M&M on Tour
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Unsere erste Kreuzfahrt auf dem Amazonas auf einem Frachtschiff

Veröffentlicht: 23.09.2016

Tag 1:

Heute ist es soweit! Der Tag der Tage! Die Reise in den Amazonas Dschungel, dem gefährlichsten natürlichen Ort auf der Welt, kann auf dem berühmten Amazonas-Fluss beginnen. Denken zumindest wir! Nach einem Telefonat des Hostel-Besitzers mit dem Kapitän stellt sich heraus, dass das Boot, das heute um 14 Uhr hätte in See stechen sollen, erst am nächsten Morgen um 6 Uhr früh losfährt. Auch gut, dachten wir uns. Somit blieb mehr Zeit um die letzten Besorgungen zu machen. Auf der Einkaufsliste stand, eine Hängematte, genügend Trinkwasser und Süßigkeiten/Snacks und frisches Obst. Nachdem uns ein Einheimischer freundlicherweise beim Kauf der Hängematte unterstützte, brachten wir diese anschließend zum Frachtschiff Eduardo VI. Dort bauten wir unser „Lager“ auf und verließen dann anschließend das Boot wieder um die restlichen Besorgungen zu machen und später am Abend mit Gepäck und Nahrung an Bord zurückzukehren. Den restlichen Abend verbrachten wir damit, beim Beladen des Nachbarschiffes zu zusehen. Die einfachen Kisten und Säcke (30-50 kg) wurden auf den Rücken unzähliger Träger auf das Schiff gebracht. Kaum zu glauben, dass sie zudem noch zwei 40-tonnenschwere LKW‘s über Holzplanken auf das Boot fahren liesen. Wir hatten schon wetten drauf abgeschlossen, wann die Planken brechen, aber die Einheimischen wussten es wohl besser. Die Planken hielten dem Gewicht stand und beide LKW’s schafften es sicher auf das Boot. Nachdem das größte Spektakel vorbei war hielten wir uns noch ein wenig auf dem Oberdeck auf, wo wir auch promt von den ersten Rießenkäfern angegriffen worden. Diese haben sich einfach in die Klamotten oder die Haut eingehakt und waren gar nicht so einfach wieder los zu werden. Ein Exemplar davon könnt ihr auf den Bildern sehen. Nachdem uns die Insektenplage dann doch etwas zu viel wurde, verzogen wir uns in die Hängematten und schliefen glücklich, endlich die Reise beginnen zu können, ein.

Tag 2:

RING!!!!! RING!!!! RING!!!! Die Glocke schellt mit ohrenbetäubenden Lärm. Es ist 5 oder 6 Uhr, ich weiss es nicht genau. Auf jeden Fall ist es die Frühstücksglocke! Wir, noch völlig schlaftrunken, beobachten wie alle Peruaner in Mordsgeschwindigkeit nach unten huschen um sich das begehrenswerte Frühstück zu ergattern. Es gibt 2 Butterbrötchen und eine weiße Suppe (evtl. Milch oder auch einfach Amazonas Wasser). Beim Anblick dieser, verzichten wir aber lieber darauf und begnügen uns mit den Brötchen und ein, zwei mitgebrachten Mandarinen. Nach dem Frühstück geht es aber nun endlich los. Das Boot legt ab und wir starten unsere Reise Richtung Iquitos, einer Großstadt (600.000 Einwohner) mitten im Dschungel (im Umkreis von 450km keine Zivilisation), die nur über den Flussweg oder per Flugzeug erreichbar ist. Es geht durch relativ schmales und wohl auch stellenweise seichtes Gewässer. Voraus fährt ein kleines Beiboot, dessen Crew mit einem langen Stab bewaffnet ist um die Wassertiefe zu messen. Auf Sonar oder GPS hat unser Frachter der Einfachheit halber wohl einfach verzichtet, selbst ein einfaches Echolot gibt es nicht, ein langer Holzstab muss reichen. Nachdem die Engstellen passiert wurden, wurde der Fluss auch wieder breiter und wir genossen die Landschaft die uns umgab. Viel grüne und zum Teil dicht bewachsene Waldabschnitte, Felder und vereinzelt Hütten am Flussufer. Das Panorama war atemberaubend und lud zum Entspannen und verweilen in der Hängematte ein. Nachdem die Uhr Zwölf schlug, ertönte mit einer Pünktlichkeit auch wieder die Essensglocke. Mittagessen!! Und die Peruaner stürzten sich wieder Richtung Küche. Es gab Hühnchen mit Reis (welch ein Zufall). Das Essen machte satt, wäre aber in jedem Sternerestaurant gnadenlos durchgefallen. Zu Gute kann man ihm halten, dass es zumindest üppige Portionen waren. Zumindest wurde nicht an am Reis gespart. Nachdem die Mäuler und Bäuche gestopft waren ging es auch schon wieder, und wie sollte es auch anders sein, für ein kleines Verdauungsschläfchen oder zum sonstigen Verweilen in die Hängematte. Ich (Max) muss ehrlicherweise gestehen, dass ich mich zu diesem Zeitpunkt schon in die Hängematte verliebt hatte. Die weiteren Tage verbrachte ich bis auf die Sanitär- und Essensgänge ausschließlich in der Matte und es war toll! (Anmerkung Marius: Man musste ihn wirklich zum Aufstehen zwingen, z.B. um den Nachthimmel zu betrachten) Aber jetzt zurück zum Tag; Am Nachmittag ereilte uns ein monsunartiger Regenschauer, der den Himmel dunkel färbte und das Wasser auf das Dach des Bootes trommeln lies. Nach einer Stunde lies der Regen nach und der Himmel klarte auf. Perfekt für die bevorstehende Nacht. Doch bevor es dunkel wurde gab es noch einmal das allseits beliebte Geklingel von der Essensfraktion. Es gab eine Suppe, bestehend aus zerkochten Nudeln, Kochbanane und einem Stück Rindfleisch. Yammy ;) (Anmerkung Marius: Ich bin mir ziemlich sicher alles wurde mit Amazonwasser gekocht) Nach einem Atemberaubenden Sonnenuntergang den Max nur auf den Fotos gesehen hat (Er lag in der Hängematte), wurde es dunkel und wir gingen nachdem wir in den Hängematten verdaut hatten auf die Brücke Richtung Steuerstand. Der Himmel war atemberaubend. Es waren unzählige Sterne, die Milchstraße in aller Deutlichkeit und auch die Planeten Mars und Venus zu sehen. Ein unglaubliches Schauspiel, dem wir Zeuge wurden. Noch unglaublicher war es aber, dass unser Schiff, nachdem es schon auf sämtlichen Technikschnickschnack wie GPS und Sonar verzichtete, auch noch vollkommen auf eine Beleuchtung verzichtete. Zur Orientierung wurde immer alle Minute ein Schweinwerfer aktiviert, der den Horizont auf 25 Meter Reichweite von links nach rechts ausleuchtete. Grandios dachten wir uns und gingen dann voller blindes Vertrauen (hier in Peru kann man auch nicht anders) ins Bett.

Tag 3:

Wie könnte der Tag schöner beginnen?! Richtig! Hatten wir schon einmal Gebimmel am Morgen? Also neuer Tag neues Glück! Wir holten uns wieder wie gewohnt unsere zwei Brötchen mit Butter. Heute gab es wieder eine Suppe, die aussah wie das Flusswasser. Wir haben dann wieder dankend abgelehnt. Der Tag begann wie immer ruhig, wir saßen nach dem Essen wieder in den Hängematten und hörten Musik. Das Boot steuerte einen Hafen/Matschhügel mit ein paar Hütten oben drauf an und plötzlich wurde es hektisch an Bord. Alle verstauten ihre Sachen und wir wurden aufgefordert das Boot zu verlassen. Alle etwas ratlos, folgten wir der Aufforderung des Kapitäns. An Land wurden wir von Indianern mit Speeren empfangen. Toller Empfang dachten wir uns und ich glaube die Ratlosigkeit war uns deutlich im Gesicht anzusehen. Wir versammelten uns am Dorfplatz. Dort begann dann auch einer der Indianer/Bewohner mit einer Ansprache. Es ging wohl im Groben darum, auf die Ungerechtigkeit hinzuweisen, die die dort ansässigen Ölförderfirmen anrichteten. So wird wohl systematisch das Wasser verschmutzt und vergiftet, die Wälder gerodet und die Dorfbewohner bekommen, obwohl es ihnen versprochen wurde, keine Anstellung in einer der Firmen. Um Ihren Forderungen nach mehr Gerechtigkeit Ausdruck zu verleihen, haben sie eine Flussblockade eingerichtet, die bereits über 24 Stunden Stand hielt. Deswegen mussten wir mit dem Boot anlegen und uns das Ganze anhören. Gute Sache eigentlich und doch interessant, dass Umweltschutz weltweit wahrgenommen wird und nicht nur ein deutsches Phänomen ist. Nach der Rede ging es wieder an Bord und das Boot tuckerte wieder den Fluss entlang. Nach kurzer Zeit gab es dann bereits schon wieder Mittagessen. Heute gab es leckeren Reis (wer hätte es gedacht), mit Nudeln und Bohnen und einem kleinen Stückchen Huhn. Nach dem üppigen Mittagsmenü ging es wieder in die gewohnte und bestens vertraute Hängematte zurück. Dort konnte man wunderbar bei Musik und bester Panoramalandschaft entspannen und über Gott und die Welt nachdenken. Herrlich! Und so verstrichen die Stunden und es wurde Abend. An diesem Abend bekamen wir einen gigantischen Sonnenuntergang, der den Himmel erst in lilaroten Farbtönen und abschließend in einem spektakulären Goldton tauchte, zu sehen. Das Wasser war zu diesem Zeitpunkt so ruhig und die Luft so klar, dass auch die Spiegelungen des Himmels und der Landschaft im Wasser wunderbar und deutlich zu erkennen waren. Ein wirklich bezaubernder Anblick! Zum Abendessen gab es dann und jetzt dürft ihr drei Mal raten?! Richtig… es gab Kartoffeln mit Reis und Hühnchen! Wuhuuuu! Nachdem wir also auch diesen Abend mit Reis und Hühnchen überstanden hatten, ging es noch ein letztes Mal Sterne kucken ehe die Nacht anbrach und wir uns Müde in die Hängematten zurückzogen.

Tag 4

Der Tag der Ankunft! Nach einer etwas hektischen Nacht (viele mussten wohl in der Nacht an einer Station aussteigen und es herrschte reges Treiben an Deck) begann für uns der Morgen wieder mit dem gewohnten Gebimmel am Morgen. Auf die Suppe verzichteten wir abermals und holten uns unsere zwei Butterbrötchen ab. Noch ein paar Stunden dann würden wir endlich Iquitos erreichen. Noch einmal die letzten Stunden an Bord genießen, das Panorama des Amazonas auf einen wirken lassen. Ein letztes Mal in die Hängematten chillen, Musik hören, entspannen, ehe es dann gegen Mittag soweit war. Wir erreichten den Hafen von Iquitos. Die Bootstour endete und wir machten uns mit Moto-Taxis auf den Weg ins Hostel. Dort wollen wir den Tag nutzen um uns die Stadt näher anzusehen und um dringend Wäsche zu waschen. So langsam wird’s knapp mit den Klamotten. Aber wir sind natürlich bester Dinge und werden sicher eine Wäscherei finden.

Bis dahin liebe Freunde

Gruß Marius und Max

PS: Das einzige was unserem Flusskreuzfahrt-/Frachtschiff den 5.Stern zum Luxusliner raubt, sind die Sanitären Einrichtungen. (Siehe Bilder)

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