2021 - September - Hannover

Es gibt ja dieses krasse Vorurteil gegenüber Hannover, dass sie die "Hauptstadt der Langeweile" wäre. Dagegen wehrt sich die Stadt natürlich vehement zum Beispiel mit Aktionen wie dem aktuellen "2. Experimentierraum". Dieser findet just in diesen Tagen (30.08.-12.09.2021) statt und dabei tauchen dann zum Beispiel ganz viele Schilder in der Stadt auf. Oder es wird eine große blaue Surfstation vor der Oper aufgebaut. Diese soll eine stehende Welle simulieren und neugierig auf die so genannte "Leinewelle" machen. In den nächsten Jahren will nämlich Hannover, ähnlich wie heute schon München im Eisbach, eine Flusswelle für Surfer bauen.

Viel innovativer finde ich persönlich dagegen eine recht alte Idee des Stadtmarketings, den mittlerweile über 50 Jahre alten "Roten Faden". Seit 1970 führt dieser, auf den Boden gemalte rote Strich, die Besucher zu vielen interessanten Punkten in der Landeshauptstadt von Niedersachsen. Er ist über 4,2 km lang und beginnt direkt am Hauptbahnhof und endet auch dort. Theoretisch kann man aber an jeder Stelle des Weges in die Tour einsteigen und natürlich auch wieder aufhören. Es gibt mittlerweile auch eine smarte Lösung für das Handy dafür unter:

https://www.visit-hannover.com/Sehensw%C3%BCrdigkeiten-Stadttouren/Stadttouren/Der-Rote-Faden-Hannover/Karte-zum-Roten-Faden

Ein mit Sicherheit wichtiger Stopp auf dieser Route ist das schlossartige Neue Rathaus. Es ist wunderschön an einem See gelegen, der vom Maschpark umschlossen wird.

Außerdem hat das Gebäude sogar einen Aufzug nach oben. Von dort soll man eine hervorragende Sicht auf die Umgebung haben, theoretisch jedenfalls. Wir hatten natürlich Anlauf genommen, diese zu erkunden, aber wegen Corona und/oder Bauarbeiten war und ist das bis auf weiteres gar nicht möglich. Zusätzlich konnten wir aber auch nicht die interessanten Innenräume aufsuchen, weil aktuell die Briefwähler allen Raum in Anspruch nehmen. Sei's drum, wir haben uns auch an der Außenansicht erfreut.

Wer einmal im Maschpark, hinter dem Neuen Rathaus ist, dem kann ich auch empfehlen, noch etwas weiter vom "Roten Faden" abzuweichen und ein paar Meter weiter, den noch deutlich größeren Maschsee zu besuchen.

Sicher werdet ihr auch ohne Probleme von dort wieder zurück zum Neuen Rathaus finden, denn dieses verliert man mit seiner Höhe von 97,73 m nicht so schnell aus dem Auge. Man sieht es auch von vielen Stellen der Stadt aus.

Was sicher zusätzlich jedem Besucher von Hannovers Innenstadt sofort auffällt ist, dass die Stadt während des Zweiten Weltkrieges sehr stark zerstört wurde und es wenig alte Baustruktur gibt. Tatsächlich wurde Hannover zu 50% durch Bombenangriffe zerstört und gehört damit zu den am meisten getroffenen Städten in Deutschland. Ein wichtiges Mahnmal dafür ist die Ruine der Aegidienkirche. Zwar steht noch der Glockenturm, aber ansonsten existieren nur noch die Seitenwände der Kirche.

Auch eine interessante Station des "Roten Fadens" sind die so genannten Nanas. Das sind sehr auffällige Skulpturen der Künstlerin Niki de Saint Phalle.

Ansonsten führt der Weg natürlich auch durch die Innenstadt und auch über den Kröpcke. Das ist eine markante Straßenkreuzung mit der noch markanterern Kröpcke-Uhr. Diese wird gerne als Treffpunkt genutzt und ist selbstverständlich eines der Wahrzeichen Hannovers.

Ein weiteres Wahrzeichen und ebenfalls ein Treffpunkt ist der Schwanz des Reiterdenkmals von Ernst August von Hannover am Bahnhof. Bitte was? Ja, der gemeine Bürger von Hannover trifft sich tatsächlich gerne "Unterm Schwanz" und ihr wisst jetzt was damit gemeint ist.

Apropos Bezeichnungen, die für fremde Ohren etwas befremdlich klingen: In Hannover-Linden findet ihr die "Drei warmen Brüder". Hinter dieser Beschreibung verbirgt sich aber auch hier kein Schweinskram, sondern ganz einfach nur die Bezeichnung für die drei Schlote eines Heizkraftwerkes. Übrigens ist Hannover-Linden ein belebtes und interessantes Stadtviertel und somit auch einen Besuch wert. Wie wäre es zum Beispiel, wenn ihr euch hier von einem lokalen Guide führen lassen würdet? Wir haben das gemacht und fanden es sehr interessant.

Was wir leider diesmal nicht geschafft haben, ist der wirklich sehenswerte Zoo. Dafür waren wir aber in den Herrenhäuser Gärten. Ich habe dazu extra einen Bericht geschrieben. Den Link dazu findet ihr hier: 

https://vakantio.de/reisetante/2021-september-hannover-herrenhauser-garten

Und nun nochmal zur angeblichen "Hauptstadt der Langeweile": Welche Stadt hat schon Musik spielende Gullideckel? Hannover hat sie! Na bitte, doch nicht langweilig.