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Die traurige Geschichte Kambodschas

Veröffentlicht: 25.01.2018

Tag 107


Hallo ihr Lieben

Von den 4000 Islands in Laos ging es weiter nach Siem Reap, Kambodscha. Das fünfte Land für uns auf dem asiatischen Kontinent. Wir buchten vorab den Transfer, mit dem Boot bzw. dem Bus. Im Vorfeld haben wir schon viel schlechtes über die Grenze Laos-Kambodscha gehört. Die Polizisten seien korrupt und verlangen von vielen Touristen irgendwelche Fantasiegebühren. Um diesen Stress zu vermeiden,  ließen wir die Visa Angelegenheiten von einem Angestellten des Busunternehmens erledigen. Kostet zwar auch 3$ mehr als sonst, dafür hat man seine Ruhe. Im Endeffekt lief alles glatt und wir sind gut in Siem Reap angekommen. Siem Reap ist vorallem für seine berühmten Angkor Wat Tempel bekannt und die wollten wir auch am nächsten Tag besichtigen. Der Boss vom Hotel half uns dabei sehr, übrigens ein deutscher Auswanderer. Die folgenden Tage war also Tempel Zeit, wir fingen mit der grossen Tempeltour an, diese umfasste die Tempelanlagen die sich etwas ausserhalb befinden. Angkor Wat heisst nämlich nur der Haupttempel, es gibt noch ungefähr 1000 weitere Tempel.  Das Areal umfasst insgesamt 200 Quadratkilometer.
Die kleine Tempeltour am nächsten Tag war aber deutlich spannender. Dort besucht man die Haupttempel wie Angkor Wat, Bayon und Ta Prohm in dem der Film Tomb Raider mit Angelina Jolie gedreht wurde. Spannend aber nach zwei vollen Tagen Tempel anglotzen bei gefühlten 40°hatten wir auch genug davon.

Kambodscha.. da beginnen einem die Gedanken zu drehen, unaufhaltsam. Du drehst dich im Kreis: Mitleid, Dankbarkeit, Reiselust, Freude, Glück, Armut, Traurigkeit. Darf ich hinsehen? Soll ich wegsehen? Wer in Kambodscha das Leben nicht in Frage stellt, hat etwas falsch gemacht. Die Armut ist hier allgegenwärtig. Man sieht so viele kleine Kinder rumlaufen, die versuchen den Touris Sachen zu verkaufen und einem auch anbetteln, doch bitte was zu kaufen. Diese Kinder können nicht zur Schule, müssen schon in jungen Jahren arbeiten, um die eigene Familie zu versorgen. Ohne Schule, ohne Bildung haben sie keine Chance auf ein besseres Leben. Es ist ein echter Teufelskreis. Wenn man sich etwas außerhalb des Touristenzentrums befindet, sieht man die Armut überall. Die Menschen wohnen in einfachen Holzhütten oder in Wellblechhütten. Viele haben nicht mal fließend Wasser oder Strom. Die meisten Leute leben von der Landwirtschaft in Kambodscha. Jedes Haus besitzt auch meist Kühe, Hühner, Ziegen oder Schweine. Die laufen hier alle frei rum und versperren auch schon Mal den Weg auf der Strasse. Das gehört nun auch mal zum Reisen dazu, man muss auch die negativen Seiten eines Landes sehen, um es richtig kennenzulernen. Was mir vor allem aufgefallen ist, dass die Leute trotz allem ihre Fröhlichkeit nicht verloren haben und man immer willkommen ist. Vorallem die Kinder begrüssen einem oft mit einem netten hello und strahlen über beide Ohren.

Nach 4 Tagen Siem Reap ging es auch schließlich weiter zu unsere zweiten Station namens Battambang. Battambang ist die zweitgrößte Stadt in Kambodscha. Wir entschieden uns die Strecke mit dem Boot zurückzulegen. Dauerte zwar 3x so lange wie mit dem Bus aber es sollte landschaftlich viel schöner sein. Früh am Morgen ging es los und wir sicherten uns auch einen der schöneren Plätze auf dem Sonnendach, mit vielen anderen Backpackern. Die Fahrt war wirklich sehr eindrücklich,  wenn auch etwas unbequem. Man fuhr durch schwimmende Dörfer,  dessen Häuser wirklich auf dem Wasser treibend gebaut wurden und als Fortbewegungsmittel hat jeder ein kleines Boot. Auch sahen wir viele Fischer Familien, die auf kleinen Hausbooten leben und mit riesen Netzen versuchen Fische einzufangen. Nach über 8 Stunden erreichten wir endlich Battambang. Der erste Eindruck war nicht so berauschend, alles war sehr vermüllt vorallem Plastik lag überall rum. Naja wenigstens das Hostel war klasse,  sogar mit Pool. Wir ruhten uns erst mal aus und am Abend gingen wir schön essen. Für den nächsten Tag ging es mit dem Tuk Tuk raus aufs Land. Bun unser Fahrer war echt klasse, er versuchte uns vieles über sein Land und seine Kultur nahe zu bringen. Als erstes besuchten wir eine alte Omi die uns zeigte wie man hier handgemachte Zigaretten herstellt. Danach zeigte Bun uns viele einheimische Früchte und Pflanzen. Im Anschluss  ging es zu einem Restaurant das sogar Hundefleisch anbat. Das wollten wir aber dann doch nicht probieren,  das hätten wir glaub nie übers Herz gebracht. Am nächsten Stand gab's noch gegrillte Mäuse und Ratten. Yummy😃 Die essen auch alles hier!
Danach ging es noch auf ein Reisfeld, wo uns Bun über die Reis Herstellung aufklärte. Zum Schluss ging es auf einen Berg, dort sahen wir uns eine Killing Cave an, ein fürchterlicher Anblick. Es wurden sogar noch menschliche Schädel und Knochen der Opfer gezeigt. Zur Information: 1975-1979 waren die roten Khmer mit Pol Pott an der Spitze der Macht in Kambodscha und brachten ihr eigenes Land ins Verderben. Man kann das sehr gut mit der Nazi Zeit in Deutschland vergleichen. Pol Pott lies alle intellektuellen Menschen wie Lehrer, Ärzte, Anwälte und Mönche hinrichten. Selbst das tragen einer Brille wurde als Verbrechen gesehen.  Sein Ziel war es einen Bauernstaat zu formen. 3 Millionen Menschen wurden in dieser Zeit hingerichtet, das macht ein Drittel der Gesamtbevölkerung aus. Schon traurig was Menschen anderen Menschen antun können. Auch Bun erzählte uns, zwei Brüder seiner Mutter wurden vor ihren Augen ermordet. Mehr erfreuliches kam im Anschluss,  Bun brachte uns zu einem Höhleneingang, an dem man jeden Abend das gleiche Spektakel beobachten kann. Ganze 6 Millionen Fledermäuse fliegen jeden Abend, zur ungefähr gleichen Uhrzeit aus der Höhle. Es war ein echtes Naturspektakel, der Himmel war gefüllt mit den kleinen, schwarzen  Fledermäusen.

Nach einem weiteren Tag chillen in Battambang, ging es wieder Mal weiter. Nächster Stop hieß Pnohm Penh, die Hauptstadt Kambodschas. Mit dem Bus ging es weiter, ganze 7 Stunden. Dort angekommen waren wir sehr verwundert. Pnohm Penh schien im Gegensatz zum Rest vom Land schon sehr entwickelt zu sein. Nachdem wir unser Hotel bezogen, gingen wir los um die Stadt zu erkunden. Der erste Eindruck war super, am Fluss entlang liegt eine super schöne Promenade. Im Anschluss gönnten wir uns noch einen leckeren Drink auf einer der vielen Rooftop Bars und ließen den Abend ausklingen. Am nächsten Morgen wollten wir noch mehr über die grausame Geschichte Kambodschas erfahren und besuchten das Tuol Sleng Genozid Museum und im Anschluss die Killing Fields. Es gibt viele ehemaligen Foltergefängnisse in ganz Kambodscha. In Phnom Penh ist das Office 21,  heute eine Gedenkstätte des Genozides an der kambodschanischen Bevölkerung. Das Gefängnis war vor der Zeit der Roten Khmer ein Schulhaus. Die Klassenzimmer sind zu Gefängniszellen umfunktioniert worden. In jeder Zelle steht ein Bett, zum Teil sind auch die Fesseln oder andere Gegenstände beim Bett platziert. An der Wand hängt ein Bild von den Leichen die in diesem Raum gefunden worden sind. Teilweise sind an den Wänden immer noch Blutspritzer zu sehen. Zelle um Zelle folgt, Einzelzellen, Massenzellen.
Am Galgen wurden Gefangene aufgehängt, an den Händen, die hinter dem Rücken zusammengebunden waren. Wenn sie ohnmächtig wurden, wurden sie mit dem Kopf voran in Dreckwasser getaucht, damit sie wieder zu Bewusstsein kommen und ihre Peiniger weitermachen konnten. Die Roten Khmer haben ihre Folterungen peinlichst genau festgehalten. Es gibt Abschriften von Verhören, genaue Aufzeichnungen von Folterungen. In den meisten Fällen wurde die ganze Familie eines Gefangenen ebenfalls inhaftiert, damit niemand übrig blieb, um später die Toten zu rächen. Es kamen unzählige Kinder in den Gefängnissen um’s Leben. Schrecklich aber dies gehört nun mal auch zur Geschichte dieses Landes und darf nicht vergessen werden. Danach ging es 20 km außerhalb der Stadt zu den sogenannten Killing Fields. Dort wurden die Gefangenen von S-21 verlegt, um dort getötet zu werden. Mit dem Audioguide ausgestattet, bewegten wir uns entlang der Stationen über das Gelände, vorbei an Massengräbern und dem Baum, an dem Babys und Kleinkinder zerschmettert wurden. Die traurige Geschichte Kambodschas während des Terrorregimes von Pol Pot und seinen roten Khmer, wird hier so eindrucksvoll wie bewegend vermittelt. Immer wieder trieben uns die Schilderungen von Zeitzeugen die Tränen in die Augen. Es war ein harter Tag für uns beide, letztendlich sind wir aber sehr froh soviel erfahren zu haben.

Am folgenden Tag liefen wir noch in den Straßen Pnohm Penh rum und organisierten unsere Weiterreise. Nächste Station heisst Sihanoukville, eine kleine Küstenstadt und das Sprungbrett zu den Inseln Kambodschas. Wir freuen uns sehr darauf endlich wieder am Meer zu sein. Wir sind gespannt.


Anita 

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