Salam ya Amman
Salam ya Amman
vakantio.de/salam-ya-amman

Welcome to our first English lesson

Veröffentlicht: 13.11.2019

Mittwoch, 13. November

7:15 am. Es sind immer die wichtigen Tage, an denen man verschläft. Heute geben Sophia und ich unseren ersten offiziellen Englischunterricht bei Tarabot, und wir haben vereinbart, eine halbe Stunde früher da zu sein, also um 8 Uhr. Zu dem Zeitpunkt, zu dem ich eigentlich loslaufen müsste, um pünktlich da zu sein, wache ich nur deshalb auf, weil Sophia mich anruft. Nach einer schnellen Katzenwäsche, das muss heute ausreichen, mache ich mich alsoim Eilschritt auf den Weg.

Eine Viertelstunde vor unserem Unterrichtsbeginn komme ich bei Tarabot an, und bin erleichtert zu sehen, dass Samer dort schon alles vorbereitet hat: in einem der Workshop-Räume sind Tische in U-Form aufgestellt, vorne ein großes Whiteboard mit Magneten und Markern, auf dem Tisch daneben Blöcke und Stifte, die die Schüler*innen bekommen sollen. Sophia und ich bereiten noch ein paar Karten zum Thema „Familie“ vor, dann geht es auch schon los: die Kinder kommen.

Die einzigen Infos, die wir im Vorhinein zur Gruppe bekommen haben, sind, dass es etwa 20 Kinder sind, zwischen 13 und 16 Jahren alt, und wir nicht erwarten sollen, dass sie irgendwelche Englisch-Grundkenntnisse haben. Die Augenpaare von 18 Kindern schauen uns nun neugierig an, 6 Mädels vorne, die Jungs dahinter. Sophia beginnt mit unserer Vorstellung und sagt auf Englisch, was wir heute mit ihnen vorhaben. Keine Reaktion. Samer ist noch bei uns geblieben, für den Fall, dass wir Übersetzungshilfe brauchen. „They didn’t understand.“, sein Kommentar. Wir sind jetzt also doch froh, dass er da ist. Auf arabisch erklärt er den Kindern jetzt unser Vorstellungsspiel mit einem Ball, das wir geplant haben, woraufhin zumindest von einigen Kindern Zustimmung zu spüren ist.

Wir merken jetzt, dass Amina nicht ganz Unrecht hatte, als sie uns gesagt hat, dass wir von den Kindern keine Grundkenntnisse erwarten sollen. Die Standardsätze und -phrasen, die wir ihnen beibringen, erfordern schon ziemlich große Anstrengungen. Hinzu kommt, dass die Kids erwartungsgemäß energiebeladen sind, und ihre Aufmerksamkeit und Konzentration oftmals abschweifen. Während die Mädels vorne extrem schüchtern und zurückhaltend sind, und mit großer Mühe alles auf ihre Blöcke kopieren, was wir an die Tafel schreiben, halten uns die Jungs in der letzten Reihe ganz schön auf Trapp. Auch hier ist jedoch Samer eine Hilfe, der die Truppe auf arabisch eindeutig besser in Zaum halten kann.

Und zusammen sind wir wirklich ein gutes Team: nach 2,5 Stunden haben wir zwar nur etwa die Hälfte von dem geschafft, was wir uns für heute vorgenommen hatten. Aber wir sind trotzdem stolz, als sich die Kinder am Ende noch an fast alle Fragen und Antworten erinnern können, die wir heute durchgenommen haben. Was gut geht: Spiele mit dem Ball, eigenes Anschreiben an der Tafel, Vorlesen von selbstgeschriebenen Sätzen und Wörtern. Darauf lässt sich doch aufbauen. Wir verteilen am Ende Smarties mit dem Auftrag, sich zu Hause alles anzuschauen, was wir heute durchgenommen haben. Wir werden nächste Woche sehen, was davon angekommen ist. Da ich heute Morgen keine Zeit mehr zum frühstücken hatte, bin ich jetzt erst einmal leicht unterzuckert heilfroh, als uns Samer nach dem Unterricht Sandwichs und Trinkepäckchen bringt, und wir uns eine kurze Pause gönnen können.

Nach der Mittagspause, heute wieder Dabke mit Kemo, danach noch ein neuer Workshop: ein junger Mann, der mit seinem weißen Kittel aussieht wie ein verrückter Forscher, hat Virtual Reality-Brillen mitgebracht. Sophia und ich sitzen nun also zwischen etwa einem Dutzend älterer Kinder, die extra für diesen Workshop hergekommen sind, und beamen uns mit unseren Brillen von Warschau über Pisa und Paris nach London. Es gibt wirklich sehr viele schöne Orte auf dieser Welt. 

Unser nächstes Ziel ist jetzt aber erst einmal die Uni. Dort haben wir heute einen Workshop zum Thema "Prejudices". Und der läuft anders ab, als ich es auch nur irgendwie hätte erwarten können. Aber dazu zu einem späteren Zeitpunkt vielleicht mehr. Ich muss diesen Abend erst einmal selbst verdauen. 


Antworten