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Über Werchowyna bis (kurz vor) Putyla

Veröffentlicht: 30.06.2018

Am Dienstagmorgen (26. Juni 2018) stehen wir kurz nach acht auf. Das Wetter ist wieder eher trüb, aber trocken. Nachdem wir die letzten Vorräte verfrühstückt haben, packe ich unseren Krempel und wir sind kurz nach zehn abmarschbereit. Bevor wir starten kommt eine größere Wandergruppe an unseren Lagerplatz und wir kommen etwas ins Gespräch. Neben einigen Deutschen sind junge Leute aus allen möglichen europäischen Ländern dabei, eine ziemlich internationale Truppe. Sie wollen zum Pip Iwan aufsteigen und empfehlen mir einen Zeltplatz ca. 7 km entfernt. Kurz nach halb elf kann ich Rango dann loseisen, er hat wieder reichlich Freundschaften geschlossen. Nach einer Stunde und etwa 3 km Abstieg erreichen wir Dzembronya und ich kehre direkt am Ortseingang in ein Magazin ein, kaufe etwas Brot und Butter und gönne mir ein Käffchen sowie ein Eis. Anschließend laufen wir entlang eines Gebirgsbaches stromabwärts. Nach einer weiteren Stunde erreichen wir den empfohlenen Zeltplatz. Er bietet neben diversen Sportangeboten wie Rafting auch eine Sauna an. Schon verlockend, aber ich muss für Rango noch etwas Futter auftreiben und so laufen wir weiter in Richtung Krasnyk, der nächsten Ortschaft. Unterwegs ergibt sich eine Mitfahrgelegenheit bis Werchowyna, die nächstgrößere Stadt. Ich nehme dankend an und unterhalte mich unterwegs mit einer jungen Musiklehrerin aus Kiew, die einen Teil der dreimonatigen Sommerferien in der Gegend verbringt. Kurz vor um Zwei erreichen wir das Städtchen, ich kann unsere Vorräte ergänzen, trinke noch einen Kaffee und nutze den guten Empfang um etwas zu lesen. Gegen drei machen wir uns dann wieder auf in die Berge. Kurz vorm Ortsausgang begegne ich einer Berlinerin, mit der ich mich kurz unterhalte. Sie ist seit ein paar Jahren regelmäßig hier und hält die Gegend für eine der schönsten in der Ukraine - kann ich gut nachvollziehen. Die nächsten zwei Stunden wandern wir südwärts und schlagen unser Zelt schließlich oberhalb der Ortschaft Zamahora mit herrlichem Blick über das Tal auf.

Am Mittwoch bin ich kurz vor fünf das erste mal wach und schaue mir für einen Augenblick den Sonnenaufgang über dem Tal an, dann geht es für die nächsten Stunden wieder in die Koje. Gegen neun stehen wir auf und frühstücken in Ruhe. Für Rango konnte ich in Werchowyna günstig Hühnerköpfe erstehen die der Dicke nach anfänglicher Skepsis dann doch frisst. Ab und an kommen ein paar Anwohner zu Fuß oder mit Pferdewagen vorbei und gucken verwundert. Viele Wanderer sieht man hier wohl nicht. Zwischendurch jagt Rango einen Hofhund über den Berg, ich war einen Moment unaufmerksam. Gegen elf beginnen wir dann die Tagesetappe, welche uns ein Stück südlich entlang eines Bergkammes und dann weiter östlich nach Yablunytsya führen soll. Zunächst müssen wir auf den Sminska gelangen, 1356 m hoch. Nach einer anderthalben Stunde sind die etwa 400 Höhenmeter überwunden und wir können entlang der Bergkette weiterwandern. Es ist reichlich Betrieb an den Hängen, man kämmt Heidelbeeren. Zum Transport dient alles Mögliche. Es sind einige zu Pferde, andere mit dem Moped oder Motorrad unterwegs. Auch der ein oder andere Lada, Moskvich und LKW steht hier oben rum. Ich muss eine ganze Weile laufen, bevor ich eine Stelle finde, an der sich ein Päuschen zum Heidelbeeressen lohnt. Kurz nach halb drei verlassen wir den Bergrücken und machen uns an den Abstieg nach Osten. Ich bin ganz froh ab und an wieder im Wald zu sein, bis hierhin wehte ein ganz schön straffer Wind. Am späten Nachmittag beginnt es erneut mit regnen und so baue ich unser Zelt etwa anderthalb Kilometer vor Yablunytsya auf einer Weide auf. Mein verschwitztes Hemd wird zum Spülen gleich in den Regen gehängt, der nahezu die ganze Nacht anhalten sollte.

Am Donnerstagmorgen (28.06.2018) fällt zwar kein Regen mehr, aber es ist neblig-trüb. Sowohl mein Zelt als auch meine aufgehängte Wäsche werde ich wohl nass einpacken müssen. Kurz vor elf machen wir uns auf den Weg in die nahe Ortschaft. Auf dem Weg dorthin halte ich an einem Kirschbaum, lasse mir ein paar Früchte schmecken und packe mir eine Tüte voll für unterwegs ein. Kurz nach dem Ortseingang begleitet uns Sascha ein Stück, der anscheinend viel zu erzählen hat. Das ich ihm nur bedingt folgen kann stört ihn nicht weiter. Nachdem ich über Alter, Herkunft, Ziel und Rango einigermaßen Auskunft geben konnte, traut er mir anscheinend einiges zu. Nach einer Stunde haben wir die Brücke über die Weiße Cheremosch erreicht, der die Regenfälle der letzten Zeit deutlich anzusehen sind. Ich fülle wieder unsere Vorräte auf und trinke ein Käffchen am Magazin. Anschließend geht es noch einen knappen Kilometer der Hauptstraße folgend nach Nordost, bevor wir rechts in Richtung Samakova abbiegen. Der Ort liegt etwa 5 km südöstlich. Nach einer reichlichen Stunde bergauf gehens erreichen wir das Nest und ich gönne mir noch einen Kaffee. Wie schon in Yablunytsya, so ist auch hier der Empfang eher dürftig. Die Verkäuferin in dem kleinen Konsum empfiehlt mir den Aufstieg auf eine umliegende Anhöhe. Und tatsächlich kann ich eine halbe Stunde später mein Kartenmaterial bis Putyla vervollständigen. Die nächsten Stunden werden dann wieder eine ziemliche Quälerei. Die Wege sind größtenteils durchweicht und meine Schuhe wiegen durch den daran haftenden Schlamm öfters das Doppelte. Es sind mehrere prall gefüllte Bäche zu queren, bei einem davon bleibt mir nichts anderes übrig als Schuhe aus und durch. Kurz nach fünf komme ich nach insg. 17 km an einer Art Pavillon vorbei. Nach kurzem Abwägen ob das Zelt darunter Platz findet, ist das Etappenende etwa 6 km vor Putila beschlossene Sache. Ich räume den Tisch raus, kehre den Boden und stelle mein Zelt auf. Nachdem dann noch die Wäsche unter dem Dach ihren Platz gefunden hat bin ich guter Dinge am nächsten Morgen meinen Krempel trocken einpacken zu können. Im Laufe des Abends werde ich zunehmend in meiner Entscheidung bestätigt, tobt draußen doch ein ziemliches Unwetter.

Mit trockener Wäsche kann der Freitagmorgen (29.06.2018) leider nicht aufwarten und auch vorm Pavillon sind die Aussichten sehr trübe. Nach dem Frühstück entscheide ich mich für einen Aufenthalt an dem Plätzchen und verbringe den Tag mit Wartungsarbeiten am Material und je nach Empfang mit Lesen. Auch Rango macht abgesehen vom Frühstück keine Anstalten das Zelt verlassen zu wollen und döst die ganze Zeit. Bis auf wenige Ausnahmen regnet es im Grunde den ganzen Tag. Wetterunabhängig steht am Samstag die Weiterreise an, neigen sich unsere Reserven doch wieder dem Ende entgegen. Gut erholt sollte das aber kein Problem darstellen.

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