Jeannette
Lieber Felix, eine kleine Bitte an dich: Könntest du deine Beiträge vielleicht nummerieren, damit man nicht durcheinanderkommt bzw. nichts übersieht?Veröffentlicht: 26.11.2021
Nachdem ich am Donnerstag noch mit Ineke gefrühstückt und wir uns “Lebe wohl” gesagt haben, ziehe ich mit meinen Sachen hinüber auf die “Nerdanel”, den 14 Meter langen Segelkatamaran.
Ich bekommen von Cyrill meine Kajüte mit eigenem Bad inklusive Duschkabine gezeigt. Dann darf ich auf Deck ein paar Leinen arrangieren, was schon herausfordernd genug ist, weil ich keine Ahnung habe, wie die Enden der Segelleinen zusammengelegt werden sollen. Ich schaue es mir von bereits zusammengelegten Leinen ab und weder Cyrill noch Massa bemängeln etwas, als sie einen Blick darauf werfen.
Dann machen wir uns zu fünft auf den Weg zum großen Eroski direkt hinter der gibraltischen Grenze, um für die Reise einzukaufen. Ich bezahle für die Überfahrt 50€ und darf dafür mitessen. Alle Besonderheiten muss ich natürlich selbst kaufen, aber ich bin dennoch sehr zufrieden mit diesem Deal. Da bereits jetzt alles, was haltbar ist und eingefroren werden kann, auch für ihre Atlantik-Überfahrt gekauft wird, brauchen wir zwei Stunden. Julia, Elia und ich bekommen gelegentlich einen kleinen Suchauftrag, aber sonst ergeht es uns wie kleinen Kindern beim Wocheneinkauf mit ihren Eltern, wobei die Kinder nicht groß in Entscheidungen einbezogen werden. Also albern wir und stehen viel herum. Zum Ende hin sitzt uns auch noch die Zeit im Nacken, weil wir bis drei Uhr eingekauft haben müssen, damit uns der Supermarkt den 700 Pfund Einkauf noch zur Marina liefern kann. Wir schaffen es, aber dann taucht das nächste Problem auf: die Lieferung kann nur innerhalb Gibraltars geschehen. Auch wenn unsere Marina nur 5 Autofahrminuten entfernt ist, geht das aus Zoll- und Steuergründen nicht. Die Herren sind stinksauer, aber versuchen einen kühlen Kopf zu bewahren. Wir handeln aus, dass wir morgen um 14.00 Uhr zur Tankstelle für Boote in Gibraltar die Sachen geliefert bekommen. Dann können wir, bevor wir aufs Meer hinaus segeln, dort unseren Einkauf entgegennehmen.
Als das Nerven raubende Einkaufsspektakel vorüber ist, schlendern wir mit hungrigen Bäuchen zum Marktplatz von Gibraltar und essen dort klassisch Fish & Chips. Es ist eine ausgelassene Runde, Cyrill freut sich über die Tauben, die ihm aus der Hand essen, es wird getrunken und geschmökert. Ich entpuppe mich schon gleich als guter Esser, weil ich als einziger meine Portion ganz verdrücke und dazu noch den Rest von Julias & Elias Salat esse.
Ich gehe mit Cyrill und Massa zurück, während Julia und Elia noch den Felsen von Gibraltar besteigen. Die Seemänner sind nach der Aktion und dem gehaltvollen Essen geplättet und so ziehe auch ich mich in meiner Kajüte etwas zurück. Ich schreibe und telefoniere mit Rosa. Es tut mir gut sie auf dem Kasten zu sehen, auch wenn es die Sehnsucht nach Nähe, die ich immer wieder wahrnehme, nicht stillen kann.
Dann treffe ich mich noch für eine Stunde mit Paul und Yvonne, die mir an diesem Morgen noch ein Angebot aufgrund meines Aushangs geschickt haben. Die beiden sind noch nicht so lange im Seegel-Game und wollen am Mittwoch nächster Woche nach Lanzarote. Ich bin zwar schon entschieden mit meiner Crew zu fahren, aber es kann ja nicht schaden sich mal zu beschnuppern. Außerdem wollen die beiden später auch weiter nach Kolumbien und vielleicht kommen wir ja später noch zusammen.
Wir treffen uns im Restaurant der Marina. Nic, ein anderer Yachthiker, der zwischendurch einen Turn nach Portugal gemacht hat und erst seit gestern wieder zurück ist, sitzt schon mit ihnen am Tisch. Es ist nett, aber ich merke, dass der Funken nicht so wirklich überspringt und so verabschiede ich mich schon bald im Jargon der Segler mit einem “Bis später”. Man weiß ja nie, wo man wieder aufeinander trifft.
Zurück bin ich selber auch ganz erschöpft vom Tag. Ich freue mich, dass es morgen losgeht.