Veröffentlicht: 24.01.2019
In der Nacht wurde Wanaka und die Region Otago von einem heftigen Gewitter heim gesucht - Bäume wurden regelrecht zu Kleinholz verarbeitet. In Queenstown soll es geschneit haben - im Sommer!
Trotzdem schien heute den ganzen Tag die Sonne, bis zum Nachmittag hatte man nur blauen Himmel und selbst danach gab es nur ein paar kleine Wölkchen m Himmel. So muss das laufen!
Um das geniale Wetter auszunutzen, habe ich beschlossen, gleich die schlimmste aller Wanderungen hinter mich zu bringen: Roy's Peak.
Berühmt geworden ist der Track, oder besser die Aussicht vom Ende, durch ein Post auf Instagram von einem Sternchen vor ein paar Jahren. Was früher also eher ein Insider Tipp war, ist heute eine der berühmtesten Tageswanderungen.
Dass trotzdem nicht Scharen von Touristen Bilder von sich und dem Viewpoint posten, hat einen ganz einfachen Grund: der Weg dahin ist einfach nur verdammt anstrengend.
Es sind insgesamt 16km, also 8 hoch, 8 runter. Im Flachland würde ich sowas quasi vor dem Frühstück laufen, aber jetzt kommst: in den 8km muss man 1200 Höhebmeter bewältigen.
Wer gut in Mathe ist, kann gerne mal für mich ausrechnen, was für eine durchschnittliche Steigung das wäre.
Von meinem Gefühl her kann ich nur sagen: viel zu viel!
Es geht auch die 8km konstant steil nach oben, manchmal mehr, manchmal weniger. Ich übertreibe dieses Mal wirklich nicht - schaut euch das Höhenprofil an!
Aber so was hält mich ja nicht ab, der Weg ist das Ziel, und so was. Außerdem zahle ich mich mittlerweile schon zu den eher geübten Wanderern und vor so einem Bergchen schreckte ich nicht zurück.
Es war steil. Habe ich das schon erwähnt?
Man wird überhaupt nicht geschont: es givtkeine Bäume am Rand, die einem Schatten spenden könnten. Deswegen wird auch empfohlen, die Wanderung so früh wie möglich zu machen (es soll tatsächlich Leute geben, die um 3 Uhr morgens da hoch wandern, verrückt).
Ich war ausgeruht, frisch und munter und voller Energie. Aber nach 15 Minuten wurde es dann auch für mich einfach unangenehm anstrengend.
Ich begann damit, meine Schritte zu zählen.
Ein-und-Zwan-Zig, Zwei-und-Zwan-Zig, Drei-und-Zwan-Zig,...
Sechs-Und-Acht-Zig, Sieben-Und-Acht-Zig,...
Bei Hundert ging es wieder von vorne los. Keine Ahnung, wie viele Schritte ich gemacht habe. Irgendwann habe ich den Überblick verloren.
Ich habe mir auch keine Pausen gegönnt, höchstens mal ein paar Sekunden zum Luft schnappen und Waden Strecken. Ein Blick nach hinten, Aussicht genießen, ein Blick nach oben, Verzweifeln. Und weiter gings.
Die Sonne begann auch langsam zu brennen, aber dann war ich plötzlich da.
Ich muss sagen, dass ich ziemlich stolz auf mich bin: der durchschnittliche Wanderer braucht ca. 3 Stunden zum Viewpoint. Ich habe es in 1 Stunde 40 Minuten geschafft. Dähä.
Und dann der Blick.
Man kann ja viel über Roy's Peak sagen, aber dieser Ausblick ist einfach nur umwerfend. Wunderschön. Unglaublich. Irre. Fantastisch. Mir gehen die Wörter aus. Es war einfach so schön, ich kann das nicht beschreiben.
Natürlich habe ich auch eines dieser berühmten Fotos vom View Point gemacht, aber der eigentliche Peak lag noch mal 30 Minuten über dem Viewpoint und von dort hatte man dann das 360 Grand Panorama.
Oh.
Mann.
Ich konnte mich nicht satt sehen.
Irgendwann wurde es dann doch aber etwas Kühler auf dem Gipfel, so dass ich mich an den Rückweg machte.
Mittlerweile war es später Vormittag, fast schon Mittag und die Sonne brannte auf die Köpfe. Ich habe mich mit Sonnencreme eingeschmiert, aber trotzdem befürchte ich, dass ich einen Sonnenbrand abbekommen habe. Durch die Höhe hat die Sonne noch mal eine ganz andere Stärke...
Auf dem Rückweg kamen mir auch noch einige Leute entgegen, die den harten Aufstieg bei den Bedingungen machen mussten. Mein Beileid...
Ich konnte über den ganzen Abstieg lang einfach nur die Aussicht genießen. Wenn möglich, ist das Wetter sogar noch schöner geworden und ich war in dem Moment einfach nur so glücklich.
:)
Unten angekommen habe ich es mir geklemmt, die 6km in die Stadt zurück zu laufen und hab den Daumen rausgestreckt. Hat auch super funktioniert und so war ich zurück in Wanaka.
Es war früher Nachmittag - Was tun?
Zunächst habe ich erst mal mein Lunch vertilgt, ich war ja so ausgehubgert. Dann musste ich meinem Craving nach Cheese Scones nachgeben: die habe ich gestern im Supermarkt gesehen und seit dem die ganze Zeit auf der Wanderung an die gedacht. Wenn ich nicht gerade die Landschaft genossen habe. Ich habe ungelogen eine ganze 6er Packung auf ein Mal gegessen, mein Körper schrie nach Energie.
Weil ich dann aber ziemlich voll war und eh noch viel Zeit hatte, habe ich noch einen kleinen entspannten Spaziergang am Wasser entlang gemacht. Dieses Mal in die andere Richtung, so dass ich einen weiteren Instagram Spot abhaken kann (Nr. 7).
Aber meine Beine waren müde, meine Füße protestierten und so ging es zurück ins Hostel. Duschen, Essen, Liegen.
Mehr passiert heute auch nicht mehr. Ich habe herausgefunden, dass ich in der Bibliothek eine halbe Stunde lang das WiFi nutzen kann. Ein kleines Problem weniger.
So leid es mir auch tut, morgen stehen weitere Wanderungen an. Nichts im Vergleich zu der heutigen, aber es werden viele Kilometer, vermutlich über 30. Aber das Wetter soll nur noch morgen so gut sein und das muss ich ausnutzen!