Veröffentlicht: 11.10.2019
10.10.2019
Gestern Abend hat uns dann gegen 20 Uhr doch noch der Hunger überfallen und wir sind ein zweites Mal für diesen Tag Essen gegangen (Snacks holen war keine Option, da es ja leider viel zu weit weg ist :( ). So ging es „leider“ in die Monkey Bar, einer Bar nur drei Häuser weiter :) Das Design der Bar ist eine Pyramide und am Eingang gibt es neben Security auch eine Art Gästeliste, wo man sich dann anmelden kann. Alkohol ist in Indien erst ab 25 legal, aber Jonas und ich mussten weder Ausweis zeigen noch unsere Daten niederschreiben. Aber okay. Vielleicht gibt es für Touristen andere Regeln?
Die Bar selbst war echt chic und sah sehr amerikanisch aus. Es gab laute, westliche Musik und zwei Etagen, auf denen man gemütlich an Tischen sitzen und sowohl essen als auch trinken konnte. Da wir aber nur essen wollten, bzw. Jonas sich nach einem Blick auf die Bierkarte für eine Cola statt ein Bier entschied, nutzten wir den Hauptgrund, in diese Bar zu gehen, gar nicht aus :D Obwohl es Mittwoch war, waren schon ein paar Tische gefüllt von Leuten in unserem Alter, die sich mit Freunden schön alkoholische Getränke teilten. Interessant fand ich das vor allem, weil ja wie gesagt ein Wochentag war! ;-)
Jonas bestellte sich eine Gemüsepizza und ich bestellte mir Spaghetti mit einer Art Pesto, bei der man mit dem Knoblauch nicht zimperlich war :D Eigentlich gehörten dazu auch noch Chili-Stücke, aber als ich fragte, ob ich es nicht so scharf haben kann, bekam ich das Gericht einfach komplett ohne Chili. Glück gehabt für meinen Magen^^
Das Essen war super lecker und für die fast 10 € pro Gericht auch absolut in Ordnung :)
Was auch cool war, war, dass Jonas und ich einfach mal zu zweit weggegangen sind, was wir zu Hause nie machen. Klar, wir haben hier vorher in Rishikesh schon auswärts gegessen aber so richtig mit Menü und in einem Ambiente „wie zu Hause“ war das schon etwas Besonderes. Wir unterhielten uns z.B. eine ganze Weile über das Thema Entwicklungshilfe. Gerade jetzt, wo wir in Indien sind und danach Südostasien bereisen, kann man ja nicht die Augen davor verschließen, dass in diesen Ländern Armut herrscht. Unser Gespräch ging vor allem darum, wie man denn am besten „helfen“ könnte. Wir beide bereisen diese Länder als Touristen, bringen unser Geld in das Land aber bei den Bevölkerungsschichten, bei denen es benötigt wird, kommt dieses Geld wahrscheinlich nicht an. Ich finde, das ist ein super schwieriges Thema. Man hat vielleicht das Gefühl, man trägt die Verantwortung dafür, sich um andere zu kümmern aber das ist immer so leicht daher gesagt. Andere Reisende suchen sich gezielt in ihren Ländern Projekte aus, die sie dann unterstützen, was super klasse ist :) Unserer Fokus liegt jetzt nicht darauf aber sich darüber Gedanken zu machen ist wohl selbstverständlich. Falls sich in der Richtung mal etwas ergibt, werden wir das bestimmt erwähnen ;-)
Heute Morgen ließen wir es dann langsam angehen. Wir hatten drei Sightseeing Punkte ausgesucht, die wir heute abklappern wollten (Lotus Tempel, Hauz Khas und Lodhi Garden), bevor wir uns gegen 19 Uhr mit Gaurav treffen würden.
Damit wir nicht andauernd hin- und herfahren müssen, wollten wir also erst später los. Das heißt, wir haben erst einmal in Ruhe gefrühstückt, ein bisschen Klettern bei Youtube geschaut und dann sprach uns der Hostelbesitzer an, ob wir schon einmal bezahlen können, da er die nächsten beiden Tage in einem Himalaya-Trek ist. Unser Bargeld würde dafür nicht reichen, also ging die Odyssee wieder los, Bargeld zu suchen :D Der erste Versuch klappte nicht, der zweite auch nicht, das dritte ATM (nach mittlerweile ca. 20min Spaziergang, die wir aber auch zum Aufstocken unserer Lebensmittelbestände nutzten) hatte geschlossen und dann, dann schafften wir es doch noch, Bargeld zu bekommen! Yay! ;-)
Das Bezahlen der Unterkunft lief dann ziemlich interessant ab :D Ich machte auf dem Handy eine Auflistung der Anzahl der Nächte und zusätzlich schrieben wir die Kosten für Wäsche waschen bzw. für die Sandwiches, Pommes etc. , die wir hier gegessen hatten auf. Am Ende kam ein Betrag raus und als ich den dem Hostelbesitzer zeigte, nickte er einfach nur und ich zahlte den Betrag :D :D Das war soo komisch! Wir hätten das mit der Wäsche weglassen können oder eine falsche Anzahl an Essen aufschreiben können… Er hätte das nie nachvollziehen können :O Aber wir sind ja ehrliche Leute ;-) Ich frage mich allerdings, wie man sich so halten kann, da ich mir recht sicher bin, dass es auch mal Gäste gibt, die das nicht so genau nachhalten wie wir^^
Gegen 13 Uhr ging es dann los in die Mall, weil Jonas ein Theraband kaufen wollte. Wir hatten zwei Stück mit auf die Reise genommen aber eins ist gerissen :( Außerdem freute ich mich auf ein westliches Lunch :p In Jeans und T-Shirt (trotz der über 30°C aber abends würden wir ja ausgehen und da wollten wir nicht im Schlabberlook rumlaufen :D ) ging es also zu Fuß zur Mall und zum Glück gab es genug Schatten bzw. kam uns der Weg viel weniger lang vor als zuvor :D
In der Mall angekommen suchten wir dann die Sportgeschäfte, aber leider gab es dort nur Sportbekleidung und Schuhe… Immerhin lohnte sich der Stop dann für das Lunch. Jonas ging zu Taco Bell und ich zu Subway. Dort sah ich, dass ein Sub ca. 200 Rupie kostet und war überzeugt. Ich stellte mir meins dann zusammen und am Ende kostete es 470 Rupie :D Wir sind solche Anfänger… :p Das hat man davon, wenn man nicht sooo erfahren in diesen Fast Food Bestellungen ist. Ob es das Hähnchen war oder das Buttergemüse (was auch immer das auf einem Sandwich verloren hat…), keine Ahnung ;-) Es war aber mega lecker und es war ein Chocolate Chip Cookie inkludiert, der alles wieder rausholte^^
Nach dem Mittagessen gingen wir noch in den Big Bazaar. Beim ersten Besuch in der Mall hatten wir ja einen normalen Supermarkt gesucht aber nur dieses teuren Importladen gefunden. Ich hatte gesehen, dass der Bazar aber auch ein Supermark sein soll, nur am Eingang fand man nur Kleidung. Dieses Mal gingen wir trotzdem hinein und… voila! Es gab noch eine Etage darunter, in der ein „echter“ Supermarkt war!!! Wir waren so glücklich :p Wir kauften eine größere Packung an Keksen (die hier genauso wenig kosten wie auf der Straße), Schokoaufstrich (der sogar noch bis Mai 2020 haltbar ist :O ) und zwei Trinkpäckchen mit einem Milchshake. Okay. Für unseren Öko-Fußabdruck war der Einkauf eher schlecht aber für die Zufriedenheit doch sehr groß ;-)
Gesättigt und glücklich gingen wir zur Bushaltestelle, die es natürlich an der Mall gibt und fuhren wieder nach Chattarpur zu unserer Metro-Station. Es war mittlerweile 15 Uhr und als wir dann mit Umsteigen gegen 16 Uhr an der Haltestation am Lotus-Tempel ankamen, sah man bereits, dass die Sonne langsam sinkt. Wir wollten ja spät los aber dass wir so langsam sein würden hätten wir dann auch irgendwie nicht gedacht :D
Von der Station aus sind es ca. 500m bis zum Eingang zur Tempelanlage und auf dem Weg dahin sah man wieder viel Armut und sogar so etwas wie eine Suppenküche. Überall waren Fliegen und die Pfützen enthielten ein Gebräu, das man vielleicht aus Filmen mit Zaubertränken kennt. Jonas meinte, er sei sicher, dass ein Teelöffel davon uns umbringen würde und vielleicht hat er da Recht… In dem Park schliefen Leute ohne Schutz auf der Wiese und joah. Es war schon ein echt trauriges Bild :(
Am Lotustempel selbst hingegen sah es wieder ganz anders aus. Es ist so krass, wie nah hier arm und reich nebeneinander leben :O Der Lotustempel liegt in einer riesigen, hübschen Grünanlage und es war ziemlich voll dort, zumeist Inder und gar nicht so viele westliche Gesichter. Der Tempel gehört der Bahia-Religion an, welche alle Religionen akzeptiert. Die Idee des Tempels war es, eine Stätte zu schaffen, in der man unabhängig von seiner Religion beten und nachdenken kann. Deswegen gibt es innen auch keinerlei Verzierung, die eine bestimmte Religion bevorzugen würde. Das Konzept finde ich voll cool! :) Der Eintritt ist kostenlos, also ist das auch wirklich eine Non-Profit-Sache, was bei den Besuchermengen sehr löblich ist. Man könnte da locker Umsatz mit machen…
Als wir den Tempel verließen war wohl offiziell Sonnenuntergang, denn die Tore am Eingang waren geschlossen, obwohl noch Besucher dort auf ihren Eintritt warteten. Wir hatten also alles richtig gemacht :)
Unser zweiter Stop sollte der Lodhi Garden sein aber als wir dort ankamen, war bereits 18 Uhr und es wurde nun richtig dunkel. Wir erreichten den Eingang, als ein Pförtner gerade das Tor dazu schloss. Schade :( Für einen Schnappschuss im Dunkeln reichte es aber noch :D
Da sich Hauz Khas nun auch nicht mehr lohnen würde, fuhren wir direkt zur Station Rajiv Chowk, wo wir uns mit Gaurav treffen wollten und oh man! Die Station ist riesig!!!! :O Es kreuzen sich dort drei verschiedene Metrolinien und genau so sieht es da auch aus. Voll, laut und unübersichtlich^^ Gaurav hatte uns gesagt, an welchem der Ausgänge wir uns treffen wollen, was sinnvoll war, da wir ihn sonst nie gefunden hätten ;-)
Als wir ihn dann oben trafen, am Connaught Place, gingen wir erst ein Stück spazieren. Der Platz ist kreisförmig. In der Mitte ist eine Grünanlage/Park, unter der es einen Bazar/Markt gibt (der aber schon geschlossen hatte). Dann folgt ein Ring als Straße/Kreisverkehr und dann kommt ein Ring voll mit Outlets/Geschäften. Hier findet man wie in der Mall fast ausschließlich große Marken wie Puma z.B. und joah. Es ist sehr sehr weitläufig. Wir liefen bestimmt zwanzig Minuten ohne Stopp, bis wir etwa die Hälfte des Kreises umrundet hatten. Nicht schlecht ;-) Gaurav empfahl noch einen Milchshake-Laden, bei dem er Jonas ein Getränk ausgab, was auch echt lecker war!! (ich hielt mich zurück. Zu viel Milch ist ja bei mir eher schlecht^^).
Anschließend ging es dann in ein Restaurant, was ein echt spannendes Erlebnis war! Am Eingang bekamen wir einen goldenen Strich auf die Stirn gemalt und wurden dann zu unserem Tisch geleitet. Dort stand bereits ein riesiges Tablett mit ganz vielen kleinen Schälchen, die dann nach und nach befüllt wurden. Thali nennt man das wohl und es war echt krass. Bis alles voll war, dauerte es 5-10 Minuten und dann erklärte Gaurav, in welcher Reihenfolge man was isst. Wir hatten von allem nur eine Probierportion bekommen aber das war mehr als genug :O Das Konzept ist All-you-can-east. Man probiert alles und das, was einem schmeckt, macht man leer und bekommt dann Nachschlag. Wow!
Eigentlich bin ich ja ziemlich Anti-Indisches Essen mittlerweile aber natürlich probierte ich alles einmal und ein Gericht davon, das eher süß war, schaffte ich sogar leer zu machen aber den Refill schaffte ich leider nicht :( :D Jonas mampfte auch fröhlich vor sich hin, bekam einen Nachschlag für das, was ihm am besten schmeckte und schaffte es irgendwie, aufzuessen. Ziemlich beeindruckend!
Oh, und es gab natürlich in der Auswahl auch Dessert <3 davon schaffte ich jedes Schälchen ;-) Nach dem Essen kam eine Bedienung mit Schälchen und Wasserkanne an den Tisch und funktionierte als Wasserhahn, sodass man sich die Hände waschen konnte ohne aufzustehen. Ganz schön edel :)
Gaurav bestand dann darauf, uns einzuladen und ignorierte den Protest aber wir gaben immerhin dann was zum Trinkgeld dazu. Dass er uns in dieses Restaurant gebracht hatte war soo cool! Alleine wären wir dort vermutlich nie hingegangen, weil wir es einfach nicht gewusst hätten und damit hätten wir eine coole Gelegenheit verpasst, typisch indisches Essen zu probieren. Also, danke Gaurav! ;-)
Nach dem Essen gingen wir noch für einen Drink in eine Bar und legten fest, dass wir Gaurav zumindest ein Getränk ausgeben durften^^ Da er uns danach mit dem Auto nach Hause fahren würde, blieb sein Getränk nicht-alkoholisch aber Jonas hatte Whiskey und ich hatte einen Mojito. Die Bar war sehr britisch/amerikanisch und lud auch fast schon zum Tanzen ein. Es gab dort auch Shisha, die man hätte bestellen können (was wir aber zu meiner Erleichterung nicht taten :p Ich mag den Geruch nicht so gerne^^) und auch sonst war alles sehr chic und offensichtlich für die höheren Schichten eingerichtet. Ach ja. Am Eingang musste Gaurav seinen Namen und Telefonnummer hinterlegen, aus Sicherheitsgründen. Man ist hier sehr vorsichtig!
Nach dem Getränk und wieder richtig coolen Gesprächen, fuhr uns Gaurav dann zurück zum Hostel. Er erzählte, dass er Auto fahren kann seit er 13 ist. Sein Vater hatte ein Transportunternehmen, sodass er mit dem Thema Auto eh groß geworden war. Einmal als er mit seinem Vater an einer Apotheke war, als Gaurav wie gesagt 13 war, setzte er sich einfach ans Steuer und fuhr los. Er weiß nicht mehr sicher, woher er wusste, wie man einen Schaltwagen fährt aber er konnte es einfach^^ Von da an bestand er darauf, selber zu fahren. Seine Familie hatte 4 Autos und eigene Fahrer. Einer dieser Fahrer brachte Gaurav dann bei, wie man sich im indischen Straßenverkehr behauptet und joah.
Diese Story fand ich so witzig^^ Es ist wie vor ein paar Jahrzehnten in Deutschland, wo man vor allem auf dem Land auch mehr oder weniger ohne Regeln fahren konnte, wenn man den Dorfpolizisten nur gut genug kannte ;-)
Insgesamt hatten wir also einen super coolen Abend! Wir waren erst gegen 23 Uhr oder so zurück im Hostel und hatten dank unserer „Trödelei“ auch direkt einen Plan für den Folgetag: Lodhi Garden, Hauz Khas und Decathlon :D