Veröffentlicht: 26.09.2019
"Schneeweisse Gletscher, sprudelnde Flüsse und über 6000 Meter hohe Gipfel: Der Santa Cruz Trek zählt zu den schönsten Wanderrouten Perus. Die eindrucksvolle Tour führt in vier Tagen mitten ins wilde Herz der Cordillera Blanca und durch den Nationalpark Huascaran."
Natürlich wollten wir diesen Trek auch machen. Doch schöne Worte machen noch lange keine perfekte Wanderung. Darum hier unsere persönlichen Eindrücke von diesem Trek.Tag 1: Um 03.15 Uhr riss uns der Wecker aus einem unruhigen Schlaf. Die ganze Nacht feierten die Einheimischen bei uns in der Nähe ein Fest mit Böller und lauter Musik, was bei den dünnen Fenstern und Wänden hier gleichkommt, als stünden sie bei dir im Zimmer. Party – Party! Auf unserem Weg zum Collectivo, merkten wir, dass das Fest eigentlich gar nicht so nahe war, denn wir kamen an dem Ort vorbei und beschleunigten unseren Schritt, als eine Gruppe betrunkener Peruaner uns entgegenkam. Das nächste Mal bestellen wir uns lieber wieder ein Taxi. Um 4.00 Uhr erwischten wir dann die zwei letzten Plätze im Sammeltaxi nach Yungay und die Reise konnte beginnen. Das Gefühl der Entspannung hielt aber nicht lange, denn in einer Seitenstrasse hielt das Collectivo plötzlich abrupt an und alle Männer stürmten aus dem Bus. Überfall? Was geht? Wir bekamen dann mit, dass eine Schlägerei im Gang war und die Männer aus unserem Bus schlichten wollten. Als wir wieder komplett waren, konnte die Fahrt dann endlich beginnen. In Yungay stiegen wir in einen anderen Bus um und da wir die einzigen waren, hatten wir eine private, holperige Fahrt über einen schneebedeckten Pass bis wir endlich nach weitern drei Stunden in Vaqueria unserem Ausgangspunkt ankamen. Noch keinen Schritt gewandert und eigentlich schon genug erlebt für den ganzen Tag. Da wir noch nichts gegessen hatten, setzten wir uns erstmals auf einen Stein und kamen etwas zur Ruhe. Frisch gestärkt und wieder motiviert starteten wir dann in den Santa Cruz Trek. Zu Beginn passierten wir noch einige Häuser, doch schon bald kamen wir in der Natur an. Und ja, es ist schön! Ein Bach gurgelt verspielt neben dem Wanderweg, hohe, schneebedeckte Berge zäumen das Tal, eine weite Hochebene mit lichten Wäldchen. Doch die schönste Natur kann den Regen nicht stoppen. Zuerst leicht nieselnd aus dem Nebel – pha .. wir sind doch nicht aus Zucker, zu grossen Tropfen mit peitschendem Wind – ach scheisse unsere Jacken sind nicht dicht genug. So trotteten wir, nun mit je einem grossen Plastiksack über den Schultern, das Tal hinauf und fanden den Santa Cruz Trek nur noch irgendwie blöd und gemein. Kurz vor unserem geplanten Schlafplatz hörte der Regen dann aber zum Glück auf und wir konnten wenigstens im Trockenen unser Zelt aufstellen. Knapp eingerichtet, begann es aber wieder zu tropfen und wir verkrochen uns für zwei Stunden in unseren Schlafsack. Im Dämmerlicht kochte Silvio im Schutz eines grossen Steins dann unsere Pasta mit Tomatensauce, welche wir im Zelt verschlangen. Kurz Zähne geputzt, abgewaschen, Pipi gemacht und gute Nacht. Wenn das Wetter morgen nicht besser ist, brechen wir ab!
Tag 2: Das Wetter war besser. Im Sonnenschein konnten wir all unsere Sachen einigermassen trocknen und das erste Mal, blitzte die wirkliche Schönheit dieser einzigartigen Landschaft auf. Wow, was für ein Morgen. Weil der Sonnenschein aber auch die herumliegende Eselscheisse erwärmte, schlüpften hunderte! kleine, fiese Mücken und attackierten uns in einem grossen Luftangriff. Also schnell alles zusammenpacken uns los. Der Weg stieg dann stetig und steil den Berg hinauf, bis wir ausser Atem auf dem Pass Union ankamen. 4750 Meter über Meer. Höher als der höchste Punkt in der Schweiz. Geil, was für ein Gefühl. Und das Beste war, das Wetter spielte immer noch mit. Okay, der Ausblick hier oben ist gewaltig. Da wir den Pass für uns hatten, genossen wir diesen Punkt und machten uns erst nach einer Weile auf den Abstieg. Gut gelaunt, aber müde kamen wir an unserem nächsten Schlafplatz an. Die Sonne schien und wir konnten uns gemütlich einrichten und die restlichen Sachen trocknen lassen. Zum Abendessen gab es dann Stocki und Würstchen in der Abendsonne. So geht das.
Tag 3: Aufwachen, horchen, irgendwelche Tropfen, nein, okay, aufstehen. Im Sonnenschein gab es ein Nutellabrötchen und einen Pfefferminztee. Da sich aber etwas zusammenbraut, trödeln wir nicht lange herum und machen uns schon bald auf den Weg zum schönsten Berg der Welt. Bevor wir weiter das Tal hinunterwandern, möchten wir noch kurz zum Basecamp Alpamayo aufsteigen. Leider hatten wir bereits gestern bemerkt, dass sich die Sohle von Carlas Wanderschuh beginnt abzulösen (trotz frisch vom Schuhmacher in der Schweiz). Da die Sohle aber noch hinten und vorne fix am Schuh ist, beschliessen wir einfach mal weiter zu gehen (was bleibt uns auch anderes übrig). Leider verdichten sich die Wolken und hüllen die Spitze des Alpamayos immer dichter ein. Da die Sohle sich auch weiter ablöst, halten wir am Aussichtspunkt zum Alpamayo und verzichten aufs Basecamp. Wir flicken den Schuh mit einer Schnur und machen uns auf den Abstieg. Was für eine gute Entscheidung. Tropf – tropf – tropftropftropf… Ja, der Regen hat uns wieder. Unmotiviert bringen wir die restlichen Kilometer von heute hinter uns und stellen unser Zelt auf. Gegen den Abend lichten sich die Wolken und wir können unser Abendessen doch noch draussen vor dem Zelt kochen und essen. Was gab es wohl? Genau, Pasta!
Tag 4: Die Nacht war nicht so prickelnd, Carla hatte wohl zu viel Sonne abbekommen und es war abwechselnd zu heiss und zu kalt. Also machten wir noch schneller als sonst, denn eine weisse Regenwand schob sich langsam durchs Tal auf uns zu. Der Abstieg war dann mühsam. Immer wieder wurden wir nass und der Weg war durch die vielen Packeseln von den Tourigruppen, die ihren Rucksack nicht selber tragen können, so kaputt und zerfurcht, dass wir nur langsam hinunterkamen. In Cashapampa ging dann alles sehr schnell, ein Collectivo (7 Plätzer) wurde mit 9 stinkenden Wanderer und ihren neun grossen Rucksäcken (über-)füllt und brachte uns in einer stündigen Rumpelfahrt zurück nach Caraz. Dort stiegen wir in ein anderes Collectivo um, welches uns zwei Stunden halsberecherisch nach Huaraz fuhr. Der Fahrer war ein Idiot – sorry.
Resümé: Der Santa Cruz Trek hatten wir leider wettertechnisch von einer durchzogenen Seite kennengelernt. Die Landschaft ist teilweise atemberaubend schön und einzigartig. Für uns war es ein Abenteuer, solch einen Trek auf eigene Faust zu machen und im Nachhinein haben wir den Regen vergessen und sind stolz und zufrieden. Und ja, auch wenn nicht alles immer Sonnenschein ist, sind doch auch die schwierigen Momente, die wir zusammen durchstehen irgendwie muyromantico. Und mit nigelnagelneuen Wanderschuhen für Carla freuen wir uns auf neue Treks in Cusco.