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Ein Blick hinter die Kulissen

Veröffentlicht: 12.02.2017

Die Küchenchefs hatten uns angeboten, einmal einen Blick in die sogenannte „Galley“ zu werfen, das ist der Ort, an dem die georderten Speisen in die letzte Etappe zur Ausgabe an die Ober gehen und der als die heikelste Phase des gesamten Prozesses angesehen wird.

Der indische Küchenchef hatte dazu eingeladen und das wurde auch von vielen Gästen angenommen, denn jeder von uns ist schon von der Präzision, der Vielfalt und vor allen von den großen Mengen beeindruckt, die die Restaurant- und Küchenchefs jeden Tag organisieren müssen.

Bevor es in die Küche ging, gab es erst einmal Zahlenmaterial und einige Erklärungen : Es gehen jeden Tag 2030 Essensportionen heraus, die vom Gast als Essen in 3 Gängen aus jeweils 5 Varianten pro Gang zusammengestellt werden. Also ein sehr großes Angebot an Speisen. Dazu das 24 Stunden-Buffet und der 24 Std- Room-Service sowie natürlich das Essen für die 1000 Mann Besatzung. Das sind schon große Dimensionen.

Um das zu bewältigen stehen 147 Köche verschiedenen Ranges und 68 Mann für die Küchen- und Geschirrreinigung zur Verfügung. Insgesamt 295 Leute werden gebraucht, um das alles zu servieren bzw. die Vorräte zu kalkulieren und zu lagern.

So werden z.B. auf einer 14-Tage-Reise ca. 70 t Früchte und Gemüse benötigt, 18 t Fleisch, 20t Fisch, 30t Käse und Milchprodukte, allein 4666 Dutzend Eier. Und da es sich um ein britisches Schiff handelt, ist der Teekonsum entsprechend hoch: 70.000 Tassen in zwei Wochen. Das sind nur einige Beispiele und statistisch werden 90.000 Mahlzeiten in 14 Tagen herausgegeben.

Also alles Dimensionen, die man sich nicht realistisch vorstellen kann. Nach so vielen abstrakten Zahlen ging es dann in die Galley, zunächst in die Spülküche, wo pro Tag auch durchschnittlich 20.000 Teile zusammenkommen, die mit einem Fließband-Geschirrspüler mit ultraheißen Wasser gewaschen und mit Gebläse getrocknet werden. Das dauert nur 2 Minuten und entspricht einer Stunde auf unseren Spülmaschinen. Dann ging es zu den Getränkestationen, die je nach Mahlzeiten entweder Saft pressen oder Kaffee und Tee zubereiten. Dann folgten Brotausgabe, Zusammenstellen der Körbchen, die der Ober dann jedem Gast zur Auswahl anbietet und auflegt, und natürlich die Abteilung für die kalten Vorspeisen, wo gerade Lachs- Canapés zubereitet wurden. Dann aber folgte der spannende Teil, die sogenannte Hot press, wo der bestellte Teller zusammengestellt, geprüft und herausgegeben wird.

Diese Hot press ist eine Art offene Backofenanlage, wo die Teller angerichtet hineingestellt und vom Ober abgeholt werden. An der Seite der Ober hängen Fotos, wie das Gericht auszusehen hat, denn der Ober bzw. der Küchenchef insgesamt überprüft jeden Teller , ob er wie abgebildet angerichtet ist. Wenn alles okay ist, kommt die Haube drauf und es geht raus ins Restaurant. Mein Ober erzählte mir, dass das dann immer sehr hektisch mit lautem Zurufen und Anstehen zuginge, und es ziemlich stressig sei. Wenn dann aber am Tisch serviert wird, strahlen die Ober stets eine große Ruhe aus. Überhaupt sind sie sehr freundlich, kommen aus aller Herren Länder, sprechen gut Englisch und fragen abends immer zu Beginn, wie der Tag war, was man gemacht hat, bemühen sich also sehr um eine persönliche Atmosphäre. Sie arbeiten jeden Tag und gehen nach 9-10 Monaten für 2 bis 3 Monate in Urlaub. Der Küchenchef meinte, dass aber die Arbeitszeiten auch individuell abgesprochen werden können bzw. die rechtlichen Ländervorschriften eingehalten werden (Deutschland hat wohl die meisten Auflagen, was Pausen betrifft.)

Ich habe an dem Besichtigungstag natürlich die Chance ergriffen und mein Mittagessen nach den Fotos ausgesucht und ich habe eine gute Wahl getroffen. Es hat gut geschmeckt. Ich hoffe, ihr kommt auch auf den Geschmack, wenn er die Bilder zu den Vor-und Nachspeisen seht.

Ansonsten gibt es die Neuigkeit, dass unsere Kapitänin von Bord ist in Urlaub und ein neuer Kapitän (der mit den Steuerbord- und Backbord-Socken (grün/rot) das Kommando übernommen hat. Cunard setzt wohl immer zwei Kapitäne auf ein Schiff ein, die beide grundsätzlich zusammenarbeiten, so dass der Wechsel reibungslos ist. Unser neuer Captain heißt Aseem Hashmi, ein Engländer mit iranischen Wurzeln. Er hat uns zum Kennenlern-Empfang eingeladen und wir sind auf ihn gespannt.

Mein Bericht vom wunderschönen Hawaii folgt in Kürze, da wir nun wieder ein paar Seetage haben und es in die südlichen Pazifik geht.

lt

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