Veröffentlicht: 27.03.2024
„Ich hör jetzt auf zu reden!“ Na endlich. Seit 20 Minuten machte sie eine Sprachnachricht an ihre Freundin. Laut. Ausschweifend. Mitten im Wartezimmer. Es zuckte mich innerlich, sie darauf anzusprechen. Das hätte ich wohl auch getan, wenn sie es in dem Moment nicht selbst beendet hätte und der Professor mich auch schon aufrief. Diesmal ging alles so fix. Er kam, sah mich, nahm mich direkt mit rein. Und nach unserem Gespräch verließ er die Ambulanz wieder. Offensichtlich war er nur meinetwegen gekommen, denn eigentlich verriet ein Schild an der Tür, dass die Privatambulanz heute geschlossen ist. Nun saß ich da, er scrollte durch meine letzten Blutwerte. Die brauchen wir alle nochmal. Die B Zellen gefallen ihm nicht. Denn sie sind nicht da. Kein Immunsystem. Sei aber noch okay. Geduld. Und dann wieder Abtasten. Jeden einzelnen Lymphknoten. Alle normal. Nichts vergrößert. Was machen wir jetzt?
„Solange es Ihnen gut geht sind Sie ab jetzt im „Wait and Watch“. Juchuuuuu! Mein Herz rast, denn ich weiß, was das bedeutet. Diesen Status wollte ich seit nun 1.5 Jahren erreichen. Endlich! Erstmal keine Chemo, keine Stammzelltransplantation mehr Thema. Plasmapheresen nur bei akuten Schüben. Ich konnte gar nicht schnell genug das Zimmer verlassen. Aber ich musste nochmal warten. Auf die Blutentnahme. Ich war so euphorisiert, dass es mir sogar egal war, dass sie nicht die richtige Reihenfolge der Röhrchen einhielt, sie alle drei Proben in Wärmebehälter verstaute obwohl das nicht nötig war, sie nicht entstaute bevor sie die Nadel raus zog und sie auch das EDTA nicht schwenkte. Egal. Denn ich „höre jetzt auf“ mir jeden Tag Gedanken über Therapien zu machen.
Denn ich waite und watche jetzt!