Veröffentlicht: 09.07.2024
9.7.2024 Barcelona
Heute hatte ich ein volles Programm. Dazu musste ich mich zunächst einmal mit dem kostenpflichtigen Shuttle-Bus vom Hafengelände wegfahren lassen. Abgesetzt wurden wir vor dem "World Trade Center".
Von hier aus wanderte ich ins Stadtzentrum. Ich sollte bis 12.15 Uhr an einem bestimmten Treffpunkt sein.
Ich fühlte mich wohl in Barcelona. Wunderschöne Gebäude, alles recht sauber, unaufdringliche Einheimische und auch das Wetter spielte mit: Heiß aber erträglich.
Ich drang in die Innenstadt vor. Aus den großzügigen Straßen in Ufernähe wurden enge übervölkerte Straßen und Gassen. Zwischendurch entdeckte ich einen LIDL Supermarkt, den ich mir genauer ansehen wollte. Er war riesig und verfügte sogar über eine Abteilung für unverpackte tiefgekühlte Meeresfrüchte zum Selbstabwiegen. Ich begnügte mich mit einem gekühlten Kaffee, den ich auf einer öffentlichen Sitzbank trank, von denen es in Barcelona erfreulich viele gibt.
Im Vorbeigehen fand ich ein sehr gut bewertetes Restaurant, in dem ich später essen wollte. Kurz darauf kam mein Ziel erstmals in Sicht: Die Sagrada Familia. Ich bestaunte diese noch immer in Bau befindliche Kirche des Architekten Gaudi zunächst einmal von allen Seiten. Da ich noch Zeit hatte, ließ ich mich vor einer Bar unter einem Sonnenschirm nieder und trank mit Blick auf die Sagrada Familia einen Caipirinha.
Ich war rechtzeitig zum Treffen mit meinem Tourguide vor dem Souvenirladen der Kirche. Gegen 12.30 Uhr startete die Führung ins Innere der Kirche. Zunächst mussten wir durch eine strenge Sicherheitskontrolle, bei der ich sogar Armbanduhr und Hosengürtel durch den Röntgenapparat schicken musste.
Danach erhielten wir Funkempfänger mit Ohrsteckern, damit wir unseren Guide einigermaßen hören konnten. Zunächst machte er uns auf Einzelheiten der Fassade aufmerksam. Dann gingen wir hinein.
Im Inneren faszinieren die baumartigen Säulen, die bunten Fenster und die von ihnen erzeugten Lichtspiele. Zum ersten Mal sah ich Aufzüge in einer Kirche und konnte unter dem Altar durch ein Fenster eine unterirdische Kirche sehen, die ebenfalls gut besucht zu sein schien.
Wir verließen die Kirche durch einen anderen Zugang und bekamen die "Passionsfassade" erklärt. Danach war die 75-minütige Führung beendet.
Unter der Kirche gibt es ein Museum, in dem man mehr über Gaudi, seine Werken und die Entstehung der Sagrada Familia erfahren kann. Ich konnte dort sogar in eine hochmoderne Werkstatt sehen, in denen mit 3D-Druckern Modelle gefertigt werden.
Es war jetzt etwa 14.30 Uhr und ich hatte Hunger. Ich ging zurück zum vorher ausgewählten "Bistro Sagrada" und bestellte dort Sangria und Pulpo a la Galega, also Oktopus auf Kartoffelscheiben. Mir schmeckte es sehr.
Jetzt war ich wieder unternehmungslustig und beschloß, den "Mirador torre Glòries" aufzusuchen, die Aussichtsplattform des höchsten Hochhauses von Barcelona. Der Weg dorthin zog sich, aber schließlich hatte ich es geschafft. Der Aufzug verfügte über etwas, das ich noch nie gesehen hatte: Ein gläsernes Kabinendach. Man konnte also sehen, wohin man fuhr. Einen gläsernen Kabinenboden gab es leider nicht.
Die Aussicht war wie erwartet großartig. Ich konnte die Sagrada Familia von oben sehen und mein Schiff in der Ferne. Und natürlich ein Häusermeer. Schließlich zog ich weiter, denn ich hatte noch einen weiteren Termin.
Ich hatte für 18.15 Uhr den Rundgang "Geister und Legenden im Gotischen Viertel" gebucht. Eine halbe Stunde vor der Zeit erreichte ich unseren Treffpunkt, die "Travellers Nest Bar". Ich bestellte ein Bier und unterhielt mich mit der Kellnerin. Dann traf Tourguide Ewan ein, kurz darauf die restlichen Teilnehmer, und wir zogen los. Ewan erzählte von der Vampirin von Barcelona und brachte uns an einen schönen Platz, den "Plaça Reial", an dem eine zwangsverheiratete minderjährige Adelige ertränkt worden sein soll, deren Geist noch manchmal erscheinen soll. Wir sahen auch eine Schloßmauer, für deren Bau jüdische Grabsteine mitverwendet wurden. Insgesamt eine unterhaltsame Führung.
Den letzten Shuttle-Bus hatte ich inzwischen verpasst, also konnte ich noch in der Stadt bleiben. Unter den Attraktionen hatte ich eine namens "Nightmare" entdeckt, die nur abends geöffnet hat und ganz in der Nähe war. Also ging ich hin.
Äußerlich war "Nightmare" im Stil einer Geisterbahn aufgemacht. Den Beschreibungen nach sollte die Angelegenheit aber echt gruselig sein. Ich wollte meine Kaltblütigkeit testen und ging hinein.
Vor dem Vorhang ins Ungewisse warteten zwei junge Damen aus Bulgarien. Sie schienen über meine Ankunft froh zu sein. Vielleicht hatten sie es schon bereut, diese Mutprobe anzutreten. Wir wurden instruiert ("Immer den roten Lichtern folgen, Abbruch des Abenteuers mit Safeword NIGHTMARE") und ich wurde dazu bestimmt, voranzugehen.
Hinter dem Vorhang war es stockfinster. Ich bemühte mich, das rote Licht zu finden, dem ich folgen sollte. Schließlich fand ich die kleine LED. Da knallten direkt neben uns Schüsse, die Frauen schrien und klammerten sich an mich. Ich lächelte in die Dunkelheit hinein. Das würde heiter werden.
Zwanzig Minuten später hatten wir es geschaft: Wir waren von unsichtbaren Händen begrabscht worden, hatten schaurige Geräusche vernommen, grausliche Szenen im Blitzlicht gesehen, waren von unheimlichen Gestalten und von einer nicht ganz echten Motorsäge bedroht worden. Ich hatte mich amüsiert, während die beiden Damen wohl echt Angst gehabt hatten. Sie wünschten sich, mit mir zusammen fotografiert zu werden, was das nette Personal gerne tat.
Danach trat ich meinen langen nächtlichen Heimweg an. Den Gedanken an ein Taxi verwarf ich, auch wenn ich mir später auf der endlos langen Hafenbrücke eines gewünscht hätte.
Kurz nach 22.00 Uhr war ich auf dem Schiff. Abendessen war vorbei, aber ein kühles Getränk gibt es rund um die Uhr. Danach fiel ich ziemlich erschöpft in mein Bett.