Neuseeland/Südinsel & Australien/Victoria
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18.12.2018 Camper-Reparatur mit 170km Umweg, Christchurch und Ashburton

Veröffentlicht: 22.07.2019

Dienstag 18.12.18

Ab 4h bin ich wach und überlege erneut, was ich machen soll. Ich setze ein Mail an die Camper-Vermittlung in Deutschland ab, da ich im Camper das WLAN des Campgrounds nutzen kann. Denn meine SIM-Karte nutzt mir hier in den Bergen gar nichts. Hier gibt es kein Netz. Heißt also auch, dass ich, sobald ich hier abfahre, erstmal keine Mails, Anrufe, Messages absetzen kann. Die Campervermittlung reagiert zwar, weist mich aber locker darauf hin, dass ich ja nur eine Budget-Camperkategorie gemietet hätte. Das wiederum stimmt nun gar nicht, sondern ich habe leider die Budget-Kategorie nicht mehr buchen können und man umschreibt dieses Modell als modernen Camper. Hilft in diesem Moment auch nicht. Man empfiehlt die Vermietung in Christchurch zu kontaktieren – was aber ohne Telefonnetz nicht geht. Oder, dass ich am Morgen in der Nähe eine Vertragswerkstatt anfahren soll. Nur die nächste Werkstatt ist in Greymouth und das ist der Westen, wo das Unwetter noch mehr tobt, als hier und ich, um dazu mehr herauszufinden, ohnehin bis mind. 9h warten müsste, bis Wendekreisen aufmacht. Also entscheide ich mich, gleich zu Wendekreisen bis nach Christchurch zurück zu fahren, weil diese fruchtlosen Diskussionen mit Mails, die ewig hängen und wg. des schlechten WLANS nur langsam oder gar nicht rausgehen, mich jetzt nur Zeit kosten, aber nichts bringen. Ich brauche vor Ort jemanden und keinen Schlauberger in Deutschland, der erstmal sagt, ich möge ihm vom Bedienpanel ein Foto schicken (das aufgrund der WLAN-Qualität überhaupt nicht rausgehen will). Klar, die Vermutung ist erstmal: Ich habe einen falschen Knopf gedrückt…

Um 6h sitze ich in der Camp Kitchen, die super ist, nutze dann hier eben Wasserkocher und Toaster, rüste mich kulinarisch für das, was heute noch kommt. Bis ich wieder alles verstaut habe und versucht habe, weitere Infos nach Deutschland an die Agentur zu übermitteln und etwa 7 x ein Mail neu schreibe, neu sende, neu abbreche – ist es 7.30h und ich verlasse den Campground. Es schüttet aus Eimern und die Windböen sind nicht von schlechten Eltern. Teilweise muß ich an der Strecke aufpassen, nicht in abgerutschtes Geröll zu fahren. Diese Fahrt ist echt die Pest.

Bei 2,80m Höhe ist dieser Camper extrem windanfällig und Kurven plus Fallwinde aus den Bergen, dazu strömender Regen – ich noch mit jet lag. Der Camper müht sich durch alle Steigungen und der Boden unter meinen Füßen ist knalleheiß. Als ich hinten in den Wohnbereich einsteige ist dort der Boden auch extrem warm. Ich frage mich, ob ich noch damit rechnen muß, dass mir das Getriebe auf dieser Reise um die Ohren fliegt, weil Berge, Kurven, Hügel, Hoch- und Runterschalten – das wird es hier täglich geben. Und da das Teil offenbar einen sehr schlappen Motor hat, muß ich häufig an Steigungen im 2. Gang bei hoher Drehzahl fahren, damit ich nicht rückwärts rolle. Es reicht mir echt. Nach 3,5 Stunden erreiche ich Wendekreisen in Christchurch, die Vermietung des Campers. Die tauschen die tote Box aus, diagnostizieren, dass sämtliche Sicherungen rausgesprungen sind und zeigen mir, wo der Sicherungskasten sitzt. Um den zu erreichen, muß ich das halbe Bett abbauen und eine große Holzklappe öffnen, mich in den Camper legen und kann dann die Sicherungshebel wieder hochdrücken. Wendekreisen selbst schreibt den Camper ohne Klimaanlage aus. Also den Fehler hat die Vermittlung in Deutschland zu verantworten. Der Kühlschrankregler wird mit Gewalt auf 6 gedreht, was aber in der Folge nicht zu wirklich mehr Kühlung führt, sondern nur dazu, dass das ungenutzte Eisfach zufriert.

Der Fahrersitz lässt sich in der Lehne nicht verstellen, außer, man schiebt den Sitz nach vorn. Was wiederum etwas beknackt wäre, weil man dann mit den Knien lenken kann. Also entweder zu dicht an den Pedalen und dem Lenkrad, oder weiterhin sitzen wie in der Rückenschule. Dieser Camper und ich – wir werden keine Freunde. Ich sehne mich nach meinem alten Toyota-Camper, den ich im Januar 2018 in Tasmanien hatte. Älter und deutlich besser. Mit 283.000 km ist dieser Mazda-Camper, den ich nun für 18 Tage unterm Hintern habe, noch vergleichsweise „neu“. Einziger Vorteil bei Wendekreisen scheint mir im Moment nur noch, dass ich Schotterstraßen fahren darf.

Ich habe zwischendrin in Springfield, etwa 60km vor Christchurch für 80$ nachgetankt. Da war ich 300km gefahren. Also mit der Tankgröße werde ich noch meinen Spaß haben.

Gegen 12.00h fahre ich vom Hof bei Wendekreisen und bin immer noch planlos, was ich nun mit diesem halben Tag anfangen soll. Eigentlich will ich nicht wirklich nach Christchurch rein, aber da es ab abends auch hier regnen soll, entscheide ich mich für ein paar hoffentlich noch trockene Stunden in der Innenstadt und schaue mal, wie sich die Stadt in den letzten 4 Jahren entwickelt hat. Davor will ich mal in das Antarctic Center, was ich nie geschafft habe. Ich muß allerdings abdrehen, als ich sehe, dass die 59.90 $ Eintritt wollen. Bei aller Liebe – nee.

Die bunten Laden-Container in Downtown Christchurch, die man Re:Start genannt hatte, sind verschwunden. Es sind neue Ladenpassagen entstanden, irgendwie wirkt das alles unpersönlich und sehr nüchtern. Klar. Hier fehlen gewachsene Strukturen, die sind 2011 dem Erdbeben zum Opfer gefallen. Immer noch gibt es viele Baustellen und die Bauweise der nun entstehenden Neubauten scheint mir fast ausschließlich aus mächtigen Stahlträgern zu bestehen. Es gibt weiterhin genug Ruinen, meist abgestützt mit schrägen Trägern und abgeschirmt mit Bauzäunen. Die Gedenkstätte 185 empty chairs ist auch immer noch vorhanden und die vielen Brachflächen der ehemals bebauten Grundstücke bieten immer noch massig Parkplätze. Ich bummele ein wenig umher, hole mir ein Eis und flüchte gegen 16h vor aufkommendem Regen und ziemlich kaltem Wind in den Camper und entscheide mich, nun nach Süden zu fahren. Die Wettervorhersage gibt für die nächsten Tage nur mieses Wetter an. Lediglich ein kleiner Flecken ganz am Ende der Südinsel scheint trockener zu sein. Ansonsten drohen jetzt Temperaturen von 11-15°C, Regen und viel Wind. Wie traumhaft. Hochsommer in Neuseeland. Man steckt halt nicht drin.

Ich fahre über den Highway, was zunehmend anstrengender wird, als der Wind weiter auffrischt und der Sog von entgegenkommenden LKWs meinen Camper ins Schlingern bringt. Die Sturmböen, die hier angesagt sind, sollen bis 90kmh sein und ich klammere mich mit aller Kraft ans Lenkrad, um das Auto in der Spur zu halten. Gegen 18.00h fahre ich in Ashburton ein. Das Wetter hat sich aufgeklart, aber der Wind ist konstant gemein. Für 30$ stelle ich mich an eine powered site. Quälend langsam erwärmt sich eine Dose Essen auf dem Campingplatz-Herd, ich genieße das warme Essen, denn draußen kann man nicht sitzen, ohne vom kalten Wind weggefegt zu werden. Kurz darauf kommt der Regen und ich liege in meinem Camper, etwas planlos, wie ich die nächsten Tage gestalten soll, da ich eigentlich hier langsam abbiegen wollte, um im Inland ein paar Pässe zu fahren. Das kann ich knicken. Nach tagelangem Regen fahre ich keine Schotterpisten durch die Berge.

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