Veröffentlicht: 19.12.2019
"Ein Schloss auf dem Berge,
ein Städtchen am Strand
und ranken die Reben an sonniger Wand.
Das ist meine Mosel - mein heimatlich Land.
Vorm Städtchen ein Häuschen
mit blinkendem Schild
wo goldig dem Zecher
der Rebensaft quillt.
Das ist meine Heimat
entzückendstes Bild…"
Wir befinden uns an unserem zweiten Tag in Bernkastel Kuess. Heute ist unser Ausflug in die City geplant. Einen Fussmarsch über etwa 8 Kilometer oder weniger oder mehr, bestaunen wir von einer Brücke aus, die zur Bernkasteler Innenstadt führt, die Mosel. Schöne Dampfer queren das Wasser, die Sonne veranstaltet ein Licht und Schattenspiel mit den Wolken.
Hier spüren wir den Sommer, den Ansturm der Besucher auf dieses hübsche kleine Städtchen. Zahlreiche Fachwerkhäuser tun sich in der Ferne auf, frisch geputzt, pardon, regelrecht heraus geputzt, so scheint es. Darauf kann man sich als Besucher der Stadt von hier aus wirklich freuen. Die Aussicht ist beeindruckend schön.
Alte Gebäude glänzen mit ihren schönsten Schildern an Ketten hängend, über jedem Geschäft ein anderes. Ich bin nicht überrascht: Tübingen und Stein am Rhein, Meersburg und Konstanz, Colmar, alles bezaubernde Städtchen mit bezaubernden vom Mittelalter geprägtem Stadtkern. All diese Eindrücke finde ich hier wieder, allerdings typischerweise ergänzt mit unzähligen Weinstuben und Werbung für jegliche Rebsäfte und Erzeugnisse aus wunderbar saftigen Trauben.
Wir liebäugeln zwischen all dem Weinangebot und den vielen trinkenden Gästen auf den Terassen, nach einem Bonbongeschäft, wo ich doch Bonbons eigentlich nicht esse. Das Ladeninnere frohlockt jedoch sehr und beschert uns selbstverständlich ein kleines Mitbringsel. Ein reich gefülltes Bonbonglas mit sortenreichen geschmacklich interessanten "Zuckerbrocken".
Diesen eindrücklichen Stadtkern möchten wir natürlich von oben sehen, nebst der Mosel. Und wir wollen den Ausflug abrunden mit dem Besuch der Burg Landshut. Unser Weg durch die Innenstadt führt uns zu einem Shuttlebus, der Besucher zur Burg fährt und wieder abholt. Die Füsse der Kinder sind müde. Allerdings sagt uns diese Art von Burgzugang dann doch nicht zu, da uns heftig vorgedrängelt wird, der Bus innert Sekunden so überfüllt ist, dass uns trotz Ticket ein Stehplatz erwartet hätte und wir eigentlich auch zeitabhängig gewesen wären. So begutachten wir besser von aussen das Spektakel und ziehen zu Fuss von dannen. Das Wetter ist auf unserer Seite, warm, sonnig, leichte Brise. Unterwegs zum Burgaufstieg locken uns noch die ein oder andere Konditorei, eine Pizzeria und ein Eisgeschäft.
Von allem wird jeder irgendwie zufrieden gestellt, schliesslich muss für den Burgaufstieg die Laune der Kinder hoch gehalten werden. Von unten betrachtet scheint es noch ewig weit und hoch bis zur Burg. So gar keine Lust das zu laufen.
So wird dann hi und da noch bewundert und bestaunt, ach wie schön es doch ist, auf dieser Welt zu sein. Und natürlich ist so ein Stadtbummel nicht immer interessant für Kinder, aber auf dem Campingplatz erwartet uns heute Abend wieder das nicht so bequeme Leben. Und hier laden uns doch so liebevolle Restaurants ein, auch wenn wir nicht in jedes einkehren können, so ist es doch wirklich nur zum geniessen schön.
Der Aufstieg geht sanft und dann steil zur Burg hinaus. Und siehe da, wir sind recht schnell oben. Von da aus tut sich ein Blick über die Mosel auf, atemberaubend schön, eindrücklich, sprachlos, nachdenklich und beglückt.
Erfüllt von diesem Blick entscheiden sich die Kinder, auf dem Spielplatz etwas auszuruhen und wir entscheiden uns für ein Glas Weisswein. Das auf dem dreiviertel Weg gelegene kleine Lokal läd zum Rasten ein und bietet zudem hervorragende Weinauswahl, genau wie unterhalb in der emsigen Stadt.
Wir finden mit den Kindern unseren Campingplatz, die Innenstadt und den Shuttlebus, den wir ziehen haben lassen. Was wir übrigens mit keiner Silbe bereuht haben und das gesparte Fahrtgeld lieber jetzt in einen schmackhaften Weisswein stecken.
Wir geniessen und denken über das Leben nach. Es ist ein ganz bezauberndes Fleckchen Erde. Absolut empfehlenswert ist es, zu Fuss zur Burg Landshut zu gehen. Wir verweilen noch den restlichen Nachmittag hoch oben auf dieser Burg. Der komplette Aufstieg innerhalb der Mauern der Burg bedeutet nochmals einen hervorragenden Blick. Und die Mosel hält was sie verspricht. Sie schlängelt sich im grau blauen Schimmer, zwar nicht so azurblau wie der Rhein, durch das Tal und verschafft den Weinbergen das saftige Grün, den Bäumen einen strahlenden Glanz und erfüllt die eindrückliche Kulisse mit einem blauen Himmel, als hätten sich alle miteinander abgesprochen.
"Und über dem allem
vom Himmel ein Stück
von strahlender Sonne
ein lachender Blick.
Das ist meine Mosel
mein irdisches Glück."
(Internet 19.12.19, Auszug aus Volksliederarchiv, Text: Ludwig Schneider-. Musik: D. Krause - in Allgemeines Deutsches Kommersbuch (1914)
Textideen und Fotografien Anja Poeschke, 2019.