Veröffentlicht: 25.12.2017
Da unser Hostel für heute Nacht keine Zimmer mehr frei hat, müssen wir kurzfristig ins 30 km entfernte Fox Village umziehen. Das ist aber halb so schlimm, da wir den Tag schwerpunktmäßig ohnehin in der Gegend verbringen werden.
Zunächst steht aber noch der beliebte Franz Josef Glacier Track aus. Auf 150 m kommt man an den Gletscher heran. Etwa anderthalb Stunden sollte man für den Hin- und Rückweg einplanen. Der Gletscher misst heute noch 12 km; das hört sich stattlich an, doch wieder schocken uns die bebilderten Beweise, wie schnell die Eismassen in sich zusammen schrumpfen. Am Gletscher herrscht reges Treiben und beeindruckend ist der Anblick allemal, aber mit der Aussicht vom Robert's Point Track kann er sich dann doch nicht richtig messen.
Wir fahren weiter und beziehen in Fox Village zunächst unser Vierbettzimmer im selben Hostel, wo ich schon 2013 genächtigt habe. Vorrangig um noch freie Auswahl bei den Betten zu haben und zum anderen um die Lebensmittel kühl zu legen.
Dann geht's wieder nach draußen. Unser Ziel ist der Lake Matheson, ein beliebter Anlaufpunkt vieler Reisender und Neuseelands berühmtester Spiegelsee. Er bekommt heute eine zweite Chance, nachdem mir die Spiegelung von Mt. Cook und Mt. Tasman 2013 mangels schönem Wetter verwehrt blieb. Damals habe ich mir frustriert eine Postkarte gekauft, die die wahre Pracht des Sees enthüllt. Und auch heute ist uns das Glück trotz deutlich besserem Wetter nicht hold. Zwar strahlt der Himmel in seinem schönsten Blau, doch die Berge verstecken sich hinter den Wolken und noch dazu verwäscht der Wind die Wasseroberfläche. Wir umrunden den See trotzdem, jeder mit einem Fünkchen Hoffnung im Gepäck, dass es vielleicht doch noch aufklart, nur leider wird nichts daraus. Meine Bilder von damals sind identisch mit den heutigen. Ein stinknormaler dunkler See, auf dem ein paar Enten ihre Bahnen ziehen. Super...
Niedergeschlagen fahren wir zurück nach Fox Village, gönnen uns im örtlichen Supermarkt ein Eis und suchen uns ein Lokal fürs Abendessen. Bis dahin entspannen wir im Hostel. Gegen 19:00 Uhr sind wir zurück im Café Névé und bestellen beide einen großen Salatteller. So richtig satt sind Eric und ich danach aber nicht und so kaufen wir noch eine Pizza in dem kleinen Supermarkt, welche wir im Hostel aufbacken.
Da die Wolken sich rund um die Berge verflüchtigt haben, steuern wir kurz vor Einbruch der Dämmerung erneut Lake Matheson an und können unser Glück kaum fassen. Die Berge spiegeln sich tatsächlich auf der Wasseroberfläche und auch der Wind ist weitestgehend abgeklungen. Im Stechschritt legen wir nun schon zum zweiten Mal den Rundgang zu den jeweiligen Aussichtspunkten zurück. Am Bootsanleger von Reflection Island hat sich eine ganze Horde von Fotografen eingefunden - einige mit richtig professioneller Ausrüstung.
Lake Matheson: Beim dritten Anlauf trennen wir uns endlich in Frieden - ich liebe Geschichten mit Happy End!
Eigentlich wäre das der perfekte Schlußsatz gewesen, doch der Tag ist noch nicht ganz zu Ende. Ein kleiner Walk steht nach wie vor auf der Liste, für den wir den Einbruch der Dunkelheit abwarten müssen. Es handelt sich um einen 1,2 km langen Rundweg durch den Wald, wo man an vielen Glühwürmchen-Hotspots vorbeikommt. Einfach magisch - man möchte am liebsten ewig in der Stille des Waldes verweilen und die kleinen leuchtenden Punkte beobachten. Als wir die Runde beendet haben suchen wir uns eine dunkle Freifläche, um uns von dem dichten Sternenzelt verzaubern zu lassen. Der Himmel ist klar und sogar die Milchstraße ist heute Nacht deutlich sichtbar. Zu gern hätte ich den phänomenalen Anblick auf Foto gebannt, aber die Kamera sagt "Nein" - egal welche Modi ich auch ausprobiere, das Bild ist trotz Stativ immer verwackelt. Den Moment kann eigentlich nur noch eines perfekt machen und, wie gerufen, fällt tatsächlich eine Sternschnuppe vom Himmel. Ich bin schon ganz ergriffen vor Glück, bis mir auffällt, dass die Sternschnuppe sich unnatürlich langsam bewegt - es war leider gar keine und mein Wunsch verhallt damit ungehört in der dunklen Nacht. Ich muss also weiterhin nach meiner allerersten Sternschnuppe Ausschau halten - vielleicht klappt es ja doch noch in Neuseeland, immerhin sind die Chancen hier aufgrund der niedrigen Lichtverschmutzung hoch.