trijotravel
trijotravel
vakantio.de/trijotravel

„Google.Maps is not that accurate in India“ (Tag 22 der Weltreise)

Veröffentlicht: 26.09.2019

26.09.2019


Gestern kurz vorm Schlafengehen gab es noch ein Erfolgserlebnis! Ich erledigte eine dieser lästigen Mücke und ausgehend von dem Fleck, den dies an den Badezimmernkacheln verursachte, hatte sie ganz gut bei Jonas und mir getrunken ;-) Mutig ließ ich also die Decke heute Nacht öfter mal beiseite. Schlafen konnte ich ohne die zusätzliche Wärme ganz gut, zwei Mückenstiche gab es aber trotzdem noch. Als „Rache“ erledigte ich heute morgen dann noch eine zweite Mücke, in der Hoffnung, dass wir damit alle Übeltäter beseitigt hatten. Wir werden es heute Nacht dann erfahren. Mein Vorrat an Fenistil reicht noch :D

Vor der Yoga-Session heute Morgen nahm ich mir die Zeit, um einmal die 14 Hyongs durchzugehen, damit ich sie nicht vergesse :) Als Ajay dann um 7:00 Uhr hoch aufs Dach kam, lachte er nur und erzählte was von Kung Fu. Jaaa… der Klassiker. Ein Tritt und ein Schlag und gleich ist es Karate :D Aber ist witzig und somit vollkommen okay ;-)

Dann kündigte er an, dass wir heute Spagat machen würden, den Vorwärts-Spagat. In meinen besten Zeiten kann ich den sogar aber natürlich mussten wir uns erst durch das Sonnengruß-Warm-Up arbeiten. Dabei bereiteten wir uns auch schon auf den Spagat vor aber ich konnte Ajay nicht zufrieden stellen. Ich glaube, er ist einfach „alte Schule“. No Pain no Gain. Während das im Grunde richtig ist, gibt es gerade bei Dehnübungen ja auch ein Limit, welches man nicht überschreiten sollte. Ich wage zu behaupten, dass ich mein Limit ganz gut kenne. Schmerz ja, aber wenn es ungesund wird, ist halt Stopp. Da hilft es auch nichts, wenn er zieht und drückt, weil ich das dann sabotiere, indem ich mich noch immer zurückhalte. Ich würde es ihm ja erklären aber ich glaube nicht, dass er es verstehen würde. Passives Dehnen ist hier wohl groß im Kurs. Es zählt vor allem das Ergebnis, damit man sich z.B. als Lehrer behaupten kann. Ob es knackt oder man sich Bänder zerrt/überdehnt ist erst einmal egal…

Aber ja. An sich ist Yoga schon echt cool aber wenn wir es fortführen, werden wir es vielleicht weniger „indisch“ machen^^

Wie immer gab es nach dem Yoga Chai (hier schreibt man ihn anscheinend so, wie ich ihn in den Türkei-Blogs am Anfang geschrieben habe? :D ) und dieses Mal auch noch eine Einladung zum Essen. Ajays Mutter, die sonst „im Dorf“ ist, ist nämlich hier und dann wird wohl gut gekocht ;-) Es wird wohl irgendetwas mit Reis geben, meinte Ajay, und Jonas und ich freuen uns schon drauf! Ich hoffe nur, dass das Essen nicht zu scharf sein wird. Man will ja nicht unhöflich sein und die meisten Speisen ablehnen, falls es zu scharf ist :O

Nach unserem klassischen Frühstück hier (Toast, Schokocreme, Banane <3) war der Plan, dann auf die andere Seite des Ganges zu gehen und da hoch in den Wald, wo angeblich noch ein kleiner Wasserfall sein soll. So behauptete es zumindest Maps.me ;-)

Wir überquerten also die Brücke, wo uns bettelnde Frauen ansprachen und eine sogar Jonas in den Bauch kniff, und gingen dann rechts die Straße entlang. Irgendwann müssten wir dann links hoch und dann in den Wald. Klaro! Diese Seite des Ganges war zu unserer Überraschung noch deutlich touristischer als unsere, also zumindest diese Hauptstraße/Fußgängerzone, auf die man nach der Brücke kommt.

Hier sind auch viele Hostels, die konkret Backpacker ansprechen und etwas weniger Yoga-Retreats und Ashrams. Kann aber sein, dass uns das auch einfach nur so vorkam. Ohnehin, die Backpacker die wir sahen, hatten genau wie die meisten anderen Touristen hier als Mann lange Haare, Bart, barfuß und Hippie-Kleidung. Die Frauen haben Dreadlocks oder tragen ihre langen, lockigen Haare offen, tragen weite Hosen und enge, knappe Oberteile. Auch sie sind oft barfuß oder sonst mit Sandalen oder Flip-Flops befußt. Diese Touristen bleiben auch total oft an den Ständen stehen, an denen man sich Armbänder, Saris oder sogar Holzstücke kaufen, die irgendwelche heilenden Kräfte haben sollen. Okay… Wir wollen niemandem zu nahe treten aber diese alternativen, esoterischen Sachen sind irgendwie nicht unser Ding und erscheinen uns oft als reine Geldmacherei. Aber ja. Wenn man dran glaubt, hilft es vielleicht ja wirklich und dann ist das ganze auch wiederum super :) Jeder wie er mag.

Naja. Auf jeden Fall sind wir dann eine ganze Weile die Straße entlanggegangen ohne wie geplant nach links abzubiegen. Irgendwo in dieser Richtung befindet sich ein Ashram, in dem die Beatles damals waren und da wir nah dran waren, wollten wir es vielleicht anschauen. Nach zwanzig Minuten oder so kamen wir an eine Kreuzung und hielten an, um nach dem Weg zu schauen aber das klappte nicht lange, da ein kleiner bettelnder Junge zu uns kam und uns auch hinterherlief, als wir weitergingen.

Zu diesem Thema: Ja, die Armut, die man mit Indien assoziiert, gibt es hier auf jeden Fall. Es ist schrecklich, unter welchen Bedingungen einige hier leben (müssen). Wie Menschen damit umgehen, wenn sie das sehen, ist ja komplett unterschiedlich. Uns war vorher bewusst, dass wir auch Armut auf der Reise sehen werden und natürlich lässt es einen nicht unberührt, wenn man sich vor Augen hält, in welchem Luxus wir leben und wie reich wir als Europäer sind. Viele werden vielleicht denken, wir sollten den Bettlern hier etwas geben oder dass wir in Restaurants oder an den kleinen Verkaufsständen ja übermäßig großzügig runden könnten. Wir geben hier Trinkgeld in einer für uns angemessenen Höhe aber ansonsten gibt es keine Art von „Spenden“ von unserer Seite. Ob wir damit geizig sind? Ich weiß es nicht. Jonas und ich haben darüber bereits debattiert, aber ich habe vor einer Weile einen Bericht gesehen, in dem das Thema aufgegriffen wurde. In vielen armen Ländern strömen die bedürftigen Menschen in die Touristenregionen, um dort ihr Geld zu verdienen, weil ihnen jemand erzählt hat, dass es ein guter Verdienst ist. Der Einheimische verkauft dann seine Armbänder für 20 Rupie (fiktive Werte) und ein Tourist gibt aus Nächstenliebe/Mitleid/um sein Gewissen zu beruhigen 50 Rupie und will kein Rückgeld. Der nächste Tourist, der vorbeikommt, bekommt das gleiche Armband für 30 oder 40 Rupie angeboten und der Einheimische erzählt wieder Bekannten, dass man sich eine reiche Nase am Tourismus verdienen kann. Somit kommen immer mehr Leute vom Land in die (Touristen-) Städte und das schadet dem Land selbst, weil diese Leute in ihren ursprünglichen Berufen (z.B. als Bauern) fehlen.

Etwas zu geben ist immer löblich aber wir haben für uns entschieden, dass man nicht „wahllos“ sein Geld verteilt. Andere handhaben das vielleicht anders und es ist völlig in Ordnung (!!!) aber wir machen es eben auf unsere Weise. Wir kaufen bei kleinen Bauern am Straßenrand und im „Kiosk“ statt im großen Supermarkt (den es hier in Tapovan sowieso nicht gibt :p). Das ist nie genug aber ein Anfang :)

Zurück zu der Wanderung ;-) Wir drehten also um, gingen zurück und irgendwann laut Maps.me eine Straße hoch. Wir irrten dann durch die Gassen, die alle nicht eingezeichnet sind auf der Karte und irgendwann sprach uns ein Inder in weißem Gewand an und fragte, ob wir Hilfe brauchen. Wir erzählten ihm, wo wir hinwollten und er erzählte uns, dass er hier keinen Wassefall kenne und dann kam der Spruch, den ich als Titel gewählt habe :D Uns war natürlich klar, dass die kleinen Gassen nicht alle eingezeichnet sind, allein schon weil hier echt viel gebaut wird auch! Aber irgendwie hatte man noch die Hoffnung, die grobe Richtung einzuschlagen. ;-) Etwas enttäuscht ging es zurück Richtung Hostel und dann auf einen anderen Weg, der auch ein Wanderweg zu einem Tempel sein soll. Auch hier irrten wir wieder durch die Gassen ohne diesen besagten Weg zu finden und gaben dann letztendlich auf und kehrten um…

Insgesamt waren wir knapp 2,5 Stunden unterwegs, was ganz nett war zum Schlendern aber aus dem Wandern wurde nichts :D Außerdem fing es dann an zu regnen – hier ist der Monsun gerade vorbei. Es wurde trotz ein bisschen Donner und schwarz-grauem Himmel nur ein Schauer^^

Trotzdem blieben wir erst einmal hier und Jonas versuchte, dem Trek-Anbieter das Geld zu überweisen. Klingt simpel, war es aber nicht! :O Neben der Schwierigkeit mit dem Internet-Empfang hier, ist es auch nicht so einfach, eine Überweisung von einem deutschen auf ein indisches Konto durchzuführen. Unser Anbieter hat vorgeschlagen, uns bei einem Transferservice anzumelden aber die Registrierung war gar nicht so einfach… Während ich faul rumlag (es ist trotz des Regens noch unglaublich heiß … ), setzte sich Jonas damit auseinander und nach gerade einmal 90min klappte es dann auch :D Somit ist dieser Trek also fest :O Jetzt müssen wir noch organisieren, dass wir Sonntag morgen um 7:00 Uhr morgens am Busbahnhof in Dehradun sind. Man muss wohl eine Rikscha nach Rishikesh Center nehmen und von da einen Bus nach Dehradun. Wie lange das dauert und wie viel es kostet, müssen wir noch herausfinden :D

Tja, Indien ist eben nicht Europa ;-)



Nachtrag:

das Essen war meeega lecker. Wir wurden auf eine gepolsterte Bank gesetzt und dann bedient. Es gab Reis, Roti (eine Art Fladenbrot) und dann zwei Gerichte, deren Namen wir vielleicht noch per whatsapp zugeschickt bekommen^^ In dem einen waren Linsen und das andere war ein Kartoffel-Kürbis-Eintopf. Alles vegetarisch hier und echt klasse! Zunächst waren wir (wie schon in Konya) etwas unsicher, wie man das ganze isst. Zum Glück war Ajay zur Stelle, um es zu demonstrieren ;-)

In das Linsengericht wird das Brot nur gedippt und das Kürbisgericht wird mit einem Stück Fladenbrot aufgeschaufelt und dann gegessen. Servietten oder Getränke gab es nicht, für uns Europäer ja sehr ungewöhnlich aber dann eben auch eine coole Erfahrung :)

Jonas wollte es natürlich extra scharf und Ajay hat ihm eine rote Paprika gegeben (die wohl eine Chili ist?) und Jonas hat sie munter gemampft. Erst als Ajay aus dem Raum war, verzog er sein Gericht und gab zu, dass es super scharf war :D :D Er lehnte auch keines der Refills ab, sodass wir jetzt hier sitzen und er sich vollgefuttert hat während es mir prächtig geht ;-) Vor allem das Kürbisgericht war mein Hit <3

Antworten