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Cuyabeno - Kanutour auf dem Amazonas

Veröffentlicht: 14.11.2017

Von Bogota aus starten wir mit einem Nachtbus Richtung Ecuador. Nach 14 Stunden kommen wir in Mocoa (noch Kolumbien) an. Nachdem wir uns aus der Belagerung der lokalen Busanbieter gelöst haben, fahren wir in ca. 4 Stunden mit einem Minibus an die Grenze. Diesmal wagen wir uns alleine über einen Grenzfluss (Rio San Miguel). "Bienvenidos a Ecuador". Wir finden heraus, dass das Grenzamt drei Kilometer entfernt ist und winken den erstbesten Bus herbei. Es gießt mal wieder in Strömen. Das Amtsgebäude ist relativ groß, aber wir sind diesen Nachmittag die einzigen Überläufer. Ausreisestempel, Einreisestempel, zack erledigt! Eine weitere kurze Busetappe bringt uns dann nach insgesamt 22 Stunden Reisezeit in unser Hotel in Lago Agrio. 

Am nächsten Morgen werden wir von unserem lokalen Guide Fabricio am Hotel abgeholt. Im Bus sitzen Monika und Harro aus Frankfurt und am Flughafen sammeln wir noch ein Vater-Sohn Gespann aus Potsdam/Quito ein. War ja klar, die Deutschen wieder unter sich! Mit einem Jeep werden wir zu unserem Startpunkt gefahren. Nach einer kurzen Lunchpause geht es direkt in die Kanus. Wir teilen uns das letzte Kanu mit unserem Guide und nennen es liebevoll die "Titanic". Voll beladen strömt das Wasser durch den Riss im Unterboden fröhlich in unser Boot, weshalb Stephan alle 5 Minuten alleine paddeln darf, während Fabricio das Wasser zurück in den Amazonas schaufelt. Mit Einbruch der Dunkelheit erreichen unsere insgesamt 4 Boote unsere erste Übernachtungsstation. Ein Zeltlager direkt am Fluss im Dschungel. Der Koch zaubert in einer echten offenen Küche unser Dinner und wir gönnen uns ein Bierchen als Belohnung. Kleiner Tipp am Rande: Geht nicht mit Flip-Flops kurz mal in die Büsche zum Pinkeln! Die Ameisen hier in Ecuador verstehen keinen Spaß, Aua! Anschließend geht es KO in die Zelte, während die nachtaktiven Tiere den Geräuschpegel anheben. Noch während Vater und Sohn im Nachbarzelt gegen eine Invasion der Kneifer-Ameisen ankämpfen, driften wir in unserem intakten Plastikhaus in die Traumwelt.

Am Dienstag geht es nach dem Frühstück direkt wieder in die Kanus. Stephan beäugt misstrauisch den Versuch von Fabricio unser Loch im Kanu mit Erde zu stopfen. Nach ein paar Minuten kehren wir zur alten Paddel-Schöpfen-Routine zurück. Ab und zu pausieren wir in den Kanus, um Vögel, Schmetterlinge oder Affen in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten. Das Amazonasgebiet hat eine extreme Artenvielfalt zu bieten. Nach knapp 4 Stunden erreichen wir die "Laguna Grande", welche ein überfluteter Wald ist. Man kann sich nicht wirklich vorstellen, dass man hier in 2 Monaten (Trockenzeit) zu Fuß über den "Seegrund" laufen kann. Wir haben unsere Kanus in der Zwischenzeit gegen ein größeres Boot mit Motor getauscht und nehmen ein erfrischendes und verdientes Bad im See/Wald. Bereits nach kurzer Zeit werden wir zurück ins Boot gerufen, ein anderes Boot hat unweit eine riesige Anaconda gesichtet. Zuerst glauben wir an einen typischen Scherz, um den Gringos Angst zu machen. Wir fahren ein paar Meter mit dem Boot und tatsächlich, in einem Baum um die Ecke sonnt sich eine 6-7 Meter lange Anaconda und verdaut einen Kaiman (schätzungsweise). Nach ein paar Fotos fahren wir zurück auf den See, aber irgendwie will jetzt keiner mehr baden. Komisch... Unser Boot bringt uns schließlich zu einer Lodge am Flussrand. Nach dem Lunch und einer kurzen Ruhepause (Tiefschlaf) fahren wir mit dem Boot zurück auf die Lagune und spotten unterwegs weitere Schlangen und Affen. Wir genießen den Sonnenuntergang von der Lagune aus und sausen dann zurück in die Lodge für unser Dinner. Wir runden den Tag mit einer Nachtwanderung rund um die Behausung ab. Stephan macht mit seiner Kopflampe (Stärke: LKW-Fernlicht) per Knopfdruck die Nacht zum Tage. Wir sehen Frösche, Insekten, Nachtvögel und wunderbar hochgiftige Spinnen. Vor dem Schlafen suchen wir extrem gründlich unser Schlafgemach ab. Gute Nacht!

An Tag 3 geht es nach dem Frühstück in ein naheliegendes Siona-Dorf. Was sich für uns zuerst nach einer dümmlichen Touristen-Bespaßung anhört, entpuppt sich als wirklich cooler Ausflug. Wir backen Yuca (Maniok) Brot mit der Oma von unserem Bootsfahrer. Dabei ernten wir zuerst die Wurzeln selber aus deren Garten und verarbeiten diese dann nach und nach auf traditionelle Weise (ganz ohne Chemie) zu Mehl und backen das Brot. Die alte Dame dirigiert dabei kopfschüttelnd ihre Schwieger-Enkeltochter, herrlich. Das Brot schmeckt auch super und falls wir jemals ein Gewächshaus besitzen sollten, dann kommt da Yuca mit rein. Anschließend fahren wir zu einer der größeren Siedlungen der Sionas und treffen uns mit deren Schamanen. Der Job eines Schamanen besteht hauptsächlich darin, Ayahuasca (pflanzliche Psycho-Droge) zu trinken, um Kontakt mit den Vorfahren aufzunehmen und andere Menschen zu heilen. Nach einer kurzen Demonstration (Heilungszeremonie) kann man sich schon vorstellen, dass dies bei gläubigen Menschen zu einer Verbesserung führen kann (Placebo). Unser Guide lässt sich ebenfalls sein dickes Knie (Fußball) behandeln. Direkt nach der Zeremonie bricht es aus allen Wolken und wir haben unsere Ponchos in der Lodge gelassen, na toll! Auch Naturmedizin hat scheinbar so seine Nebenwirkungen.

An Tag 4 paddeln wir nochmal mit den kleinen Kanus auf der Laguna Grande herum. Danach begeben wir uns auf eine Wanderung durch den nicht überschwemmten Teil des Waldes, obwohl wir ein gutes Stück des Weges durch Moor laufen müssen. Das Spiel heißt: Lass das Wasser nicht über den Gummistiefelrand kommen. Bis auf eine Ausnahme sind wir erfolgreich. Im Wald sehen wir verschiedene Tiere, goldene Bäume und schwingen an Lianen, was bei Tarzan irgendwie einfacher aussieht. Zum Sonnenuntergang sind wir wieder auf der Lagune und obwohl wir nun wissen, dass sich im dunklen Wasser Kaimane, Anacondas und Piranhas tümmeln, gehen wir nochmal plantschen, weil es einfach zu herrlich ist. Auf dem Weg zurück in die Lodge kann Stephan noch auf eigene Verantwortung eine Boa anfassen ohne dabei gebissen zu werden. Glückseligkeit! 

Am letzten Tag fährt Nina morgens alleine mit zum Birdwatching, weil der Morgenmuffel weiterschlafen will. Anschließend geht es für uns mit dem Motorboot zurück zum Ausgangspunkt, wo unser Shuttle zurück nach Lago Agrio schon wartet. Bevor wir am "Flughafen" (ein planmäßiger Flieger am Tag) in die Propellermaschine nach Quito einsteigen, wird nochmal resümiert. 9 der 10 ansässigen Affen beobachtet und den 10. gehört; alle Arten von Vögeln bis hin zu riesigen bunten Aras gesehen; Kaimane und rosane Flussdelphine; riesige bunte Schmetterlinge inklusive dem Morphofalter; Spinnen und Schlangen plus eine riesige Anaconda. Wahnsinn!

In der Trockenzeit gibt es die Möglichkeit den Jaguar an den wenigen Wasserstellen zu sichten... Wir müssen also wohl nochmal wiederkommen! :)

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