Veröffentlicht: 12.06.2018
Am Sonntag (10. Juni 2018) pelle ich mich gegen acht als einer der letzten im Schlafsaal aus den Federn. In der Gemeinschaftsküche gibt es Frühstück für mich. Rango darf noch etwas dösen, die gestrige Etappe hat Spuren hinterlassen. Ich komme mit ein paar anderen Gästen ins Gespräch und verspüre keine große Eile aufzubrechen. Nachdem ich unseren Krempel gepackt habe, suche ich uns ein Plätzchen vor der Hütte und genieße Sonne und Hochgebirgspanorama. Da sich Rango widerrechtlich im Nationalpark aufhält, habe ich beschlossen selbigen zeitnah zu verlassen und keine weitere Übernachtung im Gebirge anzustreben. Die letzten beiden Tage waren auch kräftezehrend genug, sehr ungelegen kommt mir die Sache also nicht. Gegen halb elf begeben wir uns schließlich in die Spur. Der direkte Weg aus dem Nationalpark führt mehrere Kilometer entlang einer geteerten Versorgungsstraße für das Hotel am Morskie Oko. Deswegen habe ich mich für einen kleinen Umweg über den Przedni Staw Polski entschieden. Der Bergsee liegt etwa 2 km nordöstlich vom Morskie Oko und ist laut Beschilderung in gut 2 h zu erreichen. Der Wanderweg führt uns wieder durch eine malerische Gebirgslandschaft. Nach etwa einer Stunde haben wir gut 300 Höhenmeter überwunden und pausieren für ein Weilchen in der Sonne. Bevor es wieder an den Abstieg zum angepeilten Bergsee geht, sind weitere Höhenmeter zu bewältigen. Gegen 13.00 Uhr erreichen wir die Hütte am Przedni Staw Polski und lassen uns, auch wegen aufkommendem Niederschlag, auf 1670 m Höhe für ein Weilchen nieder. Bis dreiviertel drei haben wir den Abstieg entlang des Roztoka (ein Bach) bis zum Wyżni Wodogrzmat (ein Wasserfall) geschafft. Dort kommt was kommen musste, wir werden von einem Parkranger (der von mehreren Polizisten flankiert wird) gestellt. Zum Glück haben die Jungs bereits mit irgendwelchen Ukrainern zu schaffen und ich komme mit einer telefonischen Verwarnung durch den Oberranger des Nationalparks davon. Bis zu einer Busanbindung nach Zakopane sind weitere 4 km entlang des unteren Teils der Versorgungsstraße vom Vormittag zu begehen. Halb vier sitzen wir am Palenica Białczańska im Bus nach Zakopane, wo wir 45 min. später am Busbahnhof ankommen. Der ganze Nachmittag war bereits von leichten Niederschlägen geprägt, die sich während der Busfahrt zu einem kräftigen Regen ausgeweitet haben. Ich ziehe mich also direkt am Bahnhof ersteinmal ins Trockene zurück und recherchiere Hostels die Rango und mich günstig beherbergen würden. Der geplante Aufenthalt auf einem Zeltplatz erscheint gerade wenig sinnvoll. Direkt im Zentrum von Zakopane werde ich im Top Hostel fündig und kann dort gegen sechs einchecken. Außer einer warmen Dusche und etwas Abendbrot passiert nicht mehr viel.
Am nächsten Morgen (Montag, der 11. Juni) gibt es gegen Neun Frühstück für mich, anschließend verlängere ich meinen Aufenthalt um eine Nacht und mache mich mit Rango auf den Weg in die Stadt. Zakopane wirkt durch seine vielen Holzhäuser mit den spitzen Dächern irgendwie kitschig. Der Ort ist voll auf Tourismus gepolt und gerade ziemlich überlaufen. Unterwegs versorge ich Rango mit einer Ladung Frischfleisch, welche er sich in den letzten Tagen redlich verdient hat. Am Bahnhof erkundige ich mich nach der möglichen Weiterreise, die eher auf uns zukommt als gedacht. Zurück am Hostel stellt sich heraus, das es plötzlich ein Problem mit Rango gibt. Der Rezeptionist hatte mich am Morgen von einem Vierbett- auf ein Sechsbettzimmer umgebucht, da nix anderes mehr frei war. Hunde sind dort laut Hausregeln aber aus unerfindlichen Gründen nicht mehr erlaubt!? Der gute Mann bemüht sich noch um alternative Unterbringungsmöglichkeiten in der Stadt - vorerst ohne Erfolg. So beschließe ich die für ihn knifflige Situation aufzulösen, indem ich auschecke und mich noch am selben Nachmittag auf die Weiterreise mache. Ich möchte die Gelegenheit für einen Abstecher nach Oświęcim und der dortigen KZ-Gedenkstätte nutzen. So bin ich kurz nach vier wieder am Bahnhof und sitze viertel sechs im Zug nach Kraków. Dort bleiben mir knapp 2 h zum Umsteigen, die ich zum Schlendern durchs abendliche Krakau nutze. Kurz vor Mitternacht komme ich schließlich in Oświęcim an und suche mir ein ruhiges Plätzchen im Bahnhofsgebäude.