Veröffentlicht: 28.06.2023
Leucate, wir haben eine Woche im Hafen verbracht. Der Tramontane peitscht die See immer wieder auf, so dass wir zwar am ersten Tag bei einem Schwell von 50 cm und ca. 15 Kn Wind tatsächlich den Versuch wagen, auf die offene See zu fahren. Die Segler, die mit uns die Nacht am Steg verbrachten, waren natürlich scharf auf dieses Wetter. Unser direkter Nachbar, auch ein Segeler, gab uns noch den guten Rat zu bleiben, aber wenn du es nicht selbst versucht hast, dann weißt du auch nicht, wovon die Anderen reden. Kurz, er hatte recht, und nach einer geschätzten Stunde haben wir wieder am Steg festgemacht.
Es war ein Sonntag, im Ort gab es den Markt. Das Brot war alle, ich entschied mich, zum Markt zu gehen, um das Nötigste einzukaufen.
Unsere Erfahrung aus St Marie hatte uns einen enormen Respekt eingeflößt. Wir verfolgten die Wetter- und Windvorhersagen genauso wie die Vorhersagen der Wellen. In den nächsten Tagen standen dann Wellen bis 1,20 m an. Die Brandung brach an den Molen am Eingang zum Hafen. Am Steg bekommst Du davon nichts mit, außer dann, wenn der Wind dann mal ablandig auf 35 bis 45 kn aufdreht.
In dieser Phase war dann die Stimmung auf einem gefühlten Tiefpunkt. Bei mir kamen die Erinnerungen an die schöne Ostsee auf, hatten wir da mal 2 oder drei Tage rumgehangen, dann konnten wir auch etwas unternehmen. Leucate eignet sich dafür überhaupt nicht, also fingen wir mit einer Ausflugsplanung an, Perpignan wäre ein Ziel, die Ausflugfahrten von Leucate führen in Richtung der Pyrenäen, Wildwasser, Wandern, Höhlen erforschen, alles Aktivitäten, die wir so nicht auf dem Schirm hatten.
Also mussten wir uns intensiv mit dem Wetter, dessen Entwicklung, dessen Einflüsse, Dauer, Intensität und der Auswirkung auf unsere Ziele auseinandersetzen.
Letztlich hatte der Wettergott ein Einsehen mit uns und zeigte uns dann für die Weiterfahrt ein passables Zeitfenster auf.
Unser eigentliches Ziel war zu dem Zeitpunkt Port Roses im Golf de Roses. Zu dem Zeitpunkt hatten wir aber auch festgestellt, dass der Golf de Roses noch stark vom Tramontane beeinflusst ist. Hatten wir die Wellen in Leucate, dann waren die auch genauso in Port Roses. Warum also an einem Tag nach Port Roses fahren, um dann wieder festzusitzen.
Richtung Palamos zeigte sich in allen Beobachtungen, dass entlang der Küste die Fahrverhältnisse immer deutlich besser waren, wie im Golf de Lion.
So beschlossen wir, in Leucate früh am Morgen mit der Sonne aufzubrechen. Die Strecke nach Palamos wären ca 8-9 Stunden Fahrt gewesen, wir beschlossen am Cap de Creus zu entscheiden, ob Port Roses oder Palamos, schließlich war aufkommender Wind um die Mittagszeit angesagt, auch die Wellen im Golf de Roses sollten sich wieder etwas aufbauen. Und das für die nächsten Tage.
Die Überfahrt war ruhig, die Strömung schob uns, so dass wir gut Strecke machten. Am Cap de Creus gab es dann ein paar Turbulenzen, hier trafen verschiedene Strömungen aufeinander, so dass der Gustav mal etwas geschüttelt wurde. Wir beschließen, Palamos anzufahren.
Wir querten dann den Golf de Roses vom Cap de Creus auf direkter Strecke zum Cap de Begur. Die Strömung stand uns dort entgegen, also dauerte alles etwas länger.
Nachdem wir dann das Cap Begur hinter uns liegen hatten, waren wir wieder in unserem alten Fahrwasser, es ging mit großen Schritten dem Ziel entgegen.
Auf der letzten Strecke nach Palamos liegen viele kleine Buchten, die an einem Sonntag entsprechend von Booten frequentiert sind. Auffällig war, dass es sich bei der überwiegenden Zahl der Boote um Motorboote handelte. Die paar Segler, die wir auf der Strecke getroffen haben fuhren meist mit Motor. So kamen uns alle Bootsgrößen entgegen, vom Schlauchboot bis zum 20 m Daycruiser.
Zeit hatte fast keiner, also mussten wir uns bei relativ ruhiger See überwiegend mit den Bugwellen der anderen Boote auseinandersetzen. Und die hatten es teilweise ganz schön in sich.
Wir kamen gut in Palamos an, legten erst längs an einem abseits gelegenen Steg an, wir wurden erstmalig direkt von zwei Marineros in Empfang genommen. Beim Hafenmeister bekamen wir unseren Platz zugewiesen und dann bei der Einfahrt in die Box hatten wir die Unterstützung der Marineros, schließlich war es unser erstes Manöver, römisch-katholisch mit Muring- und Sorgleine.
Die Windverhältnisse waren optimal für unser Manöver, die beiden Heckleinen waren mit Hilfe der Marineros schnell ausgebracht. Maschine leichte Kraft voraus, wir hatten etwas Wind von vorn, die Sorgleinen übergeben, diese nach vorn führen und die Muringleine aus dem Wasser heben und auf den Bugklampen festmachen.
Hat toll geklappt, aber der Marinero war überhaupt nicht mit unserer überstehenden Abdeckung des Beibootes einverstanden. Schlussendlich musste diese demontiert werden. Bei 30 Grad und dann hinter den Boot kaum noch Wind, war das eine Tortour. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen, wir können jetzt von der zweiten Sprosse auf den Steg übersteigen und der Marinero hat das auch noch abgenommen.
Den Tag beschließen wir mit einer Dusche und einem kurzen Rundgang durch die Stadt. Überall sind kleine Bistros, Restaurants, die erst um 19:00 bis 20:00 Uhr öffnen. Wir haben Durst, also erst einmal ein Anlegerbier, ein paar Schritte weiter finden wir ein Restaurant, das bereits die Küche geöffnet hat. Mit gefülltem Magen machen wir noch einen Rundgang durch die Altstadt und kehren zurück zum Hafen.
Der Tag war lang, wir schlafen schnell. Eines ist aber nach dem kurzen Aufenthalt sicher, bevor wir die letzte Strecke nach Masnou in Angriff nehmen, werden wir ein paar Tage in Palamos bleiben.