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19.03.2023 – Update aus Melbourne

Veröffentlicht: 19.03.2023

Nach fast vier Wochen, in den ich nichts habe von mir hören lassen, dachte ich, dass es nochmal Zeit für ein kleines Update ist. Seit fünf Wochen arbeite ich nun schon und habe damit fast Halbzeit, denn ich bin „nur“ noch bis zum 28. April dort beschäftigt, bevor es dann am 2. Mai mit dem Nachtbus nach Sydney geht. Insgesamt ist mein Alltag hier momentan ziemlich unspektakulär, wie Arbeitsalltage ebenso sind. Ich stehe um 7 Uhr auf, frühstücke, gehe um 8 Uhr zur Arbeit, komme in der Regel gegen 18 Uhr zurück ins Hostel, dusche, esse und gehe wieder Schlafen. Die Arbeit an sich ist zum Glück relativ abwechslungsreich, wodurch die Zeit eigentlich immer ganz gut vergeht. Da unter der Woche nicht viel Zeit bleibt, versuche ich an den Wochenenden viel zu unternehmen und die Stadt sowie die australische Kultur noch besser kennenzulernen – und davon möchte ich euch nun bisschen was berichten.

Am Samstag vor drei Wochen habe ich die Chance ergriffen und bin in ein Theaterstück gegangen, welches ich eigentlich schon in Deutschland besuchen wollte. „Harry Potter und das verwunschene Kind“ läuft nämlich nicht nur in Hamburg, sondern eben auch in Melbourne. Das Stück ist eine Fortsetzung der sieben Harry-Potter-Romane, die 19 Jahre nach dem letzten Buch beginnt. Zusammen mit einem anderen Backpacker habe ich mich samstagsvormittags spontan dazu entschieden, Karten für die Mittagsvorstellung zu kaufen. Das Stück selbst war sehr schön, wobei es stellenweise etwas schwierig war, der Story zu folgen. Dies lag aber weniger an der englischen Sprache, sondern hauptsächlich an der Tatsache, dass ich das Buch noch nicht gelesen habe – dies wird nun aber nachgeholt. Ansonsten konnte man an besagtem Wochenende nicht allzu viel machen, denn während es in Deutschland nach und nach Frühling wird, zog hier der Herbst ein. Zwar fallen die Temperaturen in der Regel tagsüber nicht unter 15 Grad, allerdings wird das Wetter deutlich unbeständiger und regnerischer. Scherzhaft wird über Melbourne gesagt, dass es vier Jahreszeiten an einem Tag geben kann. Und dies zeigt sich vor allem im Herbst. Während es manchmal morgens grau und nass starten, scheint mittags dann die Sonne bei 30 Grad nur damit das Thermometer abends wieder auf einstellige Temperaturen sinkt und ein „eisiger“ Wind durch die Metropole zieht – Allwetterkleidung ist also angesagt.

Am vergangenen Wochenende hat sich das Wetter zum Glück von seiner besten Seite gezeigt. Und das war aus doppelter Hinsicht gut, zum einen konnte ich nach einer regnerischen Woche ein bisschen Sonne gebrauchen und zum anderen und der Grund ist eigentlich viel wichtiger, habe ich Besuch bekommen. Sandra aus Hamburg, eine Freundin von meiner ehemaligen Mitbewohnerin aus Lüneburg, bereist aktuell Australien und hat dabei auch einen Stopp in Melbourne eingelegt. Damit wir die Zeit zusammen gut nutzen können, habe ich mit mir Donnerstag sowie Freitag freigenommen und weil der Montag ein Feiertag war, hatte ich sogar ein sehr langes Wochenende. Nach ihrer Ankunft am Mittwochabend sind wir als Erstes auf den Queen Victoria Market gegangen, wo von November bis März immer mittwochs der Summer Night Market stattfindet. Bekannt ist der Markt vor allem für das internationale Streetfood-Angebot, von Känguru über Döner bis hin zu asiatischem Essen findet man hier alles. Im Anschluss an den Queen Victoria Market ging es noch kurz zu den Flaggstaff Gardens, dem ältesten Park von Melbourne. Mit beginnender Dämmerung kann man hier Possums beobachten. Bäume zu finden, in denen sich die Possums breitgemacht haben, ist hier übrigens super einfach. Da die kleinen Beuteltiere vorrangig die Zweige von jungen Ulmen fressen, hat die Stadt als Possum-Schutz Metallbänder um die Baumstämme gelegt. Ob das die Possums abhält? Natürlich nicht. Mit leuchtenden Augen sitzen sie in den Bäumen, jagen sich gegenseitig hinterher und beobachten die Parkbesucher. Nach der kurzen Possum-Safari ging es zurück ins Hostel.

Den nächsten Tag starteten wir mit einer Free Walking Tour durch den Central Business District von Melbourne. Das Schöne an diesen Touren ist, dass diese grundsätzlich kostenlos sind. Am Ende kann jeder für sich selbst entscheiden, wie viel ihm die Tour wert war und dem Guide eine Spende geben. Da es für mich bereits das zweite Mal war und ich die Tour empfehlen konnte, habe ich Sandra und mich für die Tour angemeldet. Fast dreieinhalb Stunden führte uns der Guide durch die Stadt und erzählte uns alles rund um Kultur und die Geschichte der Melbournians. Den Nachmittag nutzen wir dann zur Entspannung, denn abends waren wir mit einem Bekannten von Sandra etwas abseits vom Zentrum in einem klassischen Pub, wie es sie hier reihenweise gibt, verabredet.

Tag zwei von Sandra in Melbourne begann mit einem Besuch im Botanischen Garten. Für mich war es der zweite Ausflug in die riesengroße Grünanlage. Ganz drei Stunden sind wir durch die einzelnen Abschnitte gestreif und haben die tolle und entspannte Atmosphäre genossen. Im Anschluss zogen wir dann weiter in Richtung St. Kilda. St. Kilda ist vermutlich das bekannteste und angesagteste Strand-Viertel in Melbourne. Untertags lassen sich hier die Menschen die Sonne auf den Bauch scheinen oder joggen die Strandpromenade entlang. Abends wird St. Kilda zu einem beliebten Ausgehviertel. Für uns ging es in eine entspannte Strandbar, wo wir uns bei strahlendem Sonnenschein eine kleine Auszeit gönnten. Auf dem Weg dorthin liefen wir übrigens auch über die Formel1-Strecke, die aktuell noch für den in zwei Wochen stattfindenden „Großen Preis von Australien“ hergerichtet wird. Am Abend haben wir dann noch einen Burgerladen besucht und uns einen Känguru-Burger einverleibt. Das Fazit: Wir wissen nicht, ob es am Koch oder am Känguru selbst lag, aber das Fleisch zwar ziemlich zäh. Ich werde der Sache in den kommenden Monaten aber noch einmal auf den Grund gehen und checken, ob Känguru wirklich so zäh ist oder ob der Koch seinen Herd nicht im Griff hatte. Im Anschluss an das Abendessen sind wir noch am Yarra-River entlang geschlendert, wo das Moomba Festival stattfand. Dabei handelt es sich um das größte Volksfest in ganz Australien. Und es ist wirklich riesig, gefühlt halb Melbourne verbrachte den Abend mit uns dort.

Und dann war er auch schon da, der letzte gemeinsame Tag. Nach den vielen Aktivitäten in den vergangenen Tagen wollten wir uns zum Abschluss etwas ruhiger angehen lassen. Deshalb ging es zuerst zum Lesen und Entspannen zu den Fitzroy Gardens, einem Park im Stadtteil Fitzroy. Das Hipsterviertel bietet darüber hinaus noch Galerien und Vintage Shops, hippe Cafés, viele Bars und unzählige Restaurants. Bis zum späten Nachmittag schlenderten und schlemmten wir uns durch Fitzroy, bevor es noch einmal kurz ins Hostel ging, nur um danach wieder nach Fitzroy zu fahren. Zum Abschluss unserer gemeinsamen Zeit besuchten wir eine Rooftop-Bar, von wo aus wir eine superschöne Sicht auf die Skyline von Melbourne hatten. Hier ließen wir den Abend entspannt bei Drinks und Pizza ausklingen.

Für Sandra ging die Reise am nächsten Tag weiter nach Sydney, während ich zusammen mit ein paar anderen Backpackern abends ins Kino ging. Auf dem Federation Square veranstaltete die Stadt Melbourne Open-Air-Kino, gezeigt wurde ein indischer Stummfilm, der mit der Musik eines Orchesters begleitet wurde. Ein toller Abschluss eines schönen Wochenendes.

Kommen wir nun zum aktuellen Wochenende. Nach einer harten Arbeitswoche habe ich den Samstag mehr oder weniger nur zum Entspannen genutzt. Bedingt durch die angesagten Temperaturen von 37 Grad – klassische Herbsttemperatur – hielt sich meine Motivation, einen Fuß vor die Tür zu setzen, in Grenzen. Erst für den Abend hatte ich mir etwas vorgenommen. Und hier kommen wir nun zu einem Thema, das ganz fest in der australischen DNA verankert ist: Australien Football. Oder auch Footy, Australien rules Football oder Aussie rules. Australien Football ist der Nationalsport Nummer 1 in Australien. Tausende von Fans strömen Wochenenden für Wochenende in die Stadien. Dieses Wochenende war der Auftakt für die neue Saison und ich hätte an keinem besseren Ort dafür sein können. Ganze zehn Clubs aus Melbourne spielen in der höchsten Liga, der AFL. Ich entschied mich für die Partie Melbourne Football Club gegen die Western Bulldogs. Um nicht ganz planlos zum Spiel zu gehen, habe ich mir im Vorfeld ein Video mit den Regeln angeschaut. Kurz um ist das Spiel eine Mischung aus Rugby, Football, Fußball und irgendwie auch Handball. Achja und es ist eine Vollkontaktsportart. Und wenn ich Vollkontakt sage, meine ich Vollkontakt. Ohne Rücksicht auf Verluste geht es ab dem Anpfiff zur Sache. Wahrscheinlich ist das auch ein Grund, warum der Sport hier so beliebt ist. Obwohl ich absoluter Neuling war und wahrscheinlich nur die Hälfte des Spielgeschehens verstanden habe, hat es mich auch von der ersten Minute gepackt. Diese Physis, das Tempo und die Härte lassen das Herz eines jeden Sportbegeisterten schneller schlagen. Da die Saison noch lang ist, werde ich mir sicher noch das ein oder anderen Spiel mehr anschauen. Die Highlights des von mir besuchten Spiels könnt ihr übrigens hier anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=z7CBsvgYe7o

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