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2022 - Juni - Binz für Wandervögel - Teil 1 - Binz bis Prora

Veröffentlicht: 15.06.2022

Am Ende hatten wir Blasen an den Füßen, aber wandern ist doch immer noch die schönste Art, die Umgebung zu entdecken. Immerhin hat man Zeit genug, links und rechts des Weges alles zu entdecken. 

Wir haben also in unseren (wenigen) Tagen in Binz  einiges gesehen. Die wohl üblichste und bekannteste Strecke ab hier ist die Strandpromenade entlang bis Prora zu laufen. Das sind ca. 5 km auf einem sehr gut ausgebauten Pflasterweg. Wer mag kann den selben Weg auch wieder zurückgehen oder stattdessen am herrlichen breiten Sandstrand, mit den Füßen im Wasser, laufen.

Und weil dieses Eckchen von Rügen hier so wunderbar ist, sollte sicher auch genau deshalb hier eines von mehreren "Kraft durch Freude (KdF)" Großobjekten gebaut werden.

Wem KdF nichts sagt, das war eine Behörde Nazi-Deutschlands, die unter anderem Nah- und Fernreisen organisierte. Dabei war sie ideologisch ausgerichtet.

Das Projekt, das hier geplant war, sollte also sowohl der Erholung der Arbeiterschaft dienen, aber diese ebenso formen. Geplant waren riesige Ferienanlagen, aber auch ein 40 Hektar (!) großer Aufmarschplatz. Jedes Zimmer sollte zudem einen Lautsprecher bekommen. Ansonsten wäre die Ausstattung aber recht karg gewesen. Pro Zweibettzimmer waren zwei Betten und ein Waschbecken vorgesehen. Dusche und WC sollten die Gäste dann gemeinschaftlich nutzen. Insgesamt 20.000 Menschen hätten hier gleichzeitig Urlaub machen können. 

Die Bauarbeiten dafür begannen 1936, wurden aber zu Kriegsbeginn 1939 eingestellt. Zur Instandhaltung des Rohbaus wurden dann in Kriegsgefangenschaft lebende Polen herangezogen. Aber zur Fertigstellung kam es dann nicht mehr.

Nach Kriegsende erfolgte dann eine Nutzung erst durch die Rote Armee, später dann durch die Nationale Volksarmee der DDR. Das hieß aber nicht, dass die Soldaten hier baden konnten. Mehrheitlich waren hier Bausoldaten stationiert, also Männer, die den Dienst an der Waffe verweigert hatten. Das war in der DDR nicht einfach. Meist wurden diese Soldaten sogar besonders schikaniert. Die, die es aber für sich durchgesetzt hatten, mussten nun Bauarbeiten übernehmen. Für Prora hieß das, das Objekt fertigzustellen. Erst zu diesem Zeitpunkt erhielten die Zimmer Fenster und den braunen Putz, den man heute an den letzten noch unsanierten Gebäuden sehen kann.

Nach der Wiedervereinigung wurden die Gebäude dann aufwendig nach und nach saniert und erstrahlen jetzt in einem klaren Weiß. Trotzdem die Blöcke nun quasi wie neu sind, wirken sie aber eher kühl und ungemütlich. Das liegt aber auch an der schieren Größe der mächtigen Gebäude. Verkauft haben sich die Immobilien wohl trotzdem sehr gut und sind nun Ferienwohnungen, Seniorenresidenzen oder Hotels.

Letzte unsanierte Teile gibt es aber noch, so dass ihr Gelegenheit habt, diese Ruinen oder Blöcke zu betrachten. Ganz baufällige Objekte sind aber eingezäunt.

Das ganze Areal mit den Gebäuden soll übrigens eine Länge von 4,6 km haben. Ich weiß nicht, ob wir wirklich am Ende waren. Wir hatten aber den Eindruck, denn plötzlich gab es nur noch Mauern und abgesperrte Strände. 

So oder so lohnt sich ein Besuch und wer nach der Erkundungstour der ehemaligen KdF-Gebäude noch weiter kann, dem empfehlen wir gleich das ca. 2 km entfernte Naturerbe Zentrum Rügen zu besuchen.... (weiter unter: 

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