tonigoesnica
tonigoesnica
vakantio.de/tonigoesnica

XXXII. Proyecto Sonflora

Veröffentlicht: 06.04.2017

Nun aber endlich der erste Blogeintrag aus der Stadt der Löwen. Hier arbeite ich jetzt schon seit Ende Januar und mittlerweile nur noch bis in zwei Wochen in einem sozialen Projekt für Kinder und Jugendliche. Wobei "hier" eigentlich gelogen ist. Das Projekt liegt nicht in Leon selbst, sondern in Tamarindo, einem kleinen Dorf rund 30 Minuten von der Stadt entfernt.


Das heißt morgens früh aufstehen, um 7:20 Uhr fährt der klapprige Bus von uns zuhause zur Bushaltestelle am Rande der Stadt. Dort nehmen wir dann den Chicken Bus, wenn es sein muss. Doch wenn es irgendwie geht versuchen wir per Anhalter bis nach Tamarindo zu fahren...


Das ist billiger, schneller und um einiges lustiger. Es gibt zusammengefasst drei Arten von Rides:

Der Truck,eine recht komfortable Art und Weise zu reisen, nämlich auf der Schlafmatratze eines Truckers, meistens mit witziger Musik.

Das klimatisierte Auto, nicht mein Favorit, weil meistens sehr laute, schlechte Musik läuft, man sich fühlt wie am Nordpol und oftmals die Fahrer in Plauderlaune sind - und das kann ich weder morgens um halb acht, noch nachmittags nach der Arbeit gebrauchen ;)

Der Pickup, ganz ohne Frage meine Lieblingsvariante. Man setzt sich einfach hinten auf die Ladefläche eines Pickups und klopft, sobald man raus muss. Fahrtwind, schöne Aussicht Herzrasen auf Grund von gewagten Ausweich-Manövern und Zeit zum Reflektieren ist inklusive.


Nach diesem allmorgendlichem Abenteuer kommen wir dann im Projekt an. Dort bereiten wir schnell alles vor, bevor auch schon die Kinder eintrudeln. Anders als in Granada sprechen wir hier von einer festen Gruppe von ca. 30 Kindern, die in der Regel jeden Tag ins Projekt kommen - eine Hälfte morgens, die andere nachmittags. 


Die Kinder werden vom Eintritt ins Projekt bis zum Ende ihrer Schulausbildung vom Projekt unterstützt, auch finanziell, was Schulmaterialien, aber auch die Gesundheit der Kids angeht.

Im Projekt putzen sich zuerst alle die Zähne und es wird gemeinsam etwas vorgelesen. Dann werden zuerst die Schulhausaufgaben erledigt, danach die von uns erstellten "Extra-Hausaufgaben", die die teilweise sehr magere Schulbildung ergänzen sollen.

Schließlich bieten wir unterschiedliche Aktivitäten an, um den Kindern die Zeit zu geben, einfach Kinder zu sein.

Die Klassiker sind auf jeden Fall Fußball und Karten spielen, aber auch gebastelt wird viel. Außerdem biete ich eine Theater- / Zirkusgruppe an, mit der wir sogar schon mehrere Aufführungen hatten.

Samstags kommen die Kinder auch ins Projekt, dann aber alle auf einmal und Hausaufgaben gibt es auch keine! Für die Samstage planen wir deshalb immer irgendetwas besonderes, eine Schatzsuche zum Beispiel oder ein Ausflug ins Schwimmbad.


Einmal kamen uns sogar Zirkusfreunde von mir aus Esteli besuchen und haben eine Vorführung und einen Workshop gegeben - ich werde den Zirkus einfach nicht los...


Schließlich räumen wir das Projekt auf und wiederholen das Fahrtabenteuer vom Morgen. Meistens sind wir zwischen fünf und sechs zuhause. Die Arbeitstage sind also ganz schön lang und oftmals müssen auch noch Sachen für das Projekt besorgt werden oder die Extra-Hausaufgaben vorbereitet und kopiert werden. Das macht die Freiwilligenarbeit bei Sonflora sehr anspruchsvoll und zeitaufwändig.

Vor allen Dingen macht sie aber unglaublich Spaß, das liegt an den Kindern und den unterschiedlichen Aktivitäten, besonders aber am Team, dem "equipo mas guapo del mundo"!

Fester Bestandteil des Teams sind Fränzi, die jefa des Projektstandorts Tamarindo und das Nica-Team: Eine Sozialarbeiterin, eine Psychologin und drei ehemalige Projektkinder, die jetzt parallel zu ihrer Ausbildung im Projekt arbeiten. Ergänzt wird die Truppe dann jeweils von uns Freiwilligen, zur Zeit sind wir vier.

Die Verwantwortung ist im Projekt klar verteilt, gleichzeitig hilft aber jeder, wo er kann.

Jeden Donnerstag gibt es eine Versammlung in einem Café hier in Leon, wo die Woche geplant wird. Vorher gibt es aber immer noch eine Stunde Zeit um entweder die sogenannte Wohlfühlrunde zu machen, in der jeder berichtet, ob im privaten und im Arbeitsleben alles rund läuft, oder die Psychologin erzählt uns etwas über die Vorgeschichte und Probleme der Projektkinder.

Abgesehen davon fahren wir immer zusammen zur Arbeit, verbringen die Mittagspause zusammen und machen auch manchmal gemeinsam in unserer Freizeit etwas. Das schweißt zusammen und ich habe alle im Team sehr lieb gewonnen.

So viel so weit zum Projekt, im nächsten Blogeintrag berichte ich dann mal ein bisschen über mein sonstiges Leben in Leon - das gibt es tatsächlich trotz der langen Arbeitszeiten auch ;)

Hasta pronto!

Antworten

Nicaragua
Reiseberichte Nicaragua