Thurids KEAdventure
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Mal ganz spontan nach Whangarei Heads

Veröffentlicht: 25.09.2018

Der Morgen fing so ruhig an - geweckt von dem Prasseln des Regens auf das Dachfenster, die Baderäume waren noch leer und sauber und der Kaffee schmeckte auch nicht schlecht. Da wollte ich mich gerade daran setzen, den heutigen Tag zu planen, als mir ein Flyer ins Auge fiel: Shuttlebus nach Whangarei Head mit Wanderung.

Nach Whangarei Head wollte ich ursprünglich auch, was sich ohne Auto aber schwierig erwies. Nun aber der Shuttlebus...mit Wanderung...das klang schon verlo kenx.
Also habe ich mir die Sa he schnell im Internet genauer angeguckt. Für 40$ fährt einen der Bus an die Küste und dann kann man dort zwiacheb verschiedenen Hiking Tracks wählen. Ich war hin und hergerissen - 40$ ist echt viel, aber das war vielleicht meine einzige Chance dorthin zu kommen.
Der Bus würde um 9 Uhr abfahren und eine Stunde vorher schloss das Onlin-Booking. Es war 8.55 Uhr. Was dann folgte, war eine Kurzachlussreaktion. Natürlich habe ich mir schnell noch einen Platz reserviert; nicht zu stark über das Geld nachdenken, stattdessen die Chance nutzen. Und ich hatte einen Plan für den Tag. Perfekt.
Was gab es denn heute für Wetter? Wolken und Wind, durchzogen mit Sonne und vollendet mit gelegentlichen Schauern. Nicht gerade verlockend für einen Tag am Strand, aber fürs Wandern sollte es genügen.
Ich war die einzige im Shuttlebus, hatte der Busfahrerin also vermutlich den Morgen vermiest. Im.Bus habe ich dann erstmal genau erfahren, was ich da eigentlich gebucht hatte. Ich würde nämlich in Whangarei Heads den Te Whare Track machen: den schwierigsten von allen. Etwa 8km führt der Hiking Track durch das Bream Head Scenic Reservat, über den Mount Lion (395m) und den Te Whara (476m). Ich liebe Herausforderungen und mir würden fabelhafte Aussichten auf beide Küsten versprochen, kurzum: ich war begeistert. Insgesamt 6 Stunden hatte ich dort Zeit, die Schilder sagten eine Dauer von guten fünf Stunden voraus, gebraucht habe ich am Ende drei.
Der Weg führte vom Parkplatz sofort steil nach oben, etwa 20 Minuten lang ging es steil Treppen nach oben. Danach war ich aufgewärmt... Aber es ergaben sich schon wunderschöne Blicke zu der Ostküste und die Smugglers Bay.
Nach ca. 300 Höhenmetern wechselte der Weg dann von Treppen in Matsch, was nicht unbedingt eine Verbesserung war. Es erforderte wirklich volle Konzentration nicht auszurutschen (meine Jeans hatte ich wieder einigermaßen sauber bekommen).
Nach einer halben Stunde hatte ich dann schon den Mount Lion erklommen. Die Aussicht war...okay. Aber das war ja auch noch nicht der eigentliche Höhepunkt.
Eine kurze Verschnaufpause, dann ging es weiter. Ich blieb jetzt ungefähr auf der gleichen Höhe mit kurzen Auf- und Abstiegen. Der Weg wurde jetzt richtig toll, denn er führte mitten durch den Bush, den nativen neuseeländischen Wald. Über Baumwurzeln, Steine und durch Matsch kämpfte ich mich voran. Manchmal war es wirklich schwierig den Weg zu finden. Ich muss sagen, dass dieser Abschnitt am meisten Spaß gemacht hat.
Gegen 11 Uhr erreichte ich dann eine Kreuzung mit einem anderen Wanderweg, von dem ein Abzweig an die Küste führte. Weil ich noch viel Zeit hatte (und anscheinend zu viel Energie?) habe ich den gleich mitgenommen. Was für eine blöde Idee das war, fiel mir erst auf, als ich ca. die Hälfte der Höhenmeter zurückgelegt hatte - ich musste das ja alles wieder nach oben laufen...
Aber jetzt war ich schon so weit gekommen, da habe ich den Rest halt auch noch gemacht. An der Küste stand auch eine DOC Wanderhütte, doch da hat vermutlich lange keiner mehr übernachtet. Der Strand war schön, aber ob er die 400 Höhenmeter wert war...?
Also alles wieder nach oben, diesmal mit Musik. Wieder an der Kreuzung angelangt entledigt ich mich erstmal sämtlicher Jacken - ich habe Eimer geschwitzt! Mit Musik auf den Ohren ging es weiter. Der Weg wurde immer uriger, der Spaß am Wandern sank aber langsam, was aber einen anderen Grund hatte: Mein rechter Wanderstiefel kam nicht gut mit meinem Bein zurecht und der Schaft Schubert bei jeder Bewegung ordentlich am Bein. Die letzten zwei Stunden dieser Wanderung sollten zur Tortur werden...
Wenn möglich versuchte ich aber den Schmerz zu ignorieren und den Weg zu genießen, denn der war wirklich super. Ich näherte mich nun dem Te Whara, es ging wieder bergauf. Durch einen Mix von Treppen und Waldweg kämpfte ich mich die letzten Meter nach oben. Die eigentliche Attraktion war jedoch nicht der Gipfel, sondern der Bream Head - eine Felsformation hinter dem Te Whara, die noch ein paar Meter hen höher war und von der man einen 360 Grad Blick auf Whangarei Head und den Ozean hatte.
Was nun kommt, fällt vermutlich schon in die Kategorie von Dingen, die meine Mutter erst im Nachhinein erfahren möchte. Schilder warnten mich schon, dass kein befestiger Weg zu dem Felsen führt. Durch das Gestrüpp näherte ich mich mühsam dem Felsen. Und dann ging das Klettern los. Meinen Beutel ließ ich unten, nur mein Handy steckte ich in die Hosentasche (Beweisfoto!). Irgendwie zog/hievte ich mich nach oben, für mich irgendwie schon aufregend. Also ich hatte meinen Spaß.
Oben angekommen hielt ich es aber nicht lange aus, denn es war windig. Richtig windig. Da habe ich dann doch ein wenig Schiss bekommen. Schnell also ein paar Fotos schießen, dann ging es mühselig wieder nach unten.
Ich muss mich korrigieren: das hat tatsächlich am meisten Spaß gemacht.
Aber genau als ich wieder unten angekommen war, fing es an zu regnen. Seufz. Also machte ich mich an den Abstieg, schließlich musste ich die 476m fast wieder ganz runter gehen.
Was mir schon früher aufgefallen war: Aufstieg sind nicht so schlimm wie die Abstieg von einem Berg, besonders wenn man ein Bein kaum belasten kann und der Weg matschig ist. Der Abstieg vom Te Whara war echt keine Freude mehr, aber da half nur Zähne zusammenreißen und durch da.
Leider hörte irgendwann der Wald auf und der Weg führte über Hügel. So war ich diesem grausig kalten Wind ausgesetzt, der sprichwörtlich durch Mark und Bein ging. Hinzu kam dann der Regen, der allerdings nicht von oben sondern eher von der Seite kam.
Fluchen erreichte ich dann nach einer knappen Stunde das Ende des Wanderweges, den Ocean Beach Parkplatz. Und ich hatte gerade mal vier Stunden gebraucht, der Umweg zu der Küste (Ca. 45 Minuten) inklusive. Ich weiß immer noch nicht, ob das jetzt ein gutes oder schlechtes Zeichen war...
Die restliche Zeit verbrachte ich abwechselnd am Strand oder im Klohäuschen, jenachdem ob es regnete oder nicht. Ich muss auch zugeben, dass meine Beine gezittert haben und ich erschöpft war. Als der Shuttlebus mich dann ab holte, fiel ich fast in den Sitz.
Der Weg vom Parkplatz zum Hostel war dann schmerzlich und als erstes habe ich mich ins Bett geschmissen. Jetzt fühlte ich langsam die Erschöpfung. Aber ich habe Mitleid von meiner Mutter bekommen, das tröstet doch immer noch am besten.
Heute hatte ich dann auch Zeit, diesen riesigen Supermarkt ein wenig genauer zu erkunden. Ich fand endlich mal Duschgel, aber die Haarpflege-Auswahl war immer noch bedeutend größer. Ich glaube, in Neuseeland steht man einfach mehr auf Shampoo und Conditioner.
Zur Belohnung gab es dann heute für mich auch frisches Obst: Banane, Apfel, Kiwi und Mandarinen, gemixt mit einer Handvoll Birnen. Im Free Food Fach lungerte auch noch eine Birne rum, die gab's gratis dazu.
Am Abend wird dann aber nicht mehr viel passieren, heute ist mir auch nicht so nach Gesellschaft. Selbst Lachen ist ziemlich anstrengend für mich... Ich würde sagen: Netflix und Chill, aber ich habe keinen Fernseher und Netflix. Es wird also vermutlich beim Chillen. Bleiben, verstärkt mit einem schönen Buch.
Morgen habe ich die letzten Stunden in Whangarei, dann geht es zurück in meine Lieblingsstadt. Ich habe auch schon Pläne für den Vormittag, aber vielleicht bin ich ja doch wieder ganz spontan...wie heute... 

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