Salam ya Amman
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Citylife Amman.

Veröffentlicht: 01.11.2019

15. – 31. Oktober. Teil 2


Der Umstand, dass ich hier in Amman so viele Strecken wie möglich zu Fuß hinter mich bringe, hat sich bezahlt gemacht: nach ziemlich genau einem Monat Amman fühle ich mich hier wirklich schon heimisch. Es gehört zu meinen täglichen Routinen, mich durch das Downtown-Gewusel zu schlängeln, die großen vielbefahrenen Straßen mit Risikolust zu überqueren (wenn man am Zebrasteifen stehen bleiben möchte, muss man wirklich Geduld und Zeit mitbringen, was ich als notorische Zuspätkommerin quasi nie habe), meinen Lieblingsverkäufern auf dem Downtown-Markt einen Besuch abzustatten, und zwischendurch kurz innezuhalten, um Musiker*innen zu lauschen, die auf einer der zahlreichen Treppenstufen Ammans ein paar Ständchen zum Besten geben. Das tägliche „Allahu Akbar“ aus den Moscheen nehme ich nur noch unbewusst wahr, genau so wie die Melodie der Gas- und die Verkaufsrufe der Gemüse-Vans. Meine Strategie, alle Menschen zu ignorieren, die mir von der Seite ein „Welcome to Jordan“ zurufen, geht dabei meistens auf und zeigt nur ihre Lücken, wenn ich wie letzte Woche versehentlich Adib ignoriere, der mich an mir vorbeifahrend lautstark aber vergeblich aus seinem Auto begrüßt hat. 

Ich habe mittlerweile auch verstanden, warum die Menschen hier mit nur einem Blick erkennen können, dass ich nicht aus Jordanien komme (abgesehen von meinen vergleichsweise hellen Haaren und Augen): mein Rucksack ist der Übeltäter. Erst, als Mubarak mich fragt, warum „wir guys“ immer einen Rucksack mit uns herumschleppen, fällt mir auf, wie wenige Leute hier mit größeren Rucksäcken durch die Stadt spazieren. Aber ich bleibe dabei: ein Rucksack ist praktisch. Und trägt dazu bei, die Flut an Plastiktüten, die einem hier jeden Tag entgegenschlägt, zumindest ein bisschen zu verringern. Dafür ignoriere ich doch gerne noch ein paar „Welcome!“-Rufe.

Wenn wir mal gerade nicht zu Fuß laufen, haben sich die uber-Taxis als zuverlässigstes Transportmittel bewehrt. Die normalen gelben Taxis sind zwar eigentlich günstiger, für uns jedoch noch nicht – das Verhandeln oder vielmehr das bestimmte Umgehen mit den Taxifahrern müssen wir noch üben. Vor ein paar Tagen erst hat ein Taxifahrer von uns 5 JD verlangt für eine Strecke, für die wir auf dem Hinweg 1,5 JD gezahlt haben. Das sichere Verhandeln verbessert sich ganz bestimmt auch mit wachsenden Arabischkenntnissen. Ich habe immer noch nicht das Gefühl, sinnvolle Gespräche auf arabisch führen zu können, auch wenn ich mir wirklich Mühe gebe: mittlerweile besuche ich zweimal pro Woche unseren Arabisch-Kurs von der GJU, einmal pro Woche die Privatstunde für Sophia und mich mit Rose, und einmal den Hocharabisch-Kurs am Samstag, bei dem es zumindest kleine Fortschritte gibt: ich wurde bei unserer letzten Stunde immerhin nicht mehr ignoriert und habe schon während des Unterrichts Übersetzungshilfe bekommen. Außerdem gibt uns Ammar etwa einmal pro Woche eine zusätzliche Privatstunde, und ich übe neue Vokabeln hin und wieder bei Musa. Musa ist der Besitzer des kleinen Supermarkts am Eck unserer vorherigen AirBnB-Wohnung, bei dem wir Stammkundinnen waren, und den ich immer noch in regelmäßigen Abständen besuche, worüber er und Abdu (sein einziger Mitarbeiter) sich jedes Mal freuen. Ich weiß, dass mehr sprechen der einzige Weg ist, um die Sprache wirklich zu lernen, aber dazu muss ich mich jedes Mal wieder neu überwinden.

Ansonsten gibt es noch ein wichtiges Ereignis: eine Gitarre! Die haben Sophia und ich uns gemeinsam zugelegt. Die Arbeit im Praktikum bei Tarabot hat uns inspiriert. Aber dazu mehr im folgenden Beitrag.



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