David und Lotti auf großer Fahrt
David und Lotti auf großer Fahrt
vakantio.de/rosti-frosti

Kapitel 6: Frankreich

Veröffentlicht: 01.03.2017

Donnerstag, 16. Februar 2017

Guten Morgen! Wir grüßen euch, aus 430 m Höhe, vom betonierten Parkplatz einer Kirche…

„Nichts besonderes”, denkt ihr jetzt erstmal. Aber diese Kirche ist mehr als besonders! Doch dazu später mehr.

Erstmal muss ich von unserem ersten Tag mit Rosti in Frankreich erzählen.

Wir haben uns gegen 17:30 Uhr im Schwarzwald auf den Weg gemacht und erreichten gegen 21 Uhr unser Ziel nahe der elsässischen Stadt Barr. Naja, wir erreichten zumindest die Straße, bei der der Campingplatz liegen sollte. Nur waren wir nun schon kilometerweit den Berg hinaufgefahren, hatten schon alle Zeichen von Zivilisation hinter uns gelassen und sahen immer noch nicht die Spur eines Campingplatzes… Hatte er vielleicht schon vor Jahren geschlossen und alle Websites waren nicht mehr aktuell??? Erst nach weiteren Kilometern bergauf tauchte aus der Dunkelheit der (fast) menschenleere Platz auf und wir fuhren erleichtert durch die offene Schranke.

Dann bereiteten wir uns auf die Nacht vor (= zwei Heizungen auf höchste Stufe stellen). Die erste richtige Nacht in Rosti war also kuschlig warm. Dennoch schliefen wir etwas unruhig, denn draußen veranstaltete die Natur ein Konzert. Was wir im Nachhinein für Fuchsgebell und -gefauch halten, hörte sich in diesem angsterfüllten Augenblick eher nach den Schreien eines entführten Kindes (oder so) an. Aber schließlich haben wir ja doch noch gut geschlafen und uns am nächsten Morgen umso mehr über die raureif-bedeckte Landschaft gefreut.

Gegen 10 machten wir uns dann auf den Weg in die Innenstadt von Barr, die mit hübschen Fachwerkhäusern geschmückt war. Wie die meisten Leute im Elsass sprachen auch die netten Mitarbeiter des Office de Tourisme deutsch und empfahlen uns den kleinen Stadtrundgang (siehe Bild). Unser eigentlicher Stadtrundgang fiel noch kleiner aus, aber wir sahen die — im Elsass einzigartigen — Weinberge von Folie Marco, die mitten im Herzen der Stadt liegen. Natürlich mussten wir da auch noch einen entsprechenden Weißwein mitnehmen, den wir uns für einen besonderen Anlass aufheben.

Damit kommen wir nun zur zweiten Hälfte des gestrigen Tages, unsere Fahrt zu anfangs erwähnter Kirche. Das Wetter war kurz gesagt bombastisch (für Februar). Teilweise ACHTZEHN GRAD! Nach dem langen Winter, den wir hinter uns haben, also eine wohl verdiente Belohnung. David und ich wechselten deshalb sofort in unsere Sommersachen, als wir bei einem Supermarkt in Belfort hielten. Das wurde nach einer Weile zwar auch wieder kalt, aber allein für das Gefühl hat es sich schon gelohnt.

Durch diese lange Pause kamen wir jedoch erst 17 Uhr an besagter Kirche an, nachdem Rosti sich erneut mit ca. 20 km/h einen Berghang hochschleppen musste. Und natürlich war der letzte Einlass um 16:30 Uhr.

An diesem Punkt muss ich euch wohl erklären, was an dieser Kirche so besonders ist. Ihr Name ist "Notre-Dame du Haut" und ihr Erbauer ist der berühmte französische Architekt Charles-Édouard Jeanneret, besser bekannt als Le Corbusier.

Falls bei einigen von euch die Herzen immer noch nicht höher schlagen: Corbusier ist bekannt für seine brutalistische Bauweise und seine Liebe zu Beton. Also quasi Davids Idol (zumindest im Bereich der Architektur).

Da wir aber wie gesagt zu spät kamen um die Kirche zu besichtigen, schlugen wir kurzerhand unser Nachtlager auf dem Parkplatz auf. Wir hatten einen wunderschönen Blick auf die Stadt Ronchamp und den Sternenhimmel. Und am nächsten morgen waren wir gleich die ersten Besucher der Kirche und die ersten Nutzer des W-Lans des Empfangsgebäudes.

So, nun ein paar kleine Gedanken zur Kirche von David:

Die Kirche besteht eigentlich fast nur aus Beton, zum einen Sichtbeton, zum anderen farbig getüncht. Obwohl die Kirche keine typische Kirche ist, wird man sofort von der Aura des Ortes ergriffen, die einen durch das Kirchenschiff und zu den jeweiligen kleinen Gebetsnieschen lenkt. Die Kirche ist, anders als die meisten uns bekannten, tatsächlich auf einem gewissem Konzept der Demut aufgebaut und nicht primär repräsentativ. Will heißen: keine Heizung, kaum künstliches Licht, unbequeme Sitzbänke... Der Fokus der Kirche liegt also auf ihrer demutsvollen Nutzung als Gebetsstätte und stellt sich selbst eher in den Hintergrund. Was nicht heißen soll, das sie nicht elegant oder architektonisch clever ist. Runde Formen und kaum rechtwinklige/gerade Linien lassen das Gebäude homogen wirken. Wer Beton nicht mochte bevor er die Kirche betrat, wird durch diese wahrscheinlich etwas erleuchtet... Wenn nicht durch die Kirche, dann durch die zwei Wohnhäuser (eins für den Pastor, eins für Pilger, die am Hang die Kirche umranden und zeigen, dass Corbusier auch das konnte).

Und schließlich gibt es da noch das 2011 vom Architekten von "The Shard" (London) erbaute Kloster "Saint-Claire", in die Hänge des Hügels integriert, das Brutalismus etwas liberal mit zeitgenössischer Architektur vereint.

Er könnte noch sehr viel mehr darüber erzählen, also wenn ihr es hören wollt, ruft uns doch mal wieder an oder schreibt uns einen Kommentar oder eine Mail. Ansonsten gehe ich jetzt zu den Bildern über, damit ihr euch das alles ein bisschen besser vorstellen könnt.

Viel Spaß damit und bis bald,

David, Lotti und Rosti

Antworten

Frankreich
Reiseberichte Frankreich