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Bergfahrt nach Monreale

Veröffentlicht: 27.10.2017

Heute morgen bin ich bei bestem Wetter kurzentschlossen nach Monreale gefahren. Das liegt nur 8km südlich von Palermo, hätte also auch gestern noch gut ins Programm gepasst.

Irgendwie war es mir aber zu viel und ich wollte endlich auch mal Nachmittagssonne in meinem Innenhof genießen. Und die Ladenzeiten in Sizilien sind entweder für Frühaufsteher oder für Sehrspätunterwegsseier gemacht.

Also heute morgen los über die Landstraße nach Partinico.

Heute war als erste Herausforderung das Tanken angesagt. Ich hatte mich schon gut vorbereitet und mir die Seite angeschaut, wo beim Punto die Tankklappe ist. Nach längerem Suchen und Nicht-Finden von einem Hebel zum Öffnen der Klappe hat dann einfach ein bisschen mehr Kraft ausgereicht, um die Tankklappe zu öffnen. Ok...das sieht aber komisch aus: 

@Andre: gibt es bei uns auch so einen offenen Saugverschluss an Autos??

Naja, der Tankwart wird schon wissen, wie das geht...

Meine Erinnerung an Tanken in Italien ist recht verschwommen, auf jeden Fall erinnere ich mich an Tankwarte, die wie die Feudalherren ihre Zapfsäule bedienen und verteidigen.

Also nix wie ran an die nächste große Tanke. Ich fahre mutig auf eine freie Zapfsäule zu und steige aus. Der Tankherr bedient zwei Männer an einer anderen Säule. Als die soweit bedient waren und nichts anderes mehr im Sinn hatten, als sich das Schauspiel mit mir anzusehen, fragte der Tank-Feudalherr, ob ich auf seinen Service warten würde? Natürlich, habe ich gedacht und dabei freundlich genickt, was macht man sonst an einer Tankstelle?

Bedienung gab es aber nur an der Zapfsäule, an der ich eben gerade nicht stand. Also schwupps ins Auto und Säule wechseln.

Danach lief alles ganz reibungslos, offenbar hat der Tank-Feudalherr auch die richtige Sorte eingefüllt (da war ich mir nämlich spontan gar nicht sicher), denn das Auto hat die Fahrt heute gut überstanden :-)

Alle Herren waren übrigens sehr nett und haben lächelnd über meine rudimentären Italienischkenntnisse hinweggesehen.

Dann ging es weiter über eine wirklich wunderschöne Bergstrasse SS 186 Richtung Monreale. Durch kleine, und sehr enge Bergdörfer (nur gut, dass mein Auto so schmal ist!) über einen Bergkamm und auf der anderen Seite wieder abwärts, ebenfalls durch sehr enge Dörfer, in denen auch noch auf beiden Seiten gefühlt 100 uomo standen und palaverten. Leider gibt es davon keine Fotos, ich bin froh, dass ich heile angekommen bin, und Haltebuchten waren Mangelware. Überhaupt schien das keine von Touristen befahrene Strecke zu sein...also ein echter Geheimtipp!

In Monreale angekommen, musste ich mich erst mal wieder an das straßenverkehrstechnische Chaos gewöhnen. Auch wenn nix geht, hier wird gehupt und sich mächtig aufgeregt. Ich habe also entspannt an einem Schulkomplex geparkt und mich dann lieber zu Fuß auf den Weg in die Innenstadt gemacht.

Heute war Markttag in Monreale. Das läuft aber ganz anders ab als bei uns. Da gibt es keinen Marktplatz mit  ordentlichen Ständen und einem großen Parkplatz für eine komfortable An- und Abreise. Nein, mitten auf der Straße mit erheblicher Verkehrsbehinderung und auf den (eh schon) schmalen Bürgersteigen stehen offene Kastenwagen und Karren, aus denen direkt verkauft wird. Nach dem Motto: sehen wir mal, was der heimische Garten heute morgen so hergibt. Dazwischen hupende Roller und Autos, Mütter mit Kinderwagen, Omas mit Gehstock...hier ist alles unterwegs, was sich vorwärtsbewegen kann. Erst in dem für motorisierte Vorwärtsbeweger  gesperrten Teil wurde es ruhiger. Puhh, geschafft.

Als Frau alleine unterwegs wird man eigentlich gar nicht weiter beachtet. Wenn man dann noch zwei Tüten mit frischen Einkäufen mit sich trägt, könnte man meinen, die Sizilianer halten mich für eine von ihnen...Wenn da nicht mein sommerliches Outfit gewesen wäre...

Bei 25' für mich ein klarer Fall für Sommerkleid, mummeln sich die Sizilianerinnen schon sehr herbstlich gewandet ein. Stiefel und Daunenjacke sind ein Muss. Aber kann ich ja auch verstehen. Wann sollen die ihre Herbst- und Wintergarderobe denn tragen, wenn es bis in den November hinein noch gefühlt Sommer ist? Und nach vielen Monaten mit weit über 40' ist denen ja vielleicht wirklich bei 25' eher kühl? 

Wir müssen da ja jeden Tag ausnutzen, der zumindest stundenweise den Sommer ahnen lässt. Und ich darf gar nicht an das aktuelle Wetter in der Heimat denken... :-((

Aber nun zum Wichtigen: il duomo


Auf einem sehr schönen Platz, der direkt in einen weiteren Platz übergeht, steht der Dom von Monreale. Von außen gar nicht so imposant, haut es einen dann spätestens um, wenn man reingeht:


Wunderschöne Mosaiken erzählen biblische Geschichten und der Aufstieg zur Terrasse belohnt mit einem tollen Blick auf den Kreuzgang.

Mich erstaunen immer wieder die weitläufigen Anlagen in so einem Komplex. Das ging mir in Florenz im Sommer diesen Jahres ähnlich. Von außen sieht alles nett und überschaubar aus, von innen bekommt alles plötzlich eine unglaubliche Weite - und Stille, dabei ist das Stadtgetümmel nur wenige Meter entfernt.

Monreale empfinde ich als typisch sizilianisch, zumindest im Herbst sind die Touristen schnell gezählt. Unglaublich viele Männer, die sich in Bars treffen und niteinander plaudern. Wo sind die eigentlich bei uns am Vormittag?

Die meisten Inhaber und Verkäufer in Geschäften sind wirklich sehr freundlich und bemüht. Es gibt wunderbare kleine Geschäfte, wo die betagte Besitzerin noch selbst hinter der Kasse steht und heimische Delikatessen empfielt. So bin ich heute z.B. an Caramelle carruba gekommen, eine lokale Bonbonspezialität.

Das wäre dann auch schon das nächste Stichwort.

Nach der Heimreise auf gleichem Wege stand einem ausgedehnten Sonnenbad nichts mehr im Wege. Und natürlich stellte sich irgendwann auch der Hunger ein.

Heute wollte ich doch mal wissen, was sich hinter den Fleischspießen mit Lorbeerblättern verbirgt, die ich gestern auf dem Markt in Palermo zum Probieren mitgenommen habe. Ich dachte zuerst, die einzelnen Fleischsegmente sind mit Parmesan o.ä. eingerieben. Beim Braten habe ich dann gemerkt, dass es normales Paniermehl ist (jetzt wird mir klar, warum mich der Verkäufer etwas verständnislos ansah, als ich "con formaggio" sagte...). Beim Aufschneiden der Fleischabschnitte war ich dann nicht schlecht überrascht, dass es sich um mit Ei, Käse und Schinkenwürfeln gefüllte Schinkenröllchen handelte. Schmeckte mit dem Gemüse dazu sehr köstlich.


Das waren die Neuigkeiten von heute aus Sizilien. Euch allen noch einen schönen Abend!

Antworten (1)

Ruben
Das Essen kann sich doch sehen lassen :-)