David und Lotti auf großer Fahrt
David und Lotti auf großer Fahrt
vakantio.de/rosti-frosti

Plitsch Platsch (Sintflut)

Veröffentlicht: 09.03.2017

Donnerstag, 9. März 2017

Ich wünsche euch allen nachträglich einen schönen Internationalen Frauentag und entschuldige mich außerdem für die lange Abwesenheit!

Das hing vor allem mit Rostis andauernder Undichtigkeit zusammen, die wird uns aber in Zukunft hoffentlich nicht mehr zum Problem.

Im letzten Eintrag waren wir bei unserer Ankunft in Fontaine-de-Vaucluse stehengeblieben und ich will euch natürlich das weitere Geschehen vom 1.3. bis heute nicht vorenthalten.

Wir hatten uns vorgenommen, den wunderschönen Ort um uns herum zu erkunden und das taten wir auch gleich nach dem Aufstehen. Von unserem Parkplatz schlenderten wir an der Straße in Richtung "Stadtmitte" (falls man das bei einer 500-Seelen-Stadt so nennen kann). Auf unserem Weg kreuzten wir auch direkt das Office de Tourisme und ließen uns sogleich zu den Must-Sees des Orts beraten. Dazu gehörte ein angeblicher "Wanderweg" von ca. 700 m (wenn man bei meinen Eltern aufgewachsen ist, heißt Wandern normalerweise mindestens 8 km Strecke und bei Opa Alfred mindesten 20). Um diesen Spaziergang also etwas auszuweiten, wählten wir den Weg durch eine Galerie der Handwerkskunst in der ehemaligen Papiermühle und deren Nebengebäuden. Auf den Bildern werdet ihr sehen, dass das Mühlrad im munteren Flusslauf der Sorgue auch weiterhin in Betrieb ist. Danach tauchten wir zurück an die Oberfläche und folgten weiter dem Weg zum Le gouffre (Der Abgrund), eine 300 Meter tiefe Höhle am unteren Ende einer riesigen Felswand, aus deren unterirdischen Tunnelzweigen die Sorgue entspringt. Von diesem Ort bzw. dem sich dort ereignenden Naturschauspiel erhielt Fontaine-de-Vaucluse auch seinen Namen. Bei starkem Regen oder schmelzendem Schnee stürzen nämlich ungeheuere Wassermassen diesen Berghang hinunter in die Höhle und spritzen dort in einer meterhohen Fontaine in den Fluss hinein. Diesem Schauspiel wohnten wir aber leider (oder zum Glück?) nicht bei, konnten dadurch aber bis an den Rand der Höhle klettern und unsere Fotos schießen. Auf dem Rückweg besahen wir uns noch die wenigen Läden, die der Ort noch zu bieten hatte.

Der Sonnenschein hatte uns kleidungstechnisch etwas zu optimistisch gestimmt, weshalb ich aus dem Schatten der Berge und dem scharfen Wind der Provence etwas verfroren zu Rosti zurückkehrte. David störte das kein bisschen und so trennten wir uns für den Nachmittag (ja, das soll auch vorkommen). David erkletterte die alte Burgruine und ich lernte Psychologie und las mal wieder ein Buch. Damit hatten wir auch schon alles von diesem Örtchen gesehen (aber natürlich war es uns trotzdem noch nicht leid).

Am Donnerstag vor einer Woche ging ein Großteil unserer Zeit im Supermarkt drauf (sie sind aber auch verDAMMT groß!). Nicht nur ein Großeinkauf sondern auch ein Friseurbesuch standen auf dem Tagesplan. Ihr habt es vielleicht schon gehört oder Bilder gesehen und euch entsetzt die Hand vor den Mund geschlagen. 

LOTTI! WO SIND DENN DEINE HAARE?!

Tja, der Wind, der Wind, das himmlische Kind. Weg sind sie. Und weg war die Zeit, als wir zurück auf unserem Stellplatz ankamen. Es blieben nur noch ein paar gemütliche Stunden mit unserer Lieblings-Dame J.K. Rowling, die göttlich gute (Hör-)Bücher schreibt.

Die nächsten Tage waren leider mal wieder sehr stürmisch und verregnet, deshalb sind zu dieser Zeit auch nicht sehr viele Bilder entstanden. Außerdem verbrachten wir unsere Zeit erneut in Sorge um Rosti. Es hörte selten auf zu regnen und noch seltener hörte es bei uns auf zu tropfen... Die einzigen Sonnenstunden verbrachten wir in der winzigen Parkanlage an der Sorgue und versuchten zu zeichnen. Doch schon bald flogen uns Zeichenhefte und Picknickdecke quasi um die Ohren und wir verzogen uns zurück in die windstille Depressions-Höhle namens Rosti.

Um diese Depression zu überwinden, besuchten wir mehrmals eine Werkstatt im nahegelegenen Velasque (wieder mal vom ADAC empfohlen), die uns die Windschutzscheibe abdichten sollte. Das tat sie natürlich auch gerne und freundlich (und günstig!), es brachte aber nichts. Zwei Regentropfen draußen – und innen begann die Sintflut von vorn. Bis zu unserem zweiten Besuch mussten wir jedoch noch das Wochenende absitzen. Am Samstag ließ die Nässe erneut eine unserer Sicherungen durchbrennen und setzte die Scheibenwischer außer Betrieb. Und am (sonnigen) Sonntag war natürlich geschlossen. Am Montagmorgen dann empfahl der Mechaniker uns an eine auf Windschutzscheiben spezialisierte Werkstatt in Carpentras, der nächstgrößeren Stadt in der Umgebung. Wir machten uns direkt auf den Weg dorthin und fanden uns gegen 14 Uhr bei France Pare-Brise wieder.

Erneut waren alle Mechaniker extrem nett und hilfsbereit, auch im Sprachbereich, und versicherten uns, dass die Windschutzscheibe perfekt abgedichtet sei und dort nichts mehr reinkommen dürfte. Das Problem konnte also nur bei der Regenrinne liegen und auch obwohl dies nicht ihr Spezialgebiet war, wollten sie diese für uns gerne abdichten. Wir würden jedoch bis zum nächsten Morgen warten müssen, da das Abdichten nur im Trockenen möglich war und es an diesem Tag nochmal regnen sollte. Wir richteten uns also auf einem (etwas teueren) Campingplatz in Carpentras für die Nacht ein und nutzen nach einer Ewigkeit sogar mal wieder richtige Duschen! Unsere Nachbarschaft war irgendeine französische Schulklasse, die den ganzen Abend zwischen dem Jungen- und Mädchen-Bungalow hin und her wechselten und ab und zu auf der Terrasse rauchten.

Am nächsten Morgen hieß es früh aufstehen und direkt zur Öffnungszeit der Werkstatt standen wir auf deren Pforte. Dann überließen wir ihnen Rosti und seine Schlüssel und verabschiedeten uns bis 14 Uhr. Jetzt hieß es Zeit rumkriegen. Am liebsten hätten wir ja die ganze Zeit in der Sonne vor einem schönen Café ähnlich der Bar de l'Hotel de Ville gesessen und das Wlan genutzt, aber es schien irgendwie partout kein Wlan und keine Sonne zu geben, wo wir auch hinkamen. Wir streiften also eine ganze Weile durch die Straßen und Läden, aßen dann einen überteuerten Crêpe und waren gegen 13 Uhr nochmal in einem Geschäft, in dem ich eine Jeans und ein Sommer-Oberteil abstauben konnte (siehe Bilder).

Zurück bei der Werkstatt bestaunten wir die Regenrinne, die nun über und über mit einer dicken, schwarzen Paste bedeckt war und unsere Herzen wurden ein paar Kilo leichter. 

Da uns nun also wieder die ganze Provence offen stand, entschieden wir uns für einen Ort, den ich schon lange im Auge hatte:                 Saint-Rémy-de-Provence. Dort hatte mein Lieblingskünstler Vincent van Gogh in den letzten Jahren seines Lebens eine sehr produktive Schaffensphase und hier entstanden einige seiner berühmtesten Werke. Wir fanden sogar einen kostenlosen Parkplatz, 5 min vom Stadtzentrum entfernt. Wir kamen am Abend dort an und hatten einen wunderbaren Blick auf die sonnenuntergangsbeleuchtete Stadt.

Gestern haben wir die Stadt erkundet und uns schon mal mit den schönsten Ecken bekannt gemacht. Außerdem begann eine Periode herrlichen Wetters (gestern 18°C, heute bis Samstag 22°C) und wir genossen die Sonne und die Stadt. Nebenbei arbeiteten wir mal wieder ein wenig an der Studienvorbereitung und bekamen sogar jeder eine Zeichnung zustanden. 

Die Stadt gefällt uns beiden außerordentlich gut und man kann quasi fühlen, woher Van Gogh seine Inspiration nahm. Die Geschäfte sind zwar ziemlich touristisch und wenig originell, aber die Gebäude und Straßen sind dafür umso authentischer. Es zeigt sich einfach an vielen Stellen, dass eine Menge Menschenleben diese Stadt geprägt und verändert haben. 

Am Abend besuchten wir noch das örtliche Kino, in dem ein paar Filme im Originalton mit Untertiteln laufen und sahen den Film "Loving" mit Ruth Negga. 

Heute gehen wir erneut Sonnenbaden und schreiben euch, wie ihr vielleicht bemerkt habt, einen neuen Blogeintrag.

Das war's erstmal wieder von uns!

Bis hoffentlich bald,

David, Lotti und Rosti

Antworten (1)

Michael
Das klingt doch eindeutig nach Studienreise. Und auch ein Ausflug in die wilde Natur war dabei, toll! Mutiger Haarschnitt Lotti, aber so kommt dein schön Kopf prima zur Geltung.

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