Veröffentlicht: 13.02.2017
So wird Malawi genannt und das sagen die Malawier auch von sich selbst. Zurecht wie ich finde, fast alle Menschen hier sind wirklich sehr freundlich, lachen viel, fragen immer wie es dir geht. Aber nun mal der Reihe nach:
Nach einer langen aber reibungslosen Reise komme ich über Jeddah in Saudi-Arabien, Addis Abeba in Äthiopien, Johannesburg in Südafrika endlich in Blantyre in Malawi an. Da es die zweitgrößte Stadt Malawis ist, erwarte ich einen großen Flughafen, aber bei der Landung habe ich eher das Gefühl an einem Bauernhof angekommen zu sein: es gibt nur eine schmale Landebahn, das Flugzeug muss auf der Stelle wenden und der Tower sieht aus wie eine Dachterasse. Bei der Einreise muss ich dann ein Visum kaufen für 75 $, ich bezahle artig und der Beamte reißt einen Zettel aus seinem Heft und gibt mir den Fetzen Papier. Sehr offiziell. Draußen wartet glücklicherweise schon der Fahrer des Krankenhauses im Krankenwagen auf mich. Haben die im Krankenhaus jetzt fast einen Tag lang keinen Krankenwagen? Ich habe ein schlechtes Gewissen. Nunja, wir fahren los Richtung Phalombe im Südosten des Landes, 5km davon entfernt befindet sich das „Holy Family Mission Hospital“. Nach ca. 2,5 h kommen wir an und ich werde herzlich begrüßt von den anderen, die diesen Monat schon da sind: Zwei Studenten, eine Gynäkologin, eine Hebamme und ein Rettungssanitäter. Es fühlt sich irgendwie komisch an nun hier zu sein, es hat sich immer so weit weg angefühlt, trotzdem bin ich jetzt tatsächlich hier. Wir gehen ins Haus und der erste Satz lautet: „Oh, wir haben ja Strom!“.
Tatsächlich tue ich mir die ersten Tage schwer mich einzuleben, der Kulturschock ist doch sehr viel größer als erwartet und irgendwie ist vieles anders als ich es erwartet hatte. Selbstverständlichkeiten werden zum Problem: wie schon erwähnt fällt öfter der Strom aus, oder man geht aufs Klo oder unter die Dusche und es kommt kein Wasser. Es ist sehr heiß und durch die subtropische Lage herrscht eine hohe Luftfeuchtigkeit, ich schwitze sogar beim Schlafen. Das bedeutet: immer genügend trinken. Aber woher das Wasser bekommen? Drei andere verschiedene Studenten aus den vorangegangenen Monaten haben probiert das Leitungswasser zu trinken und wurden mit einer Woche Durchfall bestraft. Darauf habe ich keine Lust, also muss Wasser gekauft werden. Aber nach Phalombe sind es ca. 5km. Man kann laufen oder ein „Fahrradtaxi“ (man sitzt auf dem Gepäckträger, wohl ein gebräuchliches Fortbewegungsmittel hier) nehmen. Wenn ich daran denke komme ich mir aber wie ein weißer Kolonialherr vor, also laufen. Für Essen gibt es einen kleinen „Markt“ direkt am Krankenhaus mit einer Art Brötchen aus Plastiktonnen und etwas Gemüse und Obst. Das Internet über die Sim Karte um Kontakt nach Hause zu halten funktioniert erst gar nicht und dann sehr schlecht. Der nächste Geldautomat ist 2 Stunden weit weg. Und und und. So ergeben sich eben hier und da viele kleine und große Probleme, die den Einstieg schwerer machen als ich dachte. Aber mittlerweile konnte ich mich etwas adaptieren und es funktioniert doch ganz gut und eigentlich ist es doch sehr lustig. Mit meinem mitgebrachten Wörterbuch versuche ich etwas Chichewa (die Landessprache hier) zu lernen und so einen besseren Kontakt zu den Menschen herzustellen. Ich bin froh nicht alleine hier zu sein, ich habe ein gutes Team hier. Zusammen sind wir im angrenzenden Moulanje Gebirge wandern gegangen und 4 von uns haben den höchsten Berg Zentralafrikas bestiegen, den Sapitwa, was so viel bedeutet wie: don’t go there! Es war sehr abenteuerlich und anstrengend, richtige Wege gibt es nicht, man läuft immer im Flussbett entlang und wenn es stark regnet sind die Wege nicht passierbar. Auf dem Rückweg machen wir Halt an den Old Mans Falls und genießen die Erfrischung.
Und das Krankenhaus? Für einen Mediziner ist es unglaublich interessant, denn hier sieht man alles was in den Lehrbüchern beschrieben wird. Die Leute kommen erst ins Krankenhaus, wenn es gar nicht mehr geht, dementsprechend ist der Zustand. Indolenz bekommt hier eine neue Bedeutung und der Tod gehört zum Alltag. Die Verletzungen sind unglaublich schwer und grade bei den kleinen Kindern ist das schwer mitanzusehen und das Herz wird schwer. Man ist wütend und traurig zugleich, ich will helfen und kann leider doch nicht viel tun. Denn die „Clinical Officers“ (Angestellte mit 3 jähriger Ausbildung) haben zwar nicht so eine großes Studium hinter sich wie wir Studenten, aber sie kennen sich in ihrem Fachgebiet (Kinder-, Männer- Frauen- und Entbindungsstation) doch ganz gut aus. Ärzte sind zur Zeit keine am Krankenhaus.
Insgesamt muss ich nach dem ersten Eindruck sagen: Malawi ist ein extrem armes Land, das ist schon fast erschreckend für mich wie arm. Aber die Menschen hier scheinen zum Großteil doch zufrieden zu sein, sie sind sehr „laid-back“ und extrem freundlich! Klar wird man komisch angeschaut und Azungu (Weißer Ausländer) kann ich schon nicht mehr hören, aber man kommt leicht ins Gespräch und bis jetzt war fast jeder sehr nett und offen. Ich bin gespannt was noch kommen wird, bin sehr dankbar für diese Erfahrung und freue mich schon sehr darauf mit Jessi in 3 Wochen das Land zu erkunden!
PS: Entschuldigung für die schlechte Qualität der Bilder, mehr kann das Internet hier nicht leisten.