¡Ja'umina!
¡Ja'umina!
vakantio.de/nevertryneverknow

Oh wie schön ist Paraguay

Veröffentlicht: 21.09.2018

Obacht - dieser Blog ist relativ lang, aber die Pause davor war ja auch ziemlich lang. Also lehnt euch zurück und machts euch bequem.


Unsere Zeit in Paraguay geht zu Ende - und doch in quasi letzter Sekunde haben wir es endlich ein paar mal geschafft dem Trubel Asuncións zu entkommen und etwas mehr von Paraguay zu sehen.

Angefangen hat alles bei einem Abendessen mit Erics Familie, die wir nachdem wir einen Monat in deren Haus gelebt hatten, endlich kennenlernen durften. Uns war klar geworden, dass wir nach 90 Tagen mal wieder ausreisen müssen um das Visa zu erneuern. Wir erzählten von unseren Plänen ein Auto zu mieten ehe uns der Papa widersprach (nachdem er gerade sein Brot in Schnaps und dann das Käsefondue getaucht hatte) und ankündigte er würde uns über die Grenze fahren und auf einen kleinen Roadtrip mitnehmen. Ob es nach Argentinien gehen sollte oder doch auf seine Vieh Ranch im Chaco - der Norden Paraguays - konnte bis wir bei ihm im Auto saßen nicht sicher gesagt werden.

Wir haben uns also bei den vielleicht großen Plänen extra Donnerstag und Freitag frei genommen, wollten früh starten aber dann kam doch wieder die Hora Paraguaya dazwischen und wir kamen aus Gründen die wir bis heute nicht verstehen doch erst 2 Stunden später los.

Aber egal, wir fuhren Richtung Westen zur nahegelegenen Grenze während uns von Erics Papa erzählt wurde wie gut es ist, dass er dabei ist, er wisse ja wie man die Polizisten bestechen muss und man sich so Zeit und Stress spart.

Nachdem der Beamte an der Grenze seine Finger nutzte um die 89 Tage abzuzählen die wir seit der letzten Tour im Land verbracht haben und etwas traurig feststellte das alles regelkonform war, wurden wir durchgewunken und die Fahrt ging weiter. Die lange Fahrt des Tages von Clorinda nach Posada auf der argentinischen Seite des Grenzflusses war geprägt von interessanten Erzählungen über die Viehwirtschaft und die damit verbundenen weniger interessanten Fakten über die Farben des Bodens auf dem Weg. Die einzigen Aufreger auf der Fahrt durch die flache, ausschließlich zur Landwirtschaft genutzten Landschaft waren zahllose Polizeikontrollen mitten im Nix in denen ganz wichtig hinten ins Auto geschaut wurde um uns schließlich weiterzunicken.


In Posada waren wir dann sehr gut essen, die Argentinier können das mit dem Steak einfach. "Mit Papi isst man nie schlecht" hatte uns Eric noch gesagt - stimmt. Übernachtet wurde im Hotel mitten am Hauptplatz, für kein Geld weil der Peso gerade so brutal an Wert verliert.

Freitagmorgen sind wir früh über die Grenze und mit neuem Stempel im Pass nach Encarnacion, kurzer Stop bei der Costanera und direkt weiter.

Costanera Encarnacion

Ein weiterer Stopp bei einem Hotel wo sich wohl nach dem Krieg viele Nazis versteckt haben sollen, lernten wir viel über diesen eher düsteren Teil der Geschichte Paraguays. Die damalige Diktatur war den Flüchtenden wohl sehr positiv gesonnen und nahm so unter anderem Josef Mengele, den Todesdoktor aus Auschwitz auf um ihn bis zu seinem Tod erfolgreich zu verstecken.

Die Geschichtsstunde ging bei Paraguays Hauptattraktion (und einzigem Unesco Kulturerbe) weiter, den Jesuiten Ruinen. Weil früh dran waren wir ganz alleine und hatten mit der super Führung eine echt gute Zeit.


Um den deutschen Einfluss der Region weiter zu unterstreichen gab's Mittagessen in "Hohenau" mit Leberkas und Bratkartoffeln. Super lecker und dann ab die Post gen Asunción und während dieser Teil Paraguays so tut als gäbe es auch Hügel, waren wir schnell zurück in flacher Landwirtschaft. Aus einer Idee noch zur Ranch von einem seiner Kumpel zu fahren und noch mehr über Kühe zu lernen wurde dann leider nix. Angerufen, aber besagter Freund war auch schon in Asunción und wir sind bis heute nicht sicher, ob der Plan je so existiert hat. Anstatt wie geplant Sonntags zurückzukommen waren wir nämlich nach zwei sehr autoreichen Tagen am Freitagabend um 20.00Uhr zurück. Naja auch Wurst, wenn auch kürzer als gedacht war es sehr schön und interessant und wir ließen den Abend mit Billard und Bier ausklingen.

Für den nächsten Ausflug gab es dann schöneren Anlass: Carolin, Ari's Schwester, kam zu Besuch und da zwei Wochenenden mit uns geplant waren, war für uns klar, dass eines davon, aus Mangel an Sightseeing Möglichkeiten auf jeden Fall außerhalb der Stadt stattfinden musste.

Nach 24 Stunden Anreise für die Carolin holten wir noch zusammen das Auto für den Roadtrip und nach kleinem Abstecher in die Innenstadt: Nach der Rooftop Bar im bunten Viertel San Jeronimo ging's früh ins Bett (Carolin wird sich eventuell aus Müdigkeitsgründen nicht mehr dran erinnern ;) )

San Jeronimo


Trotz der zu erwartenden Anstrengung und Müdigkeit der Anreise haben wir den freundlichen Plan geschmiedet am nächsten Tag möglichst um 7 Uhr morgens zu einer Wanderung zu Paraguays höchsten Berg zu starten!

An dieser Stelle ein kleiner Exkurs: Wie Paraguayer einen Ausflug planen: Eigentlich wollten wir schon vor und seit Wochen mit dem gesamten Pofi genau diese Wanderung machen. Es wurde auch viel darüber geredet, viel gewhatssapped, viele Busunternehmen angerufen, viele Kumpels/Familie/Verlobte/... eingeladen, und naja ist dann doch nicht passiert. Hora Paraguaya aber doch irgendwie ein neues Level an Verplantheit erreicht :D

Zum Glück war das frühe Aufstehen kein Problem, denn statt unsere Abendessenspläne zu verfolgen war Carolin um 8 im Bett und ab 5 Uhr blitzewach.

Autofahren in Paraguay, sei an dieser Stelle gesagt, ist gar nicht so beängstigend wie uns hier alle sagen und auch wir sind froh unseren ursprünglichen Schwur hier niemals hinterm Steuer zu sitzen doch gebrochen zu haben.

Wir fuhren Richtung Osten nach Villarica, kurzer Empanada Stop, Wetter gecheckt und beschlossen eine Nacht in Villarica zu bleiben. Nach einer weiteren Stunde Fahrt stiegen wir also durch dichten Dschungel und sehr steil auf den höchsten (!) Berg des Landes.

Manch einer kann den höchsten Berg des Landes hier schon am Horizont erahnen!

Schwieriger und anstrengender Aufstieg, allerdings ist der Berg dann eben doch nur 850m hoch. Oben trafen wir unseren Boss, Mateo, und nachdem er von drei Stunden Höllenaufstieg für ihn berichtete waren wir ganz froh, dass der Ausflug mit Carolin und nicht mit dem Pofi stattfand. Wir waren in einer Stunde oben.


Auf Empfehlung von Rachel und Ferchie quartierten wir uns im Kuckucksuhren Hotel ein für die Nacht und haben erstaunlich gut gegessen. Nachdem uns die deutsche Besitzerin mit Hinweis auf den Paraguay Reiseführer auf dem Tisch ansprach ob wir sie darin gefunden hätten ist dem Hansi leider ein kleiner Lacher entglitten und die Worte: "Nein, der Reiseführer ist leider so schlecht, dass er so lange nicht meine Aufmerksamkeit fesseln kann". Während Ari und Carolin die Situation offenbar besser gelesen hatten und innerlich die Hand an die Stirn schlugen, schlug die Besitzerin dieselben auf den Tisch und sagte: "Was bitte ist daran schlecht? Ich kenne zufällig die Autorin!" (......!) Nachdem sich dann sehr unangenehm aus dem Fettnäpfchen geredet war, bekamen wir trotzdem viele Empfehlungen für den Heimweg am nächsten Tag. Eisenbahn Museum, Holz-Kirchen, und hauptsächlich müde Augen auf Knopfdruck. Weil diese Tipps alle exakt so langweilig klangen wie der Reiseführer waren sich alle Beteiligten siche, dass die Besitzerin nicht nur die Autorin kannte sondern es wahrscheinlich selbst war.

Für Sonntag entschieden wir uns dann gegen Paraguays angeblich schönsten Wasserfall, Salto Cristal, wegen fehlendem Wasser, und machten uns nur gemütlich auf den Rückweg. Und dann kams überraschend, dass das langweilige Buch doch noch für was gut war, es hat uns auf dem Weg ein Chipa Museum empfohlen. Was für euch langweilig klingt ließ für uns als Riesenfans dieses köstlichen Gebäcks die Augen glitzern und wir düsten also hin. Zufälligerweise war Nationalfeiertag fürs Dorf, an dem sie Kindersoldaten aus einem vergangenen Krieg gedachten. Wir trafen eine suuuper nette Tanzgruppe, die vor der malerischen Kirche in ihren tollen traditionellen Outfits ein Fotoshooting veranstaltet zudem wir dann auch eingeladen wurden.

Weiter ging der Roadtrip mit zunehmend schlechterem Wetter und dadurch kürzeren Stopps zur heiligsten Kirche Paraguays, Cacupé und deren Aussichtsplattform. Die erste Eisenbahn nahmen wir im Vorbeifahren mit und obwohl so ziemlich jedes südamerikanische Land von sich behauptet die erste des Kontinents gehabt zu haben ist das eventuell die zweitgrößte Attraktion Paraguays :D Den Pflicht-Erdbeerstop in Aregua ließen wir uns trotz des Regens nicht vermiesen und bekamen dafür eine Tanzeinlage von Kindern was uns alle sehr an die Abschlussaufführungen von Carolins Grundschulkindern erinnerte.


Zurück in Asunción das Auto abgegeben und Carolin entschloss für uns alle goldrichtig noch zum Paulista zu flanieren und dort Abend zu essen. Mit dem All-you-can-eat Konzept einer brasilianischen Churrasqueria bei dem Kellner an langen Grillspießen geilstes Steak und zwischendurch gezimtete, gegrillte Ananas an den Tisch bringen ist das eigentlich auch eine der größten Attraktionen Paraguays. Eigentlich möchten wir auch jedem Leser ans Herz legen vielleicht allein deswegen mal nach Paraguay zu reisen ;)









Antworten

#paraguay#asunción#encarnacion#aregua#cerrotreskandu