Veröffentlicht: 01.10.2016
28.09.2016
Mit einem Fuß im Flieger versuchen wir, auch diesen allerletzten Tag noch würdig zu gestalten. Vielmehr als die Suche nach dem idealen, abendlichen Abschlussdinner und einem Feinschliff in Angelegenheiten der Mitbringselfrage geschehen allerdings nicht mehr.
Die Auswahl des Restaurants, an dem wir uns, erstmals seit längerem, ein tatsächlich bestelltes Mahl, gönnen, könnte nicht schwerer sein. Auckland wird nicht nur in den Reiseführern als kulinarische Metropole gefeiert. Die Vielfalt der Alternativen, die Anzahl der Möglichkeiten, der Anspruch, Perfektion zu erhalten, erschwert unsere Suche wesentlich. Gudi hat einige Vorschläge aus dem Reiseführer. Ich halte mich mehr ans Internet und versuche der, dem Buch des Wissens etwas hörigen Gudi, nahezulegen, dass man schon seit über siebzig Jahren nicht mehr auf Führer hört.
Schlussendlich finden wir eine Variante, die unsere vergangenen Monate ideal repräsentiert. So sitzen wir abends beim Mexikaner und genießen ein letztes Mal Burriotos und Tacos. Die Menge, sowie die (in unseren vergangenen Eigenkreationen) verschmähten Bohnen, lösen in mir einen gewaltigen Ausstoß an Endorphinen aus. Auch die Schärfe, die sich in meinem Wickel finden lässt, stellt in meinen Augen eine hübsche Abrundung unserer Reise dar. So stelle ich meinen Magen vor ähnliche Strapazen wie zum Beginn unserer asiatischen Kulinariktour.
Als wirklichen Schlusspunkt sehen wir den Besuch des Hafens, welcher bei Nacht nicht nur wunderbar beleuchtet ist, sondern auch einen umwerfenden Blick auf die Skyline der Stadt bietet. Hätte ich nach einem idealen Ort und Zeitpunkt gesucht, gewisse Fragen zu stellen, wäre dies wohl hier gewesen. Tatsächlich muss ich aber gestehen, dass ich dieser Angelegenheit noch Zeit geben will. Nun befinde ich mich schon wieder zu Hause und kann daher in dieser Frage meine Urgroßmutter zitieren. So verlautbarte die dreiundneunzigjährige bei unserem gestrigen Telefonat keck: „ No wennstas so lang mit ihr ausghalten hast, weißt wenigstens, dasstas heirtaten musst.“
Pragmatik und Erfahrung des Alters sind sicherlich nicht minder zu bewerten und die Erkenntnis, dass Gudi und ich an ein und demselben Fleck recht harmonisch Agieren können ist sicherlich nicht uninteressant. Dennoch muss ich alle, die eventuell auf einen Climax in dieser Geschichte gewartet haben, vertrösten. Lasst uns hinsichtlich dieser Angelegenheit in ein paar Jahren weitersprechen. Somit will ich auch die öffentliche zur Schau Stellung meiner Beziehung hiermit für die nähere Zukunft einfrieren.