Veröffentlicht: 16.08.2019
12. Aug. Ban Houayxay, Laos.
THE GIBBON EXPERIENCE. 🐒
Frühstück um 7 Uhr, Sachen zusammen packen / umpacken. Die nächsten drei Tage verbringe ich im Kam Nam Nationalpark und darf nur einen kleinen Rucksack dorthin mitnehmen. Meinen großen Backpack lasse ich im Büro der Gibbon Experience in der Stadt Houayxay. Im Büro angekommen werden sechs weitere Traveler und ich mit Kaffee und Früchten begrüßt. 🍉 Die Sicherheitseinweisung zu den Ziplines bekommen wir durch einen kurzen Film mitgeteilt und als es dann los geht, wird an jeden eine Capi, ein Paar Handschuhe und eine metallene Trinkflasche verteilt. Wir quetschen uns auf die Britsche eines Trucks und fahren am Mekong entlang aus der Stadt. Mit mir nehmen zwei Pärchen aus Deutschland und aus England, ein ca. 70 jähriger Mann aus Tasmanien und eine Dame aus Amsterdam teil. Vor uns liegt jetzt erst eine eineinhalb stündige Fahrt in Richtung Nationalpark und im Anschluss eine weitere Stunde Fahrt in den Park hinein. Der Guide meinte dazu, dass es sehr gut sein kann dass wir einen Teil dieser Strecke allerdings laufen müssen. Die Regenzeit macht es für die Trucks fast unmöglich die schlammüberfluteten Straßen im Regenwald zu passieren. 🌧️
Nach einer kurzen Pause bogen wir direkt hinter dem kleinen Shop am Straßenrand ab und fuhren durch den Fluss. Ja. Durch den Fluss. Nicht durch einen kleinen Bach oder so, nein. Ein Fluss, der mittlerweile so tief durch den vielen Regen die letzten Tage war, dass wir Angst hatten die Britsche des Trucks könnte geflutet werden. Wir packten also alles was wir greifen konnten und hoben unsere Rucksäcke in die Luft, während wir unsere Füße ebenfalls gen Himmel streckten.
Danach ging es eine Stunde durch den Matsch in den Regenwald. Das meinte er also, als er "now the bumby road" sagte. 😅 Wir wurden hin und her geschüttelt, mussten uns sehr gut festhalten und der Truck hatte stellenweise große Schwierigkeiten sich durch den Schlamm vorzukämpfen. Wir erreichten ein kleines Dorf und mein inneres Kind wurde mal wieder vollkommen ins Staunen versetzt als ich das Haus betrat, in dem wir zu Mittag aßen.
Wie in einem riesigen Indoorspielplatz waren dort mehrere Ebenen aufgebaut, die man bis unters Dach hoch steigen konnte. Ich warf meinen Rucksack zur Seite und kletterte die Stufen empor um den 360° Ausblick über das Dorf zu genießen.
Während dem Mittagessen, welches natürlich aus Reis mit Gemüse bestand, find es leicht an zu regnen. Kam La, unser Tourguide, verteilte an alle Plastiktüten um unsere wichtigsten Sachen im Rucksack vor dem Regen zu schützen. 📱 Ich verpackte also meine Kamera, meine Powerbank, mein Handy, mein Feuerzeug und meine Zigaretten und sprühte mich von oben bis unten mit Mosquitospray ein. Wir wanderten los ins Dickicht des Dschungels. Über schmale Trampelpfade an Reis- und Maisfeldern vorbei bis wir schließlich durch die dicht gewachsenen Bambus Stämme im Schlamm waateten. 🌿 Ich bin so damit beschäftigt darauf zu achten wo ich hin trete, dass mir viel von der Umgebung entgeht. So wie ich anfangs noch völlig hochmütig direkt hinter Kam La hinterher stapfte, so finde ich mich plötzlich ganz am Ende unserer Kolonne wieder, weil ich immer wieder inne hielt um mir die Pflanzen ringsum anzuschauen. 💁🏽♀️
Nach einer Stunde bergauf und mit völlig matschverschmierten Beinen kommen wir an der ersten Station an. Drei unserer Gruppe waren bereits bis oben hin eingesaut, da sie den Boden geküsst hatten. 😁 Kam La verteilte an alle einen Zipline-Gurt und einen Hartplastikeinsatz für unsere Capi's, die nun als Helm dienen sollten. Wir wanderten mit voller Montour weitere 10 Minuten steil den Berg hinauf bis zu der ersten Plattform, die über eine Treppe zu erreichen war und von der ein Stahlseil ins Dickicht gespannt war. Ich hatte meinen Platz direkt hinter Kam La wieder aufgeholt und hängte meine zwei Karabinerhaken also direkt nach ihm ein, wie er es uns an der Base an einem Übungsseil gerade gezeigt hatte. Kam La nahm reichlich Anlauf und stürzte sich mit den Worten "let's see who's gonna make it and who not" lachend von der Plattform zwischen die Baumkronen. 🦸🏼♀️ Ich schaute bedeppert in die Runde, wir lachten alle etwas verunsichert über seine Worte und dann wackelte auch schon das Drahtseil dreimal kurz hintereinander, was das Signal für den nächsten zu starten war. Ich war so perplex, dass ich ohne eine Sekunde nachzudenken so schnell ich konnte los rannte, wie es Kam La getan hatte. Ich sprang von der Plattform, das Seil zwischen Karabiner und meinem Gurt zog sich stramm und einen Augenblick später glitt ich mit einer unfassbaren Geschwindigkeit aus den Baumkronen heraus. ☄️
uff!
Fühlt sich so fliegen an?
Ich schwebte in 100 Meter Höhe über ein Tal aus grünen Bäumen. Grüntöne, wie ich sie selten in so einer Vielfalt gesehen habe. Am Horizont konnte ich Berge über Berge erkennen, ein Dschungeldickicht so weit das Auge reicht! 🏞️ Ich gab ohne es wirklich zu merken ein absolut freude-erfülltes "WUUUUH!" über die komplette Länge der Zipline von mir und fühlte mich lebendig. Richtig lebendig. 🌠 Ich erreichte die nächste Plattform mit Leichtigkeit und Kam La freute sich mit mir über diesen Erfolg. Er sagte, dass man zwischen 50 und 60km/h schnell sein muss um die Plattform zu erreichen und ich war baff. Bitte waaaaaas? Wie schnell war ich gerade? 🤯 Sobald die anderen der Gruppe nach und nach das Ziel erreichten wusste ich warum er sich so mit mir gefreut hatte. Ausnahmslos alle mussten sich die letzten Meter an dem Drahtseil entlang bis zur Plattform ziehen. Wir waren alle natürlich mega happy und die Wanderung zur nächsten Plattform ging im Sauseschritt voran. Ich schaute mir die Technik von Kam La jedes Mal aufs neue an, wie er sich mit Leichtigkeit und so viel Schwung wie möglich in seinen Sicherheitsgurt wirft um sich dann mit den Füßen voraus in die Höhe gestreckt, ganz weit nach hinten zu lehnen. Ich ahmte es mit jeden Mal mehr nach und traute mich von Zipline zu Zipline etwas mehr. Das Gewicht meines Rucksacks war hilfreich um genügend Geschwindigkeit zu bekommen, auch wenn dieser beim Anlauf holen teilweise störte. 🌠 Wir kamen nach zweieinhalb Stunden durch den Regenwald an unserem Baumhaus an.
An der Plattform angeflogen, klippte ich mich von dem Drahtseil los, zog meine Schuhe aus und kletterte die Stufen zur nächsten Plattform hinauf. Mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund schaute ich mich um. 😦 Was ich jetzt um mich herum wahr nahm, sah aus als würde ich träumen. Ein gewaltiges Baumhaus, mit einem Ausblick von dem man kaum den Blick abwenden kann.
Ich lief im Kreis und sog jeden neuen Anblick auf. Die kleine Kochnische in der Mitte, in der Courth (der zweite Guide, der unsere Kolonne schloss) anfing Ananas und andere Früchte zu schneiden. Kam La verteilte die Rattan-Hocker um den runden Tisch, welche er selbst gefertigt hat, wie er währenddessen erzählte. Ich enddeckte vier zusammen geklappte Matratzen, darüber hängende Mosquitonetze und eine weitere Treppe.
Ich zog mich die Stufen hinauf und fand mich auf dem Ausguck wieder. Hier war ebenfalls eine zusammengeklappte Matratze mitsamt Mosquitonetz. 🦟 Ich setzte mich und atmete tief ein. Wow. Ich atmete aus. Immer noch wow. Ich bin überwältigt.
Nachdem wir besprochen hatten was uns die nächsten zwei Tage erwartete, ließen uns Courth und Kam La allein.
Die zwei stiegen die Treppen zu der Plattform mit der Zipline hinab und Kam La gab einen euphorischen Schrei von sich. "Gibbons! Gibbons!" 🐒 Er krackselte die Stufen wieder empor, griff nach dem Fernglas und deutete in die Bäume. Am nächsten Hügel waren deutlich zwei der Affen in den Baumkronen zu erkennen. Ein schwarzes Männchen und ein orangefarbenes Weibchen. 😦 Wir setzen uns alle nebeneinander mit den Beinen über dem Abgrund schwingend an das Geländer und beobachten. Das Fernglas wurde abwechselnd weitergereicht und man konnte den Gibbons gut beim gegenseitigen Entlausen zuschauen.
Kam La meinte, dass es so aussieht als würden sie dort ihr Lager für die Nacht halten und er sollte recht behalten. Auch Stunden später als zwei Mädels des Teams unser Abendessen auf den Ziplines zum Baumhaus brachten, konnten wir sie immer noch an der selben Stelle wieder finden. Nach dem Abendessen setzte ich mich erneut ans Geländer und starrte durch das Fernglas. Sonja, eine ca. 60 jährige Biologie-Lehrerin aus den Niederlanden, entdeckte ein paar Bäume weiter einen weiteren Gibbon! Ein riesiges Männchen, welches sich gerade von Ast zu Ast hangelte. Die Arme der Gibbons sind so unfassbar lang, dass es ein wenig aussah wie Spiderman, der sich voran schwingt. 🐒 Aber so schnell wie dieser aufgetaucht war, war er auch verschwunden.
Den Abend verbrachten wir damit den Sonnenuntergang zu genießen und immer wieder einen Blick auf das schlafende Gibbon-Pärchen in den Baumkronen zu werfen. 🌄 Die Nacht über teilte ich mir mit Sonja ein Bett, da das Bett oben im Ausguck laut Kam La der Lieblingsaufenthaltsort der Ratten war. Wir warfen also die fast blickdichten und sehr schweren Mosquitonetze über unsere Matratzen, vergewisserten uns dass sie auch unter der Matratze fest gesteckt waren, damit die Ratten nicht reinkriechen konnten und legten uns hin. Sonja erzählte mir von ihrer Tochter, an die ich sie wohl sehr erinnere und die Umgebung wurde immer wieder von Blitzen erhellt. Es fing an zu gewittern, der Regen prasselte auf das Rattan-Dach über uns und die Geräusche des Dschungels um uns wurden von dem Donnergrollen übertönt. ⛈️ Ich schlief nach gefühlt zwei Sekunden ein.
13. August Kam Nam Nationalpark
Am nächsten Morgen wurde ich von einem seltsamen Pfeifen wach. Die Gibbons singen jeden Morgen. Es hört sich fast an wie Vögelgezwitscher. 🐒 Ich klappte das Mosquitonetz hoch und wurde von Graham, unserem Teamältesten, mit einem Lächeln und der Frage ob ich auch einen Kaffee möchte begrüßt. Das Frühstück stand bereits auf dem Tisch und nach und nach erwachten auch die anderen. Zum Frühstück gab es Reis mit Gemüse und Frühlingsrollen. Warm. 😅
Ich erzählte Sonja, dass sie mich zu Tode erschreckt hatte letzte Nacht, da sie mich ausversehen einmal gekickt hatte und ich dann für eine halbe Stunde wach gewesen war. Ich dachte im ersten Moment natürlich an die Ratten, von denen Kam La so ausführlich erzählt hatte. 🐀 Ich konnte sie auch eindeutig hören als ich in der Nacht wach war. Minie bestätigte das, denn sie zeigte uns ihren Rucksack durch den sich die Ratten durchgebissen hatten. "I had cookies in there two days ago!" 🍪 Naja, so lang ich die Ratten nicht sehe, ist das okay für mich.
Ich packte mein Handtuch und begab mich zum Zähne putzen einen Stock tiefer ins Badezimmer. Wobei man es nicht als Zimmer betitelt kann, dort gibt es nämlich nicht eine einzige Wand. So eine Dusche wie hier ist aus Träumen gebaut, ich schwöre. 🚿
Überall wo man hinschaut sieht man den Dschungel. Selbst der Boden ist durchlässig, damit das Wasser direkt durchfließt. Ich verbrachte auch gestern abend schon eine Ewigkeit damit zu duschen, mir die Zähne zu putzen und den Ausblick in die Ferne während der Dämmerung zu genießen.
Kam La kam etwas später zum Baumhaus angeflogen und wir legten unsere Gurte um, packten unsere Wasserflaschen und folgten ihm über die Zipline zum Boden. Wir wanderten insgesamt 4 Stunden über Berge um dann erneut von verschiedenen Ziplines hinab zu gleiten. Jede Zipline war einzigartig und der Ausblick jedes Mal aufs Neue umwerfend und atemberaubend. Auf den Trampelpfaden entdeckten wir zahlreiche essbare Pflanzen, massenweise Pilze und Kam La erzählte viel über das Ökosystem des Waldes und wie wichtig es ist dieses zu schützen. 🏞️ In dem höchsten Baumhaus machten wir in 50 Metern Höhe eine etwas längere Pause und er erklärte uns wie schwierig der Anfang ist, wenn man ein neues Baumhaus bauen will.
Erst muss die Zipline in die Höhe gebracht werden. Er selbst hat schon zwei der insgesamt 9 Baumhäuser mit gebaut und war bei einem der Erste, der den Baum mit dem Stahlseil auf dem Rücken hinaufklettern musste. Alles andere wird dann per Zipline in die Höhe transportiert und sobald die erste Plattform fertig ist wird die restliche Arbeit um einiges leichter. Er zählte wie gefährlich der Anfang ist, bevor die erste Plattform steht, da das Wetter innerhalb von Minuten umswitchen kann. ⛈️
Die längste Zipline der Umgebung ist 560m lang und man rauscht mit einem Affenzahn los um es ans andere Ende zu schaffen. Mir gelang das bei allen Ziplines des Tages sehr gut, nur bei der einen wollte ich selbst versuchen zu filmen und konzentrierte mich zu sehr auf meine Kamera als auf mein Gleichgewicht und fing somit an mich zu drehen. Ich bremste ab um meine Richtung zu korrigieren und musste mich am Ende der Zipline ca. 10 Meter bis an die Plattform ziehen. Puh, da merkt man erstmal wie schwach die eigenen Arme sind. 😂 Ich beschloss also das Filmen für die Zukunft bleiben zu lassen und drückte Kam La meine Kamera in die Hand. Er warf sich auf den Ziplines in alle Richtungen und sah dabei tatsächlich aus wie der Gobbin, den wir am Tag zuvor beobachten durften. Wir gleiteten über insgesamt 14 Ziplines und besuchten vier weitere Baumhäuser bevor wir zum Mittagessen wieder in Treehouse Nb. 7, unserem Heim, eintrafen.
Siesta-Time! 😴 Das Mittagessen (Reis und vier verschiedene Toppings) machte sich in meinem Magen breit und ich setzte mich für die nächsten zwei Stunden auf den Ausguck während der Rest der Gruppe ein Mittagsschlaf hielt.
Die Geräuschkulisse war spannend, man könnte kaum definieren ob man Vögel, Affen, Frösche oder sonstige Tiere hört. Ich beobachtete die im Wind tanzenden Bäume und die Spinnen und Insekten, welche um mich herum durch das Baumhaus krabbelten. 🐜🐝🕷️ Unter anderem eine Spinne so groß wie meine Handfläche, die über mir durch das Rattan-Dach krabbelte.
Kam La holte uns etwas später mit ein paar Früchten im Gepäck ab und wir machten uns auf um das größte der Baumhäuser und das Honeymoon-Baumhaus zu erkunden. Auf dem Weg dorthin, welcher erneut abwechselnd aus Wandern und Ziplining bestand, kamen wir an einer Hütte vorbei. Die Küche. Unser Essen wurde also jedesmal etwa zwei Kilometer von unserem Baumhaus entfernt zubereitet und dann zu uns gebracht. 🍲 Die Mädels begrüßten uns und unsere Aufmerksamkeit fiel schnell auf den Makek-Affen, welcher an einem Baum angebunden war. Die Affendame namens Nico wurde drei Wochen zuvor von einem der Guides aus einer Falle befreit, in der sie einen Fuß verlor. Die Guides sind gerade dabei sie wieder aufzupäppeln um sie erneut in die Wildnis zu bringen. Zack, ein Student aus England, ging auf sie zu und bot ihr etwas von den Früchten an. Sofort sprang das Äffchen auf seine Schulter und lehnte sein Gesicht gegen seins. 🐒 Das Fell war unfassbar weich.
Wir setzten unsere Trekkingtour fort, waren bis in die späten Abendsstunden tief im Dschungel unterwegs und genossen so viele unbeschreiblich schöne Ausblicke von den Ziplines während langsam die Dämmerung am Horizont einsetzte. Insgesamt flogen wir 29 mal durch die Lüfte.
Die Wanderwege waren matschig und durch den Sturm letzte Nacht waren Teile durch Erdrutsche und umgeknickte Bäume versperrt. Wir mussten also die vorgegebene Route verlassen und kämpfen uns durch das Dickicht durch den Schlamm bergaufwärts. Die gesamte Gruppe krackselte auf den Knien und mit den Händen den Hang hinauf und ich rutschte kurz bevor ich den eigentlichen Trampelpfad erreichte ab. Ich rutschte die kompletten 3-4 Meter, die ich mich gerade heraufgekämpft hatte auf meinem Hintern wieder hinunter. 🙃 Weil's so schön war, gleich nochmal! Wir freuten uns als wir an die Baumhäuser gelangten, welche beide unfassbar schön sind. Flitterwochen im Dschungel mit Ziplining und einem riesigen Baumhaus nur für sich? why not?
Auf dem Weg zurück zu unserem Baumhaus entdeckte Kam La den Bau einer Königskobra nur knapp einen Meter von unserem Pfad im Dschungeldickicht. 🐍 Im Baumhaus angekommen setzten wir uns im gedimmten Licht der einzigen Glühbirne erneut um unseren kleinen Tisch und hatten ein unfassbar umfangreiches Abendsessen mit vier verschiedenen Mahlzeit und laotischem Rum. Wir schütteten den Rum in unseren Kaffee oder Tee, da er pur kaum zu ertragen war. ☕
Ich beschloss duschen zu gehen und fand mich, abgesehen von dem schwummrigen Licht der einzigen Glühbirne auf diesem Stockwerk, in der Dunkelheit des umliegenden Dschungels wieder. Ich war gerade dabei mich wieder anzuziehen als plötzlich das Licht komplett ausging. Ich gab ein "Eeeyyy." von mir und hörte die Gruppe über mir lachen, während Kam La "Fireflies! Fireflies!" rief. Ich zog meine Hose an und tastete mich zurück zu den Stufen. Meine Augen gewöhnten sich recht schnell an die Dunkelheit und ich stieg die Umrisse der Treppe hinauf. Am Baum neben unserem leuchteten abwechselnd kleine Punkte auf. 🐞 Die Glühwürmchen zogen für ein paar Sekunden ein Leuchten durch die Luft bevor sie wieder erloschen. Ich hatte noch nie in meinen Leben Glühwürmchen gesehen und setzte mich für die nächste Stunde ans Geländer um zu beobachten. Magie. Das war für mich reinste Magie. 🌠 Also Sonja und ich uns ins Bett legten und das Mosquitonetz gründlich unter unsere Matratze stopften, begann es erneut zu regnen. Ich schlief erneut in minutenschnelle und total glücklich ein.
Um 5 Uhr wurde ich von Sonja's Stirnlampe geweckt, die mir direkt ins Gesicht leuchtete. Es hatte immer noch nicht aufgehört zu regnen und über unserem Bett tropfte es durch das Rattan-Dach auf unser Mosquitonetz bis durch auf Sonja's Teil der Matratze, welche am Rand schon komplett nass war. Wir kletterten hinaus, erwischten eine Ratze, die sich gerade durch den Mülleimer kruschtelte und dann wie ertappt in der Dunkelheit verschwand. Sonja leuchtete auf unser Mosquitonetz und wir fanden eine Pfütze vor, welche sich über die letzten Stunden angesammelt hatte. 🌊 Wir kippten das Wasser hinaus und legten einen Regenponcho über die Stelle. Wieder im Halbschlaf wurde ich eine halbe Stunde später von Wassertropfen auf meiner Stirn wach. Mein übermüdetes Ich war aber in einer "mir doch egal" - Stimmung und ich packte mein Kissen, drehte mich auf der Matratze um und ließ es auf meine Beine weitertropfen. 🤷🏽♀️
Am nächsten Morgen wurden wir durch das Geräusch der Ziplines in unser Baumhaus um 7:30 Uhr wach. Was für eine erholsame Nacht. Ich krackselte unter dem Mosquitonetz hervor und der immer gut gelaunte Kam La grinste mich an. Wenigstens hatte er Kaffee mitgebracht. 😴 Es hatte immer noch nicht aufgehört zu regnen und der Poncho über dem Mosquitonetz unseres Bettes war mit Wasser vollgelaufen.
Kam La erklärte uns dass wir trotz des Starkregens in zwei Stunden aufbrechen müssen um die 3 Stunden zurück zum Dorf zu wandern. Er wurde vom Gesang der Gibbons unterbrochen. 😍 Wow. Das Pfeifen und Schreien ähnelte eher Vogelgezwitscher.. Wir kletterten die Stufen zum Ausguck empor und erspähten die raschelden Baumkronen in unmittelbarer Nähe. Ich entdeckte einen Baby-Gibbon, welches sich von Ast zu Ast hangelte. 🐒
Wir frühstückten, packten unsere Sachen in Plastiktüten um sie auf der bevorstehenden Wanderung trocken zu halten und zogen unsere Zipline-Gurte an um ein letztes Mal aus unserem Baumhaus heraus zu fliegen. Die Schuhe, welche alle auf der Ankunftsplattform standen waren komplett mit Wasser gefüllt.. habt ihr schonmal versucht mit trockenen Socken in nasse Schuhe zu schlüpfen? Ist nicht so ein nices Gefühl. 😂
Die Wanderwege zurück zum Dorf waren überflutet und schon nach ein paar Meter waren wir alle ebenfalls klatschnass. Ich zog meine Regenjacke, in der es viel zu warm zum wandern war, aus und warf sie über meinen Rucksack als provisorischen Regenponcho. Die nächste Zipline die wir benutzen war krass. Man musste ca. 10 Meter Anlauf nehmen und sprang wortwörtlich in einen Abgrund hinein. Dazu kam, dass es durch das Unwetter bis tief ins Tal neblig war und die Zipline verschwand nach ein paar Metern im Grau. Ein Sprung ins Ungewisse! 🌫️
Nachdem alle heil auf der anderen Seite angekommen waren setzen wir unseren Weg im Schneckentempo fort weiter bergaab. Ein paar Ziplines später und mit komplett matschgefluteten Schuhen kamen wir im Tal an und mussten eine alternative Route in Richtung Dorf nehmen, da der Fluss der neben unserem ursprünglichen Weg verlief diesen hatte verschwinden lassen.
Wir trabten stellenweise knietief durchs Wasser. Kam La machte ständig schon Scherze darüber dass wir den letzten Teil wahrscheinlich schwimmen müssen, da der Fluss jedes Jahr so hoch ansteigt, dass die Brücke zum Dorf nicht passierbar ist. 🏊🏼♀️ Er sollte zum Glück nicht ganz Recht behalten, aber wir liefen Hand in Hand mit dem Wasser bis zu unseren Oberschenkeln durch das Flussbett.
Geschafft! In der Hütte, von der wir unsere Tour zwei Tage vorher gestartet hatten, wartete unser Mittagessen auf uns und wir freuten uns alle über das kühle Bier. Eine Stunde später kam der Geländewagen an, der uns zurück in die Stadt bringen sollte. Wir quetschten uns hinten drauf und los geht's. Die Fahrt war nervenaufreibend, da wir alle komplett am Ende waren und uns durch die holprige und matschige Straße mit beiden Händen irgendwo festhalten mussten.
Der Geländewagen stoppte nach einer Stunde mitten im Nichts. Kam La stieg aus und erklärte uns dass wir mit dem Auto nicht erneut durch den Fluss fahren können wie am ersten Tag und deswegen den Rest zur Hauptstraße laufen müssen. Also erneut eine halbe Stunde im Matsch über kleine Holzplanken über Abzweigungen des Hauptflusses, zwischen Reisfeldern und Bananenbäumen. Als wir schließlich die Hauptstraße erreichten wartete dort bereits ein anderer Geländewagen und uns fielen auf der eineinhalb stündigen Fahrt zurück in die Stadt allen die Augen zu. 😴
Um 16 Uhr erreichten wir das Büro der Gibbon Experience, tranken alle noch gemeinsam einen Kaffee und verabschiedeten uns herzlich. Ich packte meinen Backpack aus dem Lagerraum, schnappte meinen kleinen klatschnassen Rucksack und meine klatschnassen Schuhe und schlürfte auf die andere Straßenseite zu dem Hostel in dem ich die Nacht vor der Tour geschlafen hatte. Die Angestellte grinste mich an, drückte mir einen Zimmer Schlüssel in die Hand und nahm mir meine Schuhe ab um sie unter den Ventilator zum Trocknen zu stellen. Ich hängte meine nassen Klamotten einmal quer im Schlafsaal verteilt an allem auf, das ich finden konnte und schleppte mich unter die Dusche. Gute Nacht! Mit ca. 60 neuen Mosquitostichen, etlichen blauen Flecken und funkelnden müden Augen fiel ich ins Bett. 🌠