Veröffentlicht: 03.12.2023
Und dieses Mal sollte es Helsinki werden.
Ich bin mir nicht ganz sicher wie, aber ich bin in Helsinki angekommen.
Das letzte woran ich mich erinnere, war Chaos, pures Chaos und dann war auf einmal alles ganz einfach.
Wir sagten gerade „Gute Nacht“, gingen in unsere Betten (oder ich auf das Sofa von meiner Freundin, die mich um 03:30 zum Flughafen bringen wollte), als ich ein letztes Mal meinen GMX-Account öffnete.
Planlos, wie immer. Nicht nur ich, sondern auch die Fluggesellschaft, als sie mir um 22 Uhr eine E-Mail schickten, dass mein Flug gecancelt wurde.
"Wir bitten um Entschuldigung, Ihr Flug von Hamburg nach München ist annulliert"
Super, und jetzt? Wie wäre es mit einem Ersatz?
Lufthansa hat mich auf ihren Chat Bot verwiesen.
Hab ich gemacht, hat nichts gebracht. Irgendwas zwischen technischen Problemen und „unser Chatbot "Elisa" benötigt genauso wie unsere Flugzeuge eine Wartung“ – kam da nicht bei rum.
Also, was macht man dann? Genau! Das Callcenter anrufen.
(Kennt ihr die Musik von Lavandia? Kenner, kennen Lavandia. Und für alle anderen: Pokemon, die ersten Editionen auf dem Game Boy Color, eine bestimmte Welt mit toller Hintergrundmusik – schaut mal auf Youtube.)
Jedenfalls habe ich den Warteplatz 136 ergattert und die Lavandia Musik genossen.
Schönes Ding. Parallel versuchte ich permanent die gute Elisa nach Lösungen zu befragen. Die Dame wollte damit erst mal nichts zu tun haben.
Als ich Warteplatz 17 erreichte, gab mir auch Elisa endlich Alternativen.
Ursprünglich wäre ich von Hamburg nach München und von dort nach Helsinki geflogen. Was an und für sich auch schon logistisch behindert ist, da der Spaß aber 100€ weniger kostete als direkt zu fliegen und nur 5 Stunden Reisedauer versprochen hat, hatte ich mich dafür entschieden.
Mein neuer Reiseplan sah dann so aus: Mit dem Flugzeug von Hamburg nach Frankfurt (Main) um 11:00, und dann um 21:20 weiter. Voraussichtliche Ankunft: 01:00 Ortszeit Helsinki.
Gut, machen wir halt aus einer 5 stündigen Reise, eine 13 stündige.
Mein Airbnb war selbstverständlich schon gebucht und der Check in abgesprochen. Den Guten habe ich dann auch mitten in der Nacht um Planänderung bitten müssen.
Zum Glück hat er zugestimmt und ein Check In am nächsten Tag passt ihm auch in den Kram.
Also Wecker gestellt, 07:30, dann hab ich ja sogar noch ein bisschen Schlaf. Pustekuchen. Die Heizung meiner Freundin hört sich sporadisch an, wie ein Presslufthammer, dann muss man einmal kurz am Ventil ruckeln und dann gibt sich das.
Also, doch nicht geschlafen.
Pünktlich aufgestanden, E-Mails gecheckt – Flug ab Hamburg annulliert.
Alternative: um 12 Uhr nach Frankfurt, ansonsten gleicher Plan.
Ob der Flieger geht, siehst du erst, wenn er sich hebt.
Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Also habe ich meine Freundin aus dem Bett geschubst, sie fuhr mich zum Flughafen (Danke nochmal an dieser Stelle) und wir verblieben, dass sie mich ggf. schon bald wieder abholen muss.
Kurz das Iphone zücken, Wallet öffnen und merken, dass ich für den neuen Flug noch keine Boardkarte bekommen hatte. Kein Problem, geht ja schnell.
Denkste. Aufgrund von technischen Problemen kein online Check In möglich, bitte zum Service Schalter.
Ich bin mir nicht sicher, wie viele Flüge von diesem Heck Meck betroffen waren, aber es lag daran, dass der Flugverkehr von, nach und über München aufgrund von Schnee gesperrt war. Entsprechend viele Leute standen an dem Service Schalter.
Also stellte ich mich dazu und genoss beste Kompanie mit all den anderen verzweifelt, hoffnungsvollen Menschen, die von überall her kamen und überall hin mussten.
Parallel versuchte ich natürlich weiter mein Telefon für den Check In zu benutzen. Hat ja schließlich schon x Mal in diesem Leben geklappt und siehe da, ich war gerade zum Schalter gerufen wurden, als ich meine Bordkarte von Elisa erhielt.
Meine Mitgenossen haben mich bejubelt (oder vielleicht sich selbst, weil sie ihrem Traum vom Service Schalter eine Warteschlangenposition näher gekommen sind) und ich eilte zum Security Check.
Passend zu meiner Eile hat mein Flieger gerade 40 min Verspätung angekündigt. Also rechtzeitig hinkommen war möglich. Den Gedanken, dass es ein erstes Indiz dafür sein könnte, dass auch dieses Flugzeug ausfallen könnte, habe ich verdrängt. Auch erfolgreich aus der Realität verdrängt, denn es hatte zwar noch mehr Verspätung als 40 min, aber diese Flugverbindung hat funktioniert.
Und weil meine Fluggesellschaft wohl ein schlechtes Gewissen hatte, haben sie mir für jeden Flughafen jeweils einen 15€ Gutschein für Nahrung spendiert. (Gute Jungs)
So hatte ich noch genügend Zeit mich mit Käsebrötchen, Joghurt und Cola einzudecken und den ersten Abschnitt nach Frankfurt anzutreten.
Willkommen in Frankfurt, was zur Hölle mache ich jetzt mit meiner Zeit?
Innenstadt? Nein danke. Habe ich in meinem Leben schon einmal gemacht. Da gab es plötzlich so spontan Randalen von ziemlich vielen Leuten, die Schaufenster eingeworfen haben.
Deshalb habe ich einen Spaziergang durch Frankfurt unternommen und suchte mir spontan ein Nagelstudio, das offen und Zeit hatte. Frei nach dem Motto: "Life is not perfect but your nails can be"
Das vierte, das ich aufgesucht hatte, ist es dann auch geworden. Die Mädels haben zwar kein Wort Deutsch gesprochen, aber einen super Job gemacht.
Die Zeit verging damit ziemlich gut und ich machte mich rechtzeitig zurück auf den Weg zum Flughafen.
Am Flughafen habe ich eine entspannte Ecke mit Tisch, Stuhl, Steckdose und ohne Menschen gefunden, sodass ich mich auf neuen Input konzentrieren konnte.
Aus dem Augenwinkel sah ich eine Frau, die um meinen Tisch herum lief. Etwas irritiert lächelte ich sie an, habe sie dann aber wieder ignoriert. Sie kam um den Tisch herum und entschuldigte sich, weil sie „nur folgen“ würde. Erst da sah ich, dass sie mit ihrer Katze an der Leine durch den Flughafen spazierte, die eigensinnig den Weg vorgab.
Wir haben kurz zusammen gelacht und ich durfte sie mit ihrem Schatz fotografieren.
Es wollte noch eine Entscheidung getroffen werden, wo ich die Nacht verbringe, sobald ich in Helsinki angekommen bin. Darüber nachzudenken hatte ich prokrastiniert, bis ich sicher gehen konnte, dass ich überhaupt ankomme. Kurz vor Abflug habe ich es dann gewagt mich zu entscheiden.
Ich habe mich entschieden über Nacht in einem der viel zu teuren, viel zu luxuriösen Airport Hotels in Helsinki zu übernachten, weil ich einfach viel zu müde war, um eine bessere Entscheidung zu treffen.
Der Flug nach Helsinki lief super. Die ganze Sitzreihe in der ich saß, war genauso müde wie ich und wir hingen symmetrisch schlafend mit dem Kopf auf dem Tisch und wurden erst wieder geweckt, als die Lufthansa Schokolade verteilte. Damit war alles wieder gut und alles verlief nach Plan. Um 02:30 lag ich endlich frisch geduscht in einem super gemütlichen Bett.