Thurids KEAdventure
Thurids KEAdventure
vakantio.de/thurids_keadventure

Abschied von Tauranga

Veröffentlicht: 03.10.2018

In den vergangenen 24 Stunden ist so viel passiert - ich bin mit meinen Nerven am Ende...
Am Ende des vorigen Eintrages war ich ja gespannt, was der Abend noch so bringen würde. Eigentlich habe ich aber schon den gesamten Tag auf eine Nachricht von meinem Chef gewartet, wann und wo ich am Mittwoch sein soll. Es kam aber nichts. Ich habe mehrmals probiert ihn anzurufen, habe ihm SMS geschickt und ihn sogar über WhatsApp angeschrieben - nada. Also wusste ich nicht, ob ich überhaupt arbeiten konnte. Und das hat mir irgendwie den Rest gegeben. Da hatte ich schon einen Arbeitsvertrag unterschrieben, kann aber nicht arbeiten, weil mein Arbeitgeber mich ignoriert.
Deshalb habe ich mich knall hart isoliert und in den kleinen Gästeraum zurückgezogen. Heraus kam ich nur fürs Essen und den Gang ins Badezimmer. Ich steckte mitten drin im Depressions-Sumpf.
Aber zum ersten Mal in der Woche bin ich vor 23 Uhr schlafen gegangen; man muss es vielleicht positiv sehen. Mein Handy war auf Laut geschaltet, da die anderen meinten, dass Arbeitgeber wohl auch mal mitten in der Nacht Bescheid geben, ob man am kommenden Tag arbeiten müsse oder nicht.
Drei Mal dürft ihr raten - es kam natürlich keine Nachricht.
Am nächsten Morgen war ich dann zur Hälfte immer noch deprimiert, aber es kam eine gehörige Welle Wut und Frustration dazu. Fast eine Woche war ich nun in Tauranga und es ist immer noch nichts raus gekommen. Ich hatte die Schnauze voll.
Also alles von Anfang - Jobanzeigen durchgucken, Bewerbungen schreiben, hoffen. Vor 10 Uhr hatte ich fast jede Farm angeschrieben, die es in der Bay of Plenty gibt. Egal wohin, Hauptsache raus aus dieser Stadt.
Gegen Mittag habe ich dann eine vage Zusage bekommen. Vage reichte mir, dahin wollte ich. Der Manager sagte sogar zu, mich von der Bus Station abzuholen.
So langsam kam wieder Leben in mich. Vielleicht gab es ja doch noch Hoffnung.
Danach hieß es dann Sachen zu Ende packen und warten. Warten, dass der Bus mich aus Tauranga bringen würde. Zwischendurch auch ein wenig Weinen. Einfach weil.
Gekündigt habe ich, wie es dem Typen gerecht ist - per WhatsApp. Ich habe übrigens keine Antwort erhalten...
Am schlimmsten war aber der Abschied von der Wharf-Community. Ich habe das Zusammenleben wirklich genossen, auch wenn es manchmal sehr anstrengend war. Es wäre so schön gewesen, hätte ich dort bleiben können. Aber das Schicksal wollte es anders.
Mit vollem Gepäck schleppte ich mich dann am Nachmittag in den Bus, der mich in einer halben Stunde nach Te Puke bringen sollte.
Te Puke ist eine kleine Stadt westlich von Tauranga. Wobei es "Kaff" an dieser Stelle vielleicht besser trifft. Jetzt kommt aber - das Hostel liegt nochmal 7km außerhalb Te Pukes. Ich wohne also noch nicht mal im Kaff (das wohlgemerkt den einzigen Supermarkt der Umgebung hat). Für jedes Einkaufen muss ich also einen 15km-Marsch auf dem Highway auf mich nehmen. Deswegen hat mich der Manager auch abgeholt; vielleicht hätte ich mir das Hostel vorher ein wenig besser ansehen sollen.
Ich sage es mal so: das Base in Auckland hat mir besser gefallen. Erinnert ihr euch, wie ich über das Base geschimpft habe? Tja...
Zunächst: man muss für alles bezahlen. Beim Check-In zahle ich also nicht nur für die erste Woche (140$), sondern hinterlegte auch gleich eine fette Kaution von 120$,die ich beim Aus Hecken wohl erstattet bekommen soll. Ich komme in einem 16-Betten-Zimmer unter, in dem bisher aber nur zwei weitere Mädchen wohnen. Sie sind aus Deutschland, haben aber so einen fetten Bayrischen Akzent, dass das fast als Fremdsprache durchgeht. Ohne Witz, ich verstehe keine Wort.
Die Betten sind nicht bezogen, es gibt auch keine Kopfkissen. Das kann man dazubuchen gegen wöchentliche Miete. Als ob: jetzt kommt mein geklauter/gefundener Schlafsack ins Spiel.
Außerdem muss man sich ein Geschirre mieten, ansonsten kann man nicht kochen. In der Küche würden dann also nur Öfen und Waschbecken stehen. Super.
Man erhält pro Woche sieben Duschmarken a 6 Minuten. Das ist zwar ausreichend, aber in allen anderen Hostels könnte man unbegrenzt Duschen. Und das war ja irgendwie immer das Schönste.
Aber das Schlimmste: es gibt auch kein unbegrenztes WiFi. Pro Woche habe ich 1GB zur freien Verfügung, ansonsten müsste ich dazu kaufen. Ich habe zwar keine Ahnung, wieviel 1 GB ist, aber das ist ein fetter Minuspunkt. Es mag schon ausreichend sein, aber ich fühle mich total eingeschränkt und un-willkommen in dem Hostel. Es gleicht eher einem Gefängnis oder einer Anstalt für gestrandet Backpacker...
Darf ich vorstellen - mein Heim für die nächsten drei Monate.
Glaubt mir, ich kam an, habe mich auf diese kalte Matratze gelegt und geweint.
Viel. Und lange. So richtig eklig mit Rotz und allem. An dieser Stelle musste ich auch die Notfall-Briefe von meinen Freunden und Familie öffnen. Es hat immerhin ein bisschen geholfen.
Schließlich muss ich das Beste aus der Situation machen. Also habe ich meine Sachen ausgepackt, mir das Hostel angeguckt und mich gefreut, mal wieder richtig lesen zu können. Nach der Arbeit werde ich viel Zeit haben, WiFi will ich nicht zu oft nutzen, also habe ich viiieeel Zeit für meine Bücher. Mit den anderen Backpacker werde ich auch nicht viel in Kontakt stehen, die verziehen sich selber in die Zimmer. Außerdem kann ich Dehnungsübungen machen, denn die Arbeit wird vermutlich sehr strapaziös werden. Der Manager meinte, der einzige Job momentan wäre das Bud Thinning ("Knospendünnung"). Dabei werden alles Knospen, bis auf ein oder zwei, von den Kiwi Pflanzen entfernt, sodass alle Energie in die wenigen Früchte gesteckt wird. Die Knospen sind aber ungefähr auf einer Höhe von vielleicht zwei Metern. Nur zur Erinnerung: ich bin 165cm groß. Oder eher "short", wie mein Manager meinte. Er gab mir dann lustige Metall-Plateaus, die ich mir unter meine Schuhe Klemme. Das sieht total bescheuert aus, aber mittlerweile ist mir alles egal. Trotzdem werde ich den ganzen Tag meine Arme und Kopf nach oben strecken. Am Abend habe ich dann also Armmuskeln und Nackenschmerzen... Freue mich schon.
Aber wisst ihr auch, was das bedeutet? Die fetten Zeiten des Blog sind jetzt vorbei. In den nächsten Wochen, Monaten wird es keine schönen Bilderchen und Geschichten mehr geben. Sobald etwas Interessantes passieren sollte, halte ich euch natürlich auf dem laufenden, aber ansonsten werde ich stur arbeiten und Geld verdienen. Ernsthaft, ich habe nur noch sGenhafte 46$ auf meinem Konto...
Und durch das Begrenzte WiFi bin ich auch nicht mehr 24/7 verfügbar, sorry. Ich denke, ich werde morgen oder übermorgen noch einen Eintrag schreiben und von der Arbeit berichten. Und dann müssen wir sehen.
Jetzt bin ich erstmal. Gespannt, wieviel von meinem Datenvolumen nach Hochladen des Eintrages noch so übrig ist...
Viele Grüße von mir an dieser Stelle und noch eine Entschuldigung für die vergangenen Einträge, die ein wenig lustlos hingeklatscht wurden. Die ganze Job-Sucherei hat mich echt mitgenommen, aber ich hoffe, dass ich mich in den kommenden Tagen in dieser Einöde wieder sammeln kann. Viel Ablenkung werde ich ja nicht haben... 

Antworten

Neuseeland
Reiseberichte Neuseeland