der Rest über und über mit Lehmstaub bedeckt.

Nun ja, irgendwann ist auch die längste Baustelle zu Ende, und sie endete auf der Passhöhe des Goderzi Passes auf 2025 Meter Höhe.

Hier befand sich auch ein Dorf mit noch den ursprünglichen Holzhäusern und der ersten Moschee die ich in Georgien sah.

Die Piste ging weiter, mal weniger gut, mal gut. Nach jedem Regen gehen hier Gesteins- und Erdlawinen nieder. Es muss ein enormer Aufwand sein, die Strasse in einem befahrbaren Zustand zu halten. Oft stehen in den Dörfern Erdhobel und Planierraupen die zur Not schnell einsetzbar sind. Anhand der Fotos kann man sich einen kleinen Eindruck verschaffen was für Kavendsmänner sich hier in Bewegung setzen. Oft war auch nur eine Fahrspur freigeräumt. Verschläge die das Gestein bremsen, oder Stahlnetze wie häufig in den Alpen zu sehen sind hier Fehlanzeige.

Eine weitere Baustelle verzögerte die Weiterfahrt. In schwindelerregender Höhe stand ein Raupenbagger und meisselte, brachte den Berg in Form, der traut sich was, der Baggerfahrer, dachte ich so bei mir. Als sich genügend Autos aufgestaut hatten, schickte der Streckenposten einen Funkspruch zum Bagger, der stellte die Arbeiten ein und wir konnten passieren.

Die Strasse wurde besser und alsbald war wieder Asphalt unter meinen Reifen. Es waren ca. 120 Km "Gravel- und Mudroad" (Schotter und Matschpiste)

Eine kurze Pause noch, ca. 20 km vor Batumi, wo zwei Gebirgsflüsse sich trafen. Der eine schlammig braun, der andere tief türkis, war schon ein schönes Bild.

Dann begann wieder der chaotische Vorstadt- und Stadtverkehr. Ich erreichte mein Hotel nach ca. 8 Stunden fahrt. Google hatte gar nicht so unrecht.

Ich habe hier eine kleine Wohnung im 18. OG bis Montag bezogen.

Batumi hat was. Ich konnte bisher noch kein richtiges Stadtzentrum ausmachen. Das meiste Leben spielt sich an der Strandpromenade ab, wo bis spät in die Nacht flaniert wird und in Clubs und Hotels gefeiert wird. 

In allen Strassen viele Geschäfte, viele Menschen. Altbauten sowjetischer machart, bei denen man sich so manches mal fragt " warum steht das Haus noch?" deutsche Statiker würden mit Behelmten Kopf und diesen schüttelnd durch die Strassen laufen.

Aber es wird auch sehr viel neu Gebaut, nicht eine Strasse ohne Baustelle. Über die Geschmäcker der Architektur und Illumination mag man streiten, aber beeindruckend ist das schon.

Was mich sehr gefreut hat, es gibt sehr viele Möglichkeiten für Kinder und Jugendliche, wie auch für Erwachsene. Zwischen den Wohnblocks befinden sich sehr häufig Soccer Plätze, Volleyballfelder, Tischtennisplatten und sogar Billardtische, viele Sitzgelegenheiten und das alles wird auch von sehr vielen Menschen genutzt. Und es ist in Schuss gehalten, nichts kaputt oder zerstört. Vor den Geschäften konnte ich Männer beobachten wie sie zusammen saßen und Backgammon spielten. Das sind Dinge die mir bei uns so sehr fehlen. einfach zusammensitzen bei einem Spiel, sei es Boule, Schach oder wie hier Backgammon. 

Heute Abend habe ich mir einen dieser E-Roller geschnappt. App runtergeladen, Bezahlmetode festgelegt, und los ging es. Das ideale Gefährt um eine Stadt zu Erkunden und dabei auch grössere Strecken zurückzulegen ohne sich in den chaotischen Stadtverkehr stürzen zu müssen. Mein Roller lief genau 21 Km/H. Es gab jedoch etliche die mich mit halsbrecherischen Tempo überholten. Ich denke so manch einer ist an die 50 Km/H locker rangekommen.

Morgen gehts weiter mit Sight seeing und Ausrüstung klarieren.



Kleiner Nachtrag, auf der Tour kamen mir noch ein Engländer mit seinem Sohn entgegen, sie wollten noch weiter in die „Stans“ und ein weiteres britisches Pärchen auf einer BMW GS, ich weiß gar nicht wie die das geschafft haben  Vermutlich mussten die Soziusse in den schwierigen Passagen absteigen. Und dann war da noch der Russe mit seiner Honda 750 und Stollenbereifung  ich glaube das war ein ganz hartgesottener, der wird da so durchgeheizt sein.


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